Der große deutsche Märchenschatz
»Das haben wir getan!«, sagten die Mörder, und weil sie der Königstochter einen Schwur abgenommen hatten, dass sie nichts sagen durfte, so wurden sie groÃe Männer im Land, und der reichste von ihnen sollte die Prinzessin heiraten. Da sie sah, dass es nicht anders ging, bat sie sich Jahr und Tag Frist aus, und als die Frist um war, sagte sie, jetzt wolle sie heiraten, vorher aber müsste ihr Bräutigam die drei Brautzimmer nach ihren Gedanken ausmalen lassen. Es wurden nun aus der ganzen Welt die besten Maler herbeigerufen, aber keiner konnte es ihr rechtmachen, immer sagte sie, es sei nicht nach ihren Gedanken.
Jetzt müssen wir wieder nach dem Kaufmannssohn sehen. Wie der zum zweiten Mal ins Wasser fiel, hatte ihn auch gleich der Schwarze wieder beim Arm und führte ihn mit sich fort durch die Luft. Unterwegs aber sagte er zu ihm, er sehe jetzt, wie schlimm seine Sachen stünden, doch könne ihm noch geholfen werden, wenn er ihm das erste Kind, das er dereinst von seiner Frau bekomme, auf seinen zwölften Geburtstag zu eigen geben wolle.
In seiner Not versprach der Kaufmannssohn alles und war nur froh, dass es nichts GröÃeres war. Der Schwarze flog noch lang mit ihm fort und setzte ihn endlich in ein warmes Mooshüttchen, das weit, weit an dem steinigen Meerufer stand. Da lag er nun und hatte Hunger und Durst und dachte: Ach wenn du nur ein gutes Stück Braten und einen Schoppen Wein hättest! Und noch hatte er es nicht fertig gedacht, da stand es schon da. Als er gegessen und getrunken hatte, wünschte er sich eine Pfeife Tabak, und gleich hatte er sie im Munde. So lebte er fort, Jahr und Tag, und aà und trank zu was er Lust hatte und betrachtete die weite Aussicht. Nach langer Zeit endlich kam der Schwarze und fragte ihn, ob er nicht Lebkuchenbäcker werden wolle in einer groÃen, schönen Stadt. Er verstand sich zwar nicht auf die Bäckerei, weil er sich nie damit abgegeben, doch um nur einmal fortzukommen aus dem langweiligen Hüttchen, sagte er zu. Der Schwarze packte ihn auf, flog wieder weit, weit mit ihm fort und setzte ihn endlich in der groÃen, schönen Stadt einem Lebkuchenbäcker vor die Tür, der gerade einen Gesellen nötig hatte und den Kaufmannssohn deswegen mit Freuden annahm. Der machte sich gleich an die Arbeit, und die Sache ging ihm so gut von der Hand, dass man bald in der ganzen Stadt von dem geschickten Lebkuchenbäcker sprach.
Es kam auch vor den König, der lieà ihn kommen, und da er groÃes Wohlgefallen an ihm und seinen Bäckereien fand, so sagte er: Wenn er die Lebkuchen so schön malen könne mit Bildern und Verslein, so könne er vielleicht auch seiner Tochter die Zimmer ausmalen, wie sie es haben wolle nach ihren Gedanken.
Er war gern dazu bereit und malte die drei Zimmer, eins schöner als das andere, und in das dritte malte er an die Decke, wie er die Königstochter erlöst hatte und wie er verraten worden war. Als er fertig und wieder nach Haus gegangen war, kam die Prinzessin mit dem ganzen Hofstaate zur Besichtigung. Im ersten Zimmer stutzte sie, im zweiten sagte sie, es wäre recht so, aber als sie im dritten die Bilder sah, stürzte sie hin wie tot. Als sie wieder zu sich kam, fiel sie mit groÃem Weinen ihrem Vater zu FüÃen und sagte, das habe kein anderer gemalt als ihr wahrhaftiger Erlöser und rechter Gemahl, und länger könne sie den Schwur nicht halten, und somit gestand sie alles.
Zugleich aber sah der König, wie die ganze Sache in dem Zimmer abgemalt war, kam in groÃen Zorn und lieà die falschen Diener radebrechen, von unten herauf. Im Schloss aber gab er ein groÃes Fest, und das ganze Land musste sich mitfreuen; der Kaufmannssohn hatte seine liebe Frau wieder und das Königreich dazu.
Er lebte von selbigem Tage an glücklich und in Freuden; seine Eltern wurden auch hergeholt, und seine Frau genas eines Knäbleins, bei dem stand der alte Kaufmann zu Gevatter, und es wuchs heran zu einem wunderschönen Prinzen. Doch als das Kind zehn Jahr alt war, fiel sein Vater in Trauer, denn er gedachte seines Versprechens, das er dem Schwarzen gegeben, als er mit ihm davonflog durch die Luft.
Freilich hatte er immer den Trost, lieber König und im Schloss zu sein als beim Teufel im Hüttchen. Doch als das Kind elf Jahr alt war und ins zwölfte ging, da konnte er es nicht mehr aushalten und gestand alles seiner Frau. Die hatte darob noch
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