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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Schurken!«, fluchte Peter Bär; »wer aber nur nicht klüger wäre!« Jetzt fuhr er die alte Hexe an: »Schaff mich hinauf!« Sie wollte anfänglich nicht, sagte auch, sie könne es nicht. Er aber nahm sie beim Schopf und drohte sie zu zerschmettern, wenn sie nicht Rat schaffe. Das half. »Höre«, sagte sie, »ich habe einen Drachen, den will ich dir leihen, der soll dich hinauftragen; nimm aber ja genug Fleisch mit, und sooft der Drache ›wack‹ schreit, gib ihm ein Stück, sonst frisst er dich.« Peter Bär ging nach der Weide, holte sich einen Ochsen, setzte sich auf den Drachen und fuhr hinauf. Kaum war die Hälfte Weges zurückgelegt, als das Fleisch schon alle verzehrt war; und wieder schrie der Drache »wack«, dass es nur so dröhnte. Ihm wurde ganz gräsig zumute, besonders als er sah, dass er seinen Eisenstab vergessen hatte; der Drache aber krümmte sich und schrie wieder »wack« und schrie noch lauter als zuvor. Er wusste sich nicht anders zu helfen, er riss sich ein großes Stück Fleisch vom Leibe und gab es ihm, und als er wieder schrie, machte er’s ebenso und zum dritten Mal auch. Jetzt konnte er die oberen Steine greifen, und in einem Satz war er auf der Erde; dem Drachen gab er noch einen mit dem Fuße, dass ihm alle Rippen krachten und er schäumend in die Tiefe fuhr.
    Als Peter Bär oben war, bejammerte er erst seinen Eisenstock; aber siehe! der lag ja neben ihm. Nun bedauerte er sein schönes Fleisch; aber da fiel ihm die gute Salbe ein, welche er von der Hexe bekommen hatte und in der Tasche trug; er bestrich sich damit, und im selben Augenblick fehlte ihm nichts mehr. Jetzt sah er sich nach den drei Prinzessinnen um; es war aber von allen dreien nichts zu hören und zu sehen. Sie hatten nämlich den guten Rat der alten Hexe gehört und ihn benutzt, sich vor Peter Bärs Gesellen in ihr Vaterland und zum Könige, ihrem Vater, zu retten. Von diesen Kameraden endlich war auch nicht die leiseste Spur, und nimmer hat Peter Bär von ihnen was wieder gehört. Er selber wollte auch nicht allein dableiben, nahm seinen Eisenstab und wanderte der Königsstadt zu.
    Gleich in der ersten Stadt jenes Landes erzählten ihm die Leute: »Unsere Prinzessinnen sind wieder da, und nun hat der König bekanntmachen lassen, wer ihm die Ringe mit den Buchstaben bringe, solle für jeden tausend Dukaten haben.« Peter Bär ging nach einem armen Goldschmied, der ihm einst einen guten Zehrpfennig geschenkt hatte, und gab sich für einen Goldschmiedsgesellen aus. Der arme Mann erzählte ihm, was für ein schönes Stück Geld zu verdienen sei, wenn man an so einen Ring gelangen könne. »Den will ich euch schmieden, und zwar bis morgen früh«, entgegnete Peter Bär. Der Meister sah ihn groß an und wusste nicht, was er sagen sollte; jener aber versicherte, wenn er den Ring einliefere, seien die tausend Dukaten ihm ganz sicher. Nun bat er sich für die Nacht eine Tonne Bier, ein Malter Nüsse und ein paar Brote aus. Das aß und trank er während der Nacht, statt zu arbeiten, und am Morgen lieferte er den Ring ab. Der Meister brachte denselben hin und bekam richtig das Geld; und als er angeben sollte, wie er zu dem Ringe gekommen, erzählte er die Geschichte und beschrieb den Peter Bär so genau, dass die Prinzessinnen ihren Retter wiedererkannten. Als der König ihn holen lassen wollte, war er fort, wohin, wusste niemand zu sagen. Er war aber nach einer anderen Stadt gegangen, wo ein armer Zeugschmied wohnte, der ihm einst einen Krug Bier gereicht hatte. Hier gab er sich für einen Zeugschmied aus, und als der Meister ihm gleichfalls erzählte von dem schönen Gelde, das mit einem Ringe zu verdienen sei, und wie ein armer Goldschmied schon reich geworden, erwiderte er: »Seid nur ruhig; besorgt mir auf diese Nacht eine Tonne Bier, ein Malter Nüsse und ein paar Brote, so sollt ihr morgen früh einen Ring fix und fertig vorfinden.« Der Meister traute ihm, denn er machte ein grundehrliches Gesicht, und am andern Morgen bekam er einen goldenen Ring, für den er richtig tausend Dukaten vom Könige ausbezahlt erhielt. Wieder sandte der König Boten mit, und wieder war er ausgeflogen. Jetzt ging er zu seinem guten Lehrherrn, der arm geworden war und in der Residenz sich vom Knochensammeln nährte. Ihm gab er Geld für Bier, Nüsse und Brot und ließ ihn

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