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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Laterne aus, und alle Sterne machten die Augen zu. Da wurde es im ganzen Himmel auf einmal so dunkel, dass man es ordentlich mit Händen greifen konnte. »Leuchte, alter Mond, leuchte!«, schrie Häwelmann, aber der Mond war nirgends zu sehen und auch die Sterne nicht; sie waren schon alle zu Bett gegangen. Da fürchtete der kleine Häwelmann sich sehr, weil er so allein im Himmel war. Er nahm seine Hemdzipfelchen in die Hände und blies die Backen auf; aber er wusste weder aus noch ein, er fuhr kreuz und quer, hin und her, und niemand sah ihn fahren, weder die Menschen noch die Tiere, noch auch die lieben Sterne. Da guckte endlich unten, ganz unten am Himmelsrande ein rotes rundes Gesicht zu ihm herauf, und der kleine Häwelmann meinte, der Mond sei wieder aufgegangen. »Leuchte, alter Mond, leuchte!«, rief er, und dann blies er wieder die Backen auf und fuhr quer durch den ganzen Himmel und gerade darauf los. Es war aber die Sonne, die gerade aus dem Meere heraufkam. »Junge«, rief sie und sah ihm mit ihren glühenden Augen ins Gesicht, »was machst du hier in meinem Himmel?« Und – eins, zwei, drei! nahm sie den kleinen Häwelmann und warf ihn mitten in das große Wasser. Da konnte er schwimmen lernen.
    Und dann?
    Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!

Der Soldat mit den drei Pfennigen
    Ein Soldat hatte seine Zeit gedient, nahm seinen Tornister auf den Rücken und fuhr ins Land, Arbeit zu suchen. Im Herzen trug er fröhlichen Mut und in der Tasche drei Pfennige.
    Nicht lange, so begegnete er einer alten Frau, die bat ihn um ein Almosen.
    Â»Ich habe zwar selber nur drei Pfennige«, sagte er, »aber: drei oder zwei – was tut’s? Da hast du einen!«
    Am andern Tage traf er wieder eine Alte; er merkte aber nicht, dass es die gleiche war, und als sie ihn ansprach, gab er ihr den zweiten Pfennig. Am dritten Tage geschah’s ebenso – »Ob ich einen oder keinen habe – was tut’s?« Und gab ihr den Pfennig. Da war sein Geld alle; aber sein guter Mut noch nicht.
    Bald kam er in einen tiefen Wald und sah zu seinem fröhlichen Staunen die Alte auf einem Baumstumpfe sitzen.
    Â»Hättest du nicht Lust, drei Wünsche zu tun?«, fragte sie.
    Â»Wenn’s weiter nichts ist!«, sagte der Wanderer. Und weil er der Meinung war, das Wünschen helfe nichts mehr, so bedachte er sich nicht lange und sprach: »Zuerst wünsche ich mir Gottes Gnade und Freundschaft; zu zweit, dass mein Tornister nicht zerreißt, was auch mit ihm geschehen möge; und zu dritt, dass alles, was ich in diesen Tornister wünsche, sofort darin ist und bleiben muss, bis ich es wieder herauswünsche.«
    Â»Soll geschehen!«, sagte die Wunschfrau, »und nun Glück auf die Reise!«
    Â»Schön Dank auch«, antwortete der Soldat.
    Als es dämmrig geworden war, stieß er mit dem Fuß an einen großen Stein, und weil ihm das wehtat, sagte er verdrießlich: »Wärst du in meinem Ranzen, hätt’ ich mich nicht stoßen können!«
    Da sprang der Stein in den Tornister und war so schwer, dass der Mann hintenüberflog und auf dem Kopfe stand.
    Wie er darüber nachdachte, wodurch er in diese merkwürdige Stellung gekommen wäre, erkannte er, dass das Wünschen geholfen hatte. Er forderte den Stein also auf, sich wieder zu entfernen: und augenblicklich war’s geschehen.
    Â»Gar nicht schlecht!«, sagte er und machte sich auf den Weg.
    Da gelangte er zu einem reichen Gutshof; und weil kein Gasthaus in der Nähe war, bat er um ein Nachtlager. Aber der Gutsherr, der gerade in seiner Stube saß und Goldstücke aus seinem eisernen Kasten auf den Tisch zählte, wies ihn barsch ab.
    Da musste der Soldat von hinnen, und wie er so in die finstere Nacht wanderte und nach einem Licht ausschaute, fiel ihm der Tornister ein. – »Ich möchte doch, dass ich all die Goldstücke des sauberen Gutsherrn in meinem Ranzen trüge!« Und siehe da: Ein Klang war in der Luft, und die Dukaten des hartherzigen Bauern rollten in seinen Ranzen.
    Danach kam er in ein Gasthaus und fragte nach einem Zimmer.
    Der Wirt sah ihn von oben bis unten an; dann zog er die Achseln und sagte: »Es sind alle besetzt – bis auf eins. Aber darin kann niemand schlafen. Wer es

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