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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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und wirft sie unter den Mühlstein, mahlt dem einen den Schenkel ab und dem andern den Backen. Am Morgen sagt er zur Müllerin: »Habt Ihr nichts mehr zu tun? Ich hab das Korn all gemahlen.« Die Frau schickt ihn in den Wald, weil es Holztag ist, er solle Holz holen. Da spannt er die vier schöne Hengst von der Frau an den Wagen und fährt in Wald. Er war aber der erste im Weg, sodass die andern Bauern mussten warten. Er gab sich auch kein Müh, die Bäume abzuhauen, sondern reißt sie mitsamt der Wurzel aus. Der Wagen war aber zu schwer, die Pferd konnten ihn nicht ziehen, er schlug eins nach dem andern tot und warf es auf den Wagen zum Holz. Wie er sie all totgeschlagen hatte, ging er hinter den Wagen und macht einen großen Berg, da konnten die Bauern nicht durch und konnten kein Holz holen, er zog aber seinen Wagen allein nach Haus. Da ihn die Frau kommen sah mit den vier toten Hengsten, fürcht sie sich und machte ihr Tor zu, er warf aber den Wagen über die Mauer mit den Bäumen und den Pferden und schmiss ihr das Haus ein. Da hat die Müllerin Angst und schickt ihn in eine Höhle, wo sie wusste, dass der Teufel war, er soll ihr da ein Kraut holen – nun weiß es die Frau Lehnhart nicht weiter, sie meint, es endigt sich mit einer Schatzgräbergeschichte, dass der Teufel ihm viel Geld gibt, und er geht damit zur Frau Müllerin und entschädigt sie für seine Unarten. Mir gefällt am besten, dass er die Irrwische immer erwischt.

Kleesam
    In einer kleinen Stadt starb ein Mann, der seinen beiden Söhnen nichts hinterließ als Haus und Garten. Darein mussten sie sich teilen.
    Der Ältere half sich bald: Er freite eine kinderlose Witwe, die ihm so viel mitbrachte, dass er seinen Teil des Hauses ausbauen und eine Gastwirtschaft treiben konnte. Der Jüngere hatte nur ein armes Mädchen geheiratet, die ihm Kind auf Kinder gebar. Die aßen ihm die Haare vom Kopfe, bis er zuletzt so arm ward, dass er sein Brot im Gemeindewald mit Holzhacken verdienen musste.
    Der reiche Bruder, der kinderlos blieb und noch alle Tage reicher ward, gab aber dem armen nichts. Auch hätte es seine Frau nicht gelitten, die ihrer Schwägerin spinnefeind war und sie ein Bettelweib über das andere schalt, wenn sie sich nur bei ihr blicken ließ.
    Nun fuhr einmal der Holzhacker mit zwei Eseln in den Wald, Laub und Reiser zur Feuerung zu holen. Sein Mittagsbrot hatte er in die Tasche gesteckt, weil er den ganzen Tag arbeiten musste. Als er nun zu Mittag dasaß und sein trockenes Schwarzbrot verzehrte, hörte er ein Geräusch, als wenn ein ganzer Haufen gewappneter Männer daherkäme.
    Vor Angst kletterte er auf einen Eichbaum und sah, dass es Räuber waren, die schwere Säcke daherschleppten. Gerade unter seinem Baum machten sie halt, und einer der Räuber, den er für den Hauptmann hielt, trat vor den Berg und rief: »Kleesam, tu dich auf!« Da tat der Berg sich auf, und die Räuber trugen ihre Säcke hinein. Als sie aber drinnen waren, rief der Hauptmann: »Kleesam, tu dich zu!« Und der Berg schloss sich. Nun merkte der Holzhauer sich den Platz wohl, blieb aber ruhig auf seinem Eichbaum sitzen.
    Nach einiger Zeit tat sich der Berg auf, die Räuber kamen heraus, und der Hauptmann rief: »Kleesam, tu dich zu!« Da schloss sich der Berg. Darauf ziehen die Räuber ihres Weges fort in den Wald.
    Als der Holzhacker sieht, dass reine Bahn ist, denkt er: ›Du willst doch sehen, ob sich der Berg auch auftut, wenn du so rufst.‹ Damit klettert er von dem Baum, trat vor den Berg und rief: »Kleesam, tu dich auf!« Richtig, der Berg tut sich auf. Er geht hinein, eine Treppe hinunter und gelangt in ein großes Gewölbe. Da liegen ganze Haufen Gold. Gleich lief er zurück und holte die Leintücher, die er um Holz und Reiser zu schlagen pflegte, wenn er nach Hause fuhr. Die füllte er im Gewölbe so schwer mit Gold, als er dachte, dass seine Esel tragen könnten. Mühsam schleppte er dann den Schatz die Treppe hinauf und rief: »Kleesam, tu dich zu!« Worauf der Berg sich schloss. Da belud er seine Esel und trieb sie fröhlich nach Hause.
    Wie er nun heimkommt, geht er ins Haus und schickt die kleinen Kinder in den Garten. Nur seine älteste Tochter Marianne, die ein kluges Mädchen war, durfte bei der Mutter bleiben. Darauf lud er die Esel ab, trug die Schätze in das Zimmer und erzählte den beiden, wie er daran

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