Der große deutsche Märchenschatz
nur in des drei Teufels Namen auf zu pfeifen!« â »Noch nicht genug gesprungen«, rief der Soldat. »Immer weiter herum!« Und da sprang der arme Teufel wieder, bis er vor Müdigkeit hing wie ein nasser Lumpen, sodass er meinte, er tanze sich die Seele aus dem Leibe, und dass der Schaum von ihm herunterlief und handhoch im Zimmer stand. Nun rief er wieder mit schwacher Stimme: »Höre jetzt auf, ich kann nicht mehr; ich will ja nie wieder in das Schloss kommen.« â »Dann marsch zum Fenster hinaus«, sprach der Soldat und gab ihm einen FuÃtritt, dass er wenigstens fünfzig Schritt weit hinausflog. Darauf machte er das Fenster zu und legte sich schlafen.
Am folgenden Morgen kam der König, um nachzusehen, wie es dem Soldaten gehe. Er dachte, dem würde es ergangen sein wie allen anderen, die vor ihm in dem Schloss geschlafen hatten; doch er fand ihn im Bett, wo er aus allen Tonarten schnarchte. Da war keiner vergnügter als der König. Er weckte den Soldaten, nahm ihn mit sich in sein Schloss und lieà gleich die Hochzeit halten. Niemand war froher als der Soldat, der jetzt in Saus und Braus lebte, bis sein Sterbestündchen kam.
Da befahl er der Prinzessin, dass sie ihn mit seiner Montur und seinem Tornister begraben lassen solle. Die dachte aber, das schicke sich nicht für einen Prinzen, und lieà ihn in schöner Uniform mit Orden und Sternen begraben. Doch da fing der Soldat an zu spuken und kam jede Nacht an das Bett der Prinzessin und rief: »Ich will meinen Tornister! Ich will meinen Tornister!« In dem Tornister lag nämlich seine Zwerchpfeife, und er ruhte nicht eher, bis er diese hatte. Dann ging er vor die Himmelstür und klopfte an. Sankt Peter schaute durch ein Fensterchen neben dem Tor, um zu sehen, wer da sei. Als er aber den Soldaten erblickte, rief er: »Marsch weg, hier darfst du nicht herein! Warum hast du dir damals nicht statt der Montur die himmlische Seligkeit erbeten? Jetzt sieh, wo du unterkommst.« â »Wennâs nicht anders ist, auch gut«, sprach der Soldat und wanderte wohlgemut der Hölle zu. Da kam ihm eine Menge von Teufeln entgegen, aber er hatte keine Furcht, sondern pfiff lustig auf seiner Zwerchpfeife und ging so in die Hölle hinein. Da mussten nun alle Teufel tanzen, was gar possierlich zu sehen war, den Teufeln aber so wenig gefiel, dass sie alle heulten und schrien, er möge doch aufhören. »Jawohl, ich höre auf«, sprach er, »wenn ihr es mir schriftlich gebt, dass ihr mich zum Obersten in der Hölle macht.« â »Das wollen wir ja gern! Das wollen wir ja gern!«, schrien die Teufel und setzten alsbald seine Ernennung als Oberst auf. So bekam er eine gute Anstellung in der Hölle, und wenn er nicht abgesetzt worden ist, dann hat er sie noch.
Des Toten Dank
Es war einmal ein reicher Kaufmann, der hatte einen einzigen Sohn und handelte in die Türkei. Jedes Jahr fuhr er auf einem groÃen Schiff ins Morgenland, und wenn er wiederkam, war es immer mit den kostbarsten Gütern beladen. Als er nun ein alter Mann geworden war und ihm die Seereisen zu beschwerlich vorkamen, dachte er, er könne es doch wohl mit seinem Sohn probieren und ihn einmal statt seiner fortschicken.
Der junge Kaufmannssohn bekam ein schönes Schiff und einen groÃen Beutel voll Geld und allerlei gute Ratschläge mit auf den Weg. Vor allem aber warnte ihn sein Vater, dass er ja kein Menschenfleisch kaufen solle.
Der Kaufmannssohn segelte mit gutem Winde über das Meer und legte in der Türkei sein Schiff ans Land. Dann steckte er seinen Beutel ein und ging in die Stadt, um zu sehen, was es Gutes zu kaufen gebe. Da standen unter dem Tore eine Menge Leute, und wie er hinkam, sah er den Leichnam eines schwarzen Sklaven, den hatte sein Herr da einmauern lassen, weil er ihm gestorben war, statt zu arbeiten, und er ihm keine gröÃere Schande mehr anzutun wusste. Wie nun der junge Mensch ein gutes Herz hatte, ging er gleich hin und fragte, ob er denn den armen Kerl nicht loskaufen könne zu ehrlichem Begräbnis. Anfangs wollte der schlimme Türke nichts davon wissen, doch durch vieles Bitten und Betteln brachte es der Kaufmannssohn endlich dahin, dass man ihm für sein ganzes Geld den Leichnam gab, den er sogleich ehrlich und ordentlich begraben lieÃ.
Nun kann man sich leicht denken, was der alte Kaufmann für einen Lärm anschlug, als sein Sohn mit leerem Schiff
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