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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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andern Schlitten auch herzugeschleppt; Weib und Kinder freuten sich, da sie sahen das viele Holz ankommen. Der Mann nötigte seinen Mithelfer darauf ins Haus und in die Stube; er ging endlich hinein. Er sah, dass bei den guten Leuten wenig mochte zum Besten sein; drum ließ er sich mit dem guten Willen begnügen. Der Mann trug auf, was seine Wenigkeit vermochte, und bat, dass er sagen wollte, was er ihm vor seine Mühe gäbe. Rübezahl sagte: »Gebet, was Euch dünket recht zu sein, ihr werdet‘s ja verstehen; doch sehe ich wohl, ihr bedürft’s selbst.« Der Mann gab ihm drei Groschen, sagte, mehr hätte er nicht, sonst wollte er ihm gerne mehr geben; denn er wüsste, dass er’s verdient hätte. Damit war auch unser dienstfertiger Rübezahl zufrieden. Die Leute hatten zwei Kinder; die warme Stube hatte sie hinter dem Ofen weggetrieben, die liefen in der Stube herum und machten ihm Zeitvertreib. Das eine Kind, so ein muntrer Knab, gefiel unserm guten Rübezahl dermaßen, dass er stets auf sein Tun achthatte; griff darauf in seine starke Ficke und sagte zu ihm: »Komm her, schau! Hier will ich dir ein paar Knippkäulchen schenken, spiele damit!« Der Knabe war beherzt, griff vor Freuden zu und sprang herum. Der andre aber wollte nicht kommen, doch schmiss Rübezahl ihm einen zu, weil er sah, dass er traurig wurde, damit er sich mit seinem Bruder freute. Hierauf nahm er Abschied von ihnen, zog mit seinem Schlitten immer dem Gebirge zu; der Mann gab ihm ein Feldweges das Geleite und kehrte wieder zu seiner Hütte. Nach einer guten Weile, als die Eltern mit den Kindern wegen des Käulchen halben ihre Freude hatten und eines davon besahen, wurden sie inne, dass es pur gediegen Gold war. Sie waren dessen froh und sehr benötigt, konnten eine gute Weile davon haushalten. Sein Nachbar, dem es dieser Mann vertrauet, gedachte selbiges Glück auf solche Art zu erlangen, ging aus nach Holz; es wollte aber keiner zu Hülfe kommen, musste also seinen Schlitten ledig wieder zu Hause schleppen.

Der Vogel Phönix
    Es war einmal ein König und der war krank und alle Ärzte kamen darin überein, dass er nicht zu retten sei, als wenn er den Vogel Phönix singen hörte. Der König hatte aber drei Söhne, die rief er vor sich und sprach zu ihnen: »Wer von euch mir den Vogel Phönix bringt, dem schenke ich das ganze Königreich.« Da zogen sie alle drei aus und blieben zusammen, bis sie an einen Baum kamen, der an einem Kreuzwege stand. In den Baum schnitten sie alle drei ihre Namen hinein und verabredeten sich, wer zuerst zurückkehre, der solle an dem Baum warten, bis die andern kämen und sie alle zusammen zu ihrem Vater heimziehen könnten. Dann ging jeder seines Wegs.
    Als der erste ein Stück gegangen war, begegnete ihm ein Bär, der fragte ihn: »Wohin geht die Reise?« – »Was geht das dich an«, sprach der Prinz und zog seines Wegs weiter, aber der Bär brummte und ließ ihn gehen.
    Der zweite war noch nicht weit, als ihm derselbe Bär begegnete und ihn fragte: »Wohin geht die Reise?« – »Kümmere dich um dich«, sagte der Prinz, ließ den Bären stehen und ging seines Wegs weiter. Der Bär brummte etwas in den Bart und ließ ihn laufen.
    Dem dritten, welcher der jüngste war, begegnete der Bär ebenfalls und fragte auch ihn: »Wohin geht die Reise?« Da antwortete der Jüngling: »Mein Vater ist krank und kann nicht gesund werden, wenn er nicht den Vogel Phönix singen hört. Ich bin mit meinen Brüdern ausgezogen, ihn zu holen.« – »Lass die anderen gehen«, sprach der Bär, »und verlass dich auf mich und setze dich auf meinen Rücken.« Das tat er und der Bär fing an zu laufen, dass dem Jüngling fast Hören und Sehen verging; so lief er zwölf ganze Stunden und kam gegen die Mitte der Nacht in einer schönen Stadt an. Da blieb der Bär stehen und sprach: »In dieser Stadt wohnt der König, der den Vogel Phönix hat. Geh nun in das Schloss hinein, such dir einen Dienst und sieh, dass du in das Vogelhaus dringst; da steht der Vogel Phönix in einem hölzernen Käfig und darin musst du ihn wegtragen. Setze ihn nur ja nicht in einen anderen, sonst bekommt es dir schlecht.« Der Prinz tat, wie der Bär gesagt hatte. Er suchte sich am folgenden Morgen Dienst im Schloss und das Glück wollte ihm wohl und er wurde zum

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