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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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erfahren, dass ein Esel es weiter gebracht hätte als bis zum I A.
    Von Erfurt begab sich Eulenspiegel in das Land Thüringen, wo er im Dorfe Rugenstädt übernachtete. Die Herbergsmutter war eine gesprächige Frau, und da sie ihren Gast über allerlei ausfragte, hatte sie es bald heraus, dass er kein gewöhnlicher Geselle sei, sondern ein kunstreicher Meister, der Pelze waschen könne. Als die Wirtin dies am andern Tage im Dorfe bekannt machte, brachten viele Frauen ihre Pelze herbei, um sie reinigen zu lassen. Eulenspiegel sprach: »Wir müssen Milch dazu haben.« Die Frauen holten alle Milch herbei, die sie in ihren Häusern hatten und freuten sich außerordentlich auf die neuen Pelze. Eulenspiegel setzte zwei große Kessel über das Feuer, goss die Milch hinein, legte die Pelze dazu und ließ sie kochen. Als ihm dies genug schien, schickte er die Weiber weg, weißes Lindenholz zu holen, denn das brauche er zum Auswaschen der Pelze. Die Weiber liefen willig fort, um das Holz zu holen, als sie aber zurückkamen, war Eulenspiegel nicht mehr zu sehen und die Frauen merkten, dass sie von ihm geprellt worden waren. Unter Zank und Geschrei fielen sie über die Kessel her, denn jede wollte ihren Pelz wiederhaben. Als sie aber die Ware aus der Milch zogen, waren die Pelze ganz verbrüht, sodass sie auseinanderfielen. Eulenspiegel wanderte unterdessen über Berg und Tal, ohne von den Weibern Abschied genommen zu haben.

Rübezahl hilft einem armen Mann
einen Schlitten Holz herunter
aus dem Gebirge fahren
    Ein armer Bauersmann hatte sich ein wenig Holz im Gebirge zusammengemacht, in Meinung solches bei guter Schneezeit bequem herunterzubringen. Da nun der Winter in Ermangelung des Schnees dasselbe Jahr schlecht war, wusste er sich keinen Rat; der Winter war strenge, dass er also mit seinem Weib und Kindern große Kälte ausstehen musste. Er sah sich genötigt, etwas aus dem Busche zu holen, es sei so viel als ihm möglich. Wie er nun allda angelanget, stund er ein wenig und suchte seinen Kummer hinter den Ohren zu stillen; denn er wusste nicht, wie er das Holz den Berg hinunterschaffen sollte. Wie er nun mit solchen Grillen sich plagte, siehe, unverhofft kommt ein Mann mit einem Schlitten getrost auf ihn zugezogen, der ihn sofort fragt, wie es ihm geht und ob’s auch Schnee genug hat, Holz herunterzuschleppen. Der gute Mann antwortete ihm: Nein, der Schnee ist heuer schlecht; ich weiß nicht, wie ich mein bisschen Holz herunterbringen will, wo kein Schnee mehr kommt. Rübezahl sagte: »Oho, wenn ich nur viel hätte! Herunterzubringen getraute ich mir’s schon; kommt weist mir, wo es steht!« Als sie hinkamen, sprach er: »Ihr habt dem Holz keine gute Stelle gegeben; allein wollt Ihr mir’s etliche Schritte herüberwerfen, will ich es euch den Berg helfen herunterfahren.« Der Bauer sprach: »Das will ich gerne tun; wollet ihr mir helfen, so geschieht mir ein sonderlicher Gefallen, denn ich habe zu Hause gar kein Holz, Weib und Kinder sind mir halb erfroren; wenn ihr nur nicht zu viel vor eure Mühe verlanget: Hülfe wäre mir vonnöten, denn ich bin ein armer Mann.« Rübezahl versetzte: »Wir werden es schon miteinander machen; werfet nur frisch herüber, ich will für euch und hernach für mich aufladen.« Sobald er des Mannes Schlitten vollgepackt, half er ihm damit auf den Weg; nachdem er das Holz zu seinem herzugeworfen, hieß er den Mann fahren, so weit er könnte, er wollte ihm bald nachkommen. Der Mann tat, wie er ihm gebot. Rübezahl lud also das über den Stein geworfene Holz auf seinen Schlitten, segelte damit den Berg hinunter, dass der Mann erstaunte, wie er ihn vorbeikommen sah. Rübezahl lachte und sagte: Sehet, so müsst ihr aufkasten und fahren; sonst lohnt’s nicht nicht der Mühe, es so weit herunterzuholen. Der Mann dankte ihm gar sehr und bat, dass er’s ihm auch vollends nach Hause helfen wollte. Er besann sich ein wenig, sagte darauf: »Weil es nahe am Dorfe ist, kann es schon geschehen; ziehet, ich will nachschieben!« Drauf brachten sie des Mannes Schlitten zuerst nach Hause. Der Bauer sagte zu seinem Weibe, die sich über ihres Mannes baldige und glückliche Wiederkunft sehr erfreute, sie sollte nun geschwind eine warme Stube machen, es würde nicht gar lange sein, so würde er mehr Holz bringen. Sie tat’s. Inmittelst gingen diese beide und brachten den

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