Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
Vom Netzwerk:
gut er kann, und verspricht, wenn die Schätze im Berge nicht verraten würden, alles redlich mit ihr zu teilen. Er werde ihr auch beistehen, dass sie die Gastwirtschaft fortführen könnte. Zunächst käme es jetzt darauf an, ihren Mann begraben zu lassen, ohne dass es Aufsehen gäbe, und dass weder die Gerichte von der Schatzhöhle hörten noch die Räuber erführen, dass sie von ihr wüssten und sie schon beraubt hätten.
    Das begriff die Gastwirtin, willigte in alles ein, ließ ihm auch freie Hand, wie er es anstellen wollte, dass ihr Mann begraben würde, ohne dass man in der Stadt erführe, wie er gestorben wäre. Sie könnte selber nichts tun, als ihn heute für krank ausgeben und morgen seinen Tod bekannt machen. In der Nacht müsste er aber Rat schaffen, dass sie morgen die Leiche besichtigen lassen könnte, ohne dass sein gewaltsamer Tod herauskäme.
    Nun fragte der Holzhacker seine Tochter Marianne um Rat.
    Da sagte sie, vor der Stadt wüsste sie einen armen Schuhflicker wohnen, durch den wollte sie dem Oheim den Kopf wieder aufsetzen lassen und es schon so einrichten, dass er nichts verraten könnte.
    Da wartete sie die Nacht ab und schlich sich als Mann verkleidet hinaus zu dem Schuhflicker und sagte, er könnte ein schön Stück Geld verdienen, wenn er nur eine Viertelstunde arbeitete. Er müsste sich aber die Augen verbinden lassen. So sollte er bis an das Haus und hernach wieder zurückgeführt werden.
    Der Schuhflicker konnte das Geld wohl brauchen und willigte nach einigem Bedenken ein. Da verband sie ihm die Augen und führte ihn in das Haus zu der Leiche.
    Da nahm sie ihm das Tuch ab und sagte, nun hätte er weiter nichts zu tun, als diesem Manne den Kopf wieder aufzunähen.
    Der Schuhflicker macht sich gleich an die Arbeit, und in weniger als einer Viertelstunde saß der Kopf wieder fest auf dem Rumpfe. Da kriegte er einen doppelten Friedrichsdor und ward von dem Mädchen mit verbundenen Augen wieder heimgeführt.
    Kurze Zeit darauf kamen die Räuber wieder an den Berg und fanden, dass der Leichnam, den sie verscharrt hatten, verschwunden war. Da sagte der Hauptmann zu den Räubern, jetzt könnten sie sehen, dass ihre Schatzhöhle verraten wäre. Sie müssten nun herausbringen, wer den Leichnam hätte fortschaffen und bestatten lassen, derselbe wüsste auch von der Höhle. Denn wenn ein anderer ihn gefunden hätte, so würde es schon längst Lärm gegeben haben. Wer das nun ausmitteln wollte, der sollte sich melden.
    Da erbot sich einer der Räuber, der sich für sehr schlau hielt, auf Kundschaft zu gehen. Der verkleidete sich als ein fahrender Schüler und trieb sich lange in der Stadt und der ganzen Gegend umher, bekam aber nirgend Wind. Da kommt er eines Tags an der Bude des Schuhflickers vorbei und tritt hinein, weil an seinem Fußgeschirr etwas zu bessern war.
    Wie er nun fragt: »Was gibt es Neues, Meister?«, sagt der Schuhflicker: »Neues nichts, als dass ich vor etlichen Tagen einem Mann den Kopf aufgesetzt habe.«
    Da freut sich der Räuber und denkt: ›Holla, nun komm ich endlich auf die Spur.‹ Wie er aber fragt, ob er ihm denn sagen könnte, wo das geschehen wäre, sagt der Schuhflicker: Nein, denn man hätte ihn mit verbundenen Augen dahin und wieder zurückgeführt.
    Da fragt der Räuber, ob er sich denn getraue, den Weg wiederzufinden, wenn man ihm die Augen verbände. Er wollte ihm einen doppelten Friedrichsdor geben, wenn er ihm das Haus zeigen könnte.
    Der Schuster sagte, er wollte es versuchen und glaubte wohl, dass es geriete, denn er hätte die Schritte gezählt und wär auch immer gradaus gegangen.
    Als es nun Nacht wurde, verband er ihm die Augen und ging mit ihm nach der Stadt. Der Schuhflicker zählte die Schritte, und wie er ausgezählt hatte, blieb er stehen und hatte das richtige Haus getroffen. Da zog der Räuber ein Stück Kreide heraus und macht damit einen Kranz um den Knopf an der Haustüre.
    Darauf führte er den Schuster mit verbundenen Augen wieder zurück, gab ihm den doppelten Friedrichsdor und ging zu seinem Hauptmann und sagte, er könne ihm nun morgen das Haus zeigen.
    Am Morgen war aber Marianne früh ausgegangen, Milch zu kaufen. Wie sie zurückkommt, sieht sie um den Knopf an der Türe einen Kranz gemalt. Da denkt sie, das hat was zu bedeuten, nimmt ein Stück Kreide und malt an allen

Weitere Kostenlose Bücher