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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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versucht hat, ist in der Nacht gestorben.«
    Â»Das ist gerade ein feines Quartier für mich!«, antwortete der Soldat, ließ sich vier Kerzen, ein wenig Essen und ein Glas Bier hinauftragen, wofür er gleich bezahlen musste, und wünschte dem Wirt eine gute Nacht.
    Kaum hatte er sich zu Tische gesetzt, da polterte etwas durch den Rauchfang herab und ein schwarzer Klumpen rollte in das Zimmer, aus dem entwickelte sich ein Riese mit grässlichen Klauen und Zähnen. Noch zweimal wiederholte sich der Spektakel, bis endlich drei der gräulichen Gesellen beisammensaßen.
    Â»Was verschafft mir denn die Ehre so späten Besuchs?«, fragte der Soldat.
    Â»Du musst jetzt sterben«, sagte der erste Riese.
    Â»So eilig?«
    Â»Ganz gewiss! Aus deinem Kopfe wollen wir eine Kegelkugel drehen.«
    Â»Wo habt ihr denn die Kegel?«, fragte der Soldat.
    Â»Die machen wir aus deinen Armen und Beinen.«
    Â»Auch nicht schlecht! So etwas ist mir im Leben noch nicht passiert!«
    Â»Das lässt sich wohl denken«, sagte der Riese. »Und nun trink dein Bier aus; denn ich will dir den Kopf abschneiden.«
    Der Soldat ergriff seinen Tornister, schüttete das Gold heraus und sagte: »Würden die Herren vielleicht erst einmal hier hineinspazieren? Dann können wir ja weiter über die Sache reden.«
    Da fingen die Riesen auch schon an, an ihren großen Leibern zu schlottern und krochen wie die Kätzlein in den Ranzen.
    Â»So«, sagte der Soldat, »nun kann man wenigstens ruhig essen und schlafen«, schloss den Deckel des Tornisters zu und legte sich zu Bett.
    Â»Warum seid ihr denn eigentlich hierhergekommen?«, fragte er schon halb aus dem Traume heraus.
    Â»Unter dem Ofen steht ein Braukessel voll Gold, den sollst du haben, wenn du uns augenblicklich freilässt!«
    Â»Vielleicht reden wir morgen früh darüber«, sagte der Soldat, »und nun wünsch ich kein Wort mehr zu hören und allerseits gute Nacht!«
    Da mussten die Riesen stille sein.
    Er schlief bis hoch in den Tag, als plötzlich heftig an die Türe geklopft wurde. Das war der Wirt, der nicht anders dachte, als dass sein Gast nicht mehr unter den Lebenden sei. Wie er aber die Stimme des Soldaten hörte, wunderte er sich über die Maßen und fragte sofort in untertänigem Tone: »Was befehlen der Herr zu frühstücken?« Denn er dachte, mit diesem Schläfer müsse es eine besondere Bewandtnis haben.
    Da öffnete der die Türe und sagte: »Zunächst möcht ich zwei Burschen …«
    Â»Wa – was?«, fragte der Wirt und erschrak bis ins Herz hinein; denn er meinte, der Gast wolle die beiden Burschen zum Kaffee verzehren.
    Â»â€¦ sie sollen mir den Ranzen da in die Schmiede tragen, und der Schmied soll ihn durch drei Gesellen mit schweren Hämmern ausklopfen lassen!«, befahl der Soldat weiter.
    Dem Wirte blieb der Mund offen stehen; weil er aber den Zorn seines Gastes nicht erregen wollte, so ließ er gleich die Gesellen aus der Schmiede holen. Die kamen mit lustigen Gesichtern, weil sie glaubten, bei dem Fremden wäre es nicht ganz richtig im Oberstübchen. Als sie den Ranzen aber anfassten, konnten sie ihn nicht tragen und mussten den dritten Gesellen rufen. Dann rollten sie den Tornister die Stiege hinab, rollten ihn in die Schmiede und rollten ihn auf den Amboss.
    Der Soldat erschien auch dazu, und mit den schwersten Hämmern, die in der Werkstatt waren, stellten sich die Gesellen zur Arbeit.
    Kaum aber fiel der erste Schlag, so erscholl ein Geschrei aus dem Ranzen, als wären alle Teufel der Hölle darin – half aber nichts: Den Schmieden waren drei Dukaten versprochen, und sie mussten dafür drei Stunden lang hämmern.
    Allgemach schwieg der Lärm; aber an dem Ranzen war kein Härlein und keine Schnalle locker geworden.
    Als die Zeit herum war, wurde der Tornister an den Fluss getragen und geöffnet. Da kam ein schwarzes Pulver heraus, das färbte die Flut vom Quell bis zur Mündung. Und der Fluss heißt noch heute das Schwarzwasser.
    Von Stund an war das Zimmer des Wirtshauses vom Spuke befreit. Der Soldat und der Gastwirt teilten die Dukaten, die sie in dem Braukessel unter dem Ofen fanden; und es waren ihrer so viel, dass jeder der beiden ein Schloss davon bauen lassen konnte.
    So kann einer mit drei Pfennigen, wenn er sie richtig anwendet, ein steinreicher Mann werden.

Lüttjemann und

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