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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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pustete, lief es Lüttjemann kalt über den Rücken, aber er schoss doch einen Pfeil ab. Die Hexe aber lachte böse, fing den Pfeil auf und blies zum zweiten Mal. Da lief es Lüttjemann kochend heiß über den Rücken, aber er schwang seinen Speer und ging auf die Hexe los: Da machte sie sich doppelt so dick wie vorher, und da dachte Lüttjemann an den Zaunkönig und rief: »Kleiner Vogel Wunderlich, rette vor der Hexe mich!«
    Da schnurrte es in der Luft, der Zaunkönig kam an, flog der Pustefrau in das Gesicht. Aber wenn er dadurch auch Lüttjemann rettete, er selber wurde von der Hexe angeblasen und fiel steif und stumm in den Schnee.
    Wieder blies die Hexe sich auf, und da fiel Lüttjemann der Igel ein und er rief: »Gutes Tierchen Pickedich, rette vor der Hexe mich!«
    Da trappelte es im Schnee, der Igel kam an, rollte sich zusammen, kugelte sich auf die Pustefrau und stach sie so, dass sie laut schrie. Aber auch ihn pustete sie an, und steif und stumm lag er im Schnee.
    Wieder blies die Hexe sich auf und wollte Lüttjemann anpusten, da dachte er an den Hirschkäfer und schrie: »Starker Käfer Kneifesehr, ich bin in Not, komm schleunigst her!«
    Da krabbelte es in der faulen Eichenwurzel, unter der die Pustefrau saß, Kneifesehr streckte seine Zange hervor, fasste die Hexe um den Hals und würgte sie, dass sie blau im Gesicht wurde und das Pusten vergaß. Und da sprang Lüttjemann hinzu, stieß ihr seinen Speer in das Herz und warf das Scheusal in den Bach.
    Da erwachte Püttjerinchen aus dem Zauberschlaf, richtete sich auf, strich ihr seidenes Röckchen glatt, gab Lüttjemann einen Kuss und sprach: »Püttjerinchen heiße ich, ich bin zart und püttjerig. Mein Vater ist König im Wollgrasland, Flitterfroh ist er genannt, und meine Mutter, die Königin, die nennen sie Frau Susewin.«
    Da lachte Lüttjemann und fragte sie, ob sie seine Frau sein wollte, und da war Püttjerinchen zufrieden, und alle kleinen Leute im Walde kamen und wünschten ihnen Glück und geleiteten sie mit Musik durch den Schnee nach Lüttjemanns Haus; auch der Zaunkönig und der Igel, die wieder aufgewacht waren, kamen mit.
    Die Haselmaus lachte, als der fröhliche Zug ankam, deckte den Tisch, braute einen Hagebuttenpunsch und steckte die Lichter an dem Weihnachtsbaum an, gerade als unten im Dorfe die Menschen auch die Lichter anzündeten.
    Da ging es denn vergnügt her, Lüttjemann war froh, dass er eine Frau hatte, und Püttjerinchen freute sich, dass sie einen so guten Mann bekommen hatte.
    Im Frühling feierten sie Hochzeit, wozu Lüttjemanns und Püttjerinchens Eltern auch kamen, und als sie Kinder bekamen, nannten sie den Jungen Lüttjepütt und das Mädchen Püttjelütt, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie auch heute noch.

Das Riesenspielzeug
    Im schönen Elsass finden wir auf den Höhen der Berge oft Mauerreste längst verfallener Burgen und Schlösser, und mancherlei Geschichten weiß man aus der Zeit zu berichten, in welcher die Zinnen und Türme dieser Bauten noch stattlich emporragten und ihre Räume von Stimmenschall und Waffengeklirr widerhallten. Von einer dieser Burgen aber, die hoch im Gebirge im tiefen Wald erbaut war, sucht man zwar heute vergeblich nach Mauerresten, doch soll sie sehr stattlich und außerordentlich groß gewesen sein; denn sie wurde nicht von gewöhnliche Menschenkindern, sondern von Riesen bewohnt. Den Namen der Burg kennt man noch heute, »Burg Niedeck« wurde sie genannt, und von ihren Bewohnern erzählt die Sage eine gar liebliche Geschichte.
    Die Bewohner der Burg Niedeck hatten sich im Laufe vieler Jahre mit den anderen Menschen, die in der Gegend wohnten, recht befreundet; Feindschaft hatte man überhaupt nie gekannt, denn die Riesen waren gütige, friedliche Wesen.
    Der Burgherr hatte ein Töchterlein, ein gutherziges, fröhliches Kind. Die Mutter war schon früh gestorben, und der Vater ließ in seiner Zärtlichkeit das Mädchen sorgfältig, ja ängstlich behüten. So war es gekommen, dass das Kind nie weit über die Grenzen der Burg hinausgekommen war; höchstens gelangte es dann und wann in den nahen Wald. Einmal, an einem schönen Frühlingsmorgen aber, als sich das Mädchen unbewacht sah, schlich es sich heimlich in den Wald, und mit munteren Sprüngen eilte es durch denselben. Da kam es an eine Stelle, wo

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