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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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und antwortete: »Wie man ihm beut!« Der Schildbürger aber hatte verstanden: Vieh und Leut.
    Als der Bote mit dieser Nachricht zurückkam, entstand ein großes Wehklagen in ganz Schilda. »O weh!«, riefen sämtliche Einwohner, »wenn der schreckliche Maushund keine Mäuse mehr zu fressen hat, wird er unser Vieh und zuletzt uns selbst aufzehren!« Deshalb beschlossen sie, den Maushund aus der Welt zu schaffen. Da aber keiner das Herz hatte, ihn anzugreifen, brannten sie die Burg an allen vier Seiten an, um das Tier durch Feuer zu töten. Als die Katze das Feuer roch, floh sie in ein anderes Haus. Das steckten die Schildbürger nun gleichfalls in Brand; aber die Katze merkte es und floh auf das Dach. Dort saß sie eine Weile und putzte sich nach Katzenart. Da ergriff einer einen langen Spieß und stach nach ihr. Die Katze aber dachte, er wolle ihr vom Dach helfen; sie ergriff den Spieß und lief an demselben herab. Über solche Kühnheit entsetzten sich die Einwohner so sehr, dass sie alles im Stich ließen und dem Walde zuliefen.
    Weil nun aber niemand das Feuer löschen konnte, brannte ganz Schilda nieder, sodass den Schildbürgern nichts übrig blieb, als fortzuziehen in die Welt hinaus, der eine dahin, der andere dorthin. So kommt es, dass es seit jener Zeit überall in der Welt Schildbürger gibt, denn wo sie ansässig wurden, erzeugten sie Narren, wie sie selber Narren waren.

Der Rattenfänger von Hameln
    Im Jahr 1284 ließ sich zu Hameln ein wunderlicher Mann sehen. Er hatte einen Rock von vielfarbigem buntem Tuch an, weshalben er Bundting soll geheißen haben, und gab sich für einen Rattenfänger aus, indem er versprach, gegen ein gewisses Geld die Stadt von allen Mäusen und Ratten zu befreien. Die Bürger wurden mit ihm einig und versicherten ihm einen bestimmten Lohn. Der Rattenfänger zog demnach ein Pfeifchen heraus und pfiff, da kamen alsobald die Ratten und Mäuse aus allen Häusern hervorgekrochen und sammelten sich um ihn herum. Als er nun meinte, es wäre keine zurück, ging er hinaus und der ganze Haufe folgte ihm, und so führte er sie an die Weser; dort schürzte er seine Kleider und trat in das Wasser, worauf ihm alle die Tiere folgten und hineinstürzend ertranken.
    Nachdem die Bürger aber von ihrer Plage befreit waren, reute sie der versprochene Lohn und sie verweigerten ihn dem Manne unter allerlei Ausflüchten, sodass er zornig und erbittert wegging. Am 26. Juni auf Johannis und Pauli Tag, morgens früh sieben Uhr, nach andern zu Mittag, erschien er wieder, jetzt in Gestalt eines Jägers erschrecklichen Angesichts mit einem roten wunderlichen Hut und ließ seine Pfeife in den Gassen hören. Alsbald kamen diesmal nicht Ratten und Mäuse, sondern Kinder, Knaben und Mägdlein vom vierten Jahr an, in großer Anzahl gelaufen, worunter auch schon die erwachsene Tochter des Bürgermeisters war. Der ganze Schwarm folgte ihm nach und er führte sie hinaus in einen Berg, wo er mit ihnen verschwand. Dies hatte ein Kindermädchen gesehen, welches mit einem Kind auf dem Arm von fern nachgezogen war, danach umkehrte und das Gerücht in die Stadt brachte. Die Eltern liefen haufenweis vor alle Tore und suchten mit betrübtem Herzen ihre Kinder; die Mütter erhoben ein jämmerliches Schreien und Weinen. Von Stund an wurden Boten zu Wasser und Land an alle Orte herumgeschickt, zu erkundigen, ob man die Kinder, oder auch nur etliche gesehen, aber alles vergeblich. Es waren im Ganzen hundertunddreißig verloren. Zwei sollen, wie einige sagen, sich verspätet und zurückgekommen sein, wovon aber das eine blind, das andere stumm gewesen, also dass das blinde den Ort nicht hat zeigen können, aber wohl erzählen, wie sie dem Spielmann gefolgt wären; das stumme aber den Ort gewiesen, ob es gleich nichts gehört. Ein Knäblein war im Hemd mitgelaufen und kehrte um, seinen Rock zu holen, wodurch es dem Unglück entgangen; denn als es zurückkam, waren die andern schon in der Grube eines Hügels, die noch gezeigt wird, verschwunden.

Tyll Eulenspiegels lustige Schwänke
    Was ein Häkchen werden will, das krümmt sich beizeiten!
    Dieses Sprichwort hat sich an Eulenspiegel vollkommen bewährt, denn als kleiner Junge schon war er auf jene losen Streiche bedacht, die ihm bald den Ruf eines Narren ersten Ranges verschafften.
    Seine Mutter, eine brave Witwe, wohnte in einem

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