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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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die ist niemals zu retten; denn acht Riesen bewachen sie.« – »Ich rette sie«, antwortete Peter Bär, »und bringe sie euch.« Damit empfahl er sich, ergriff seinen Eisenstock und eilte schnurstracks auf das Schloss los. Im Hofe gingen zwei Riesen, jeder mit einer Kanone auf der Schulter, hin und her und hielten Wache; als die ihn erblickten, schrien sie: »Erdwurm, was willst du hier?« – »Das will ich!«, versetzte er und gab jedem einen Backenstreich, dass sie fürderhin kein Glied mehr regten. Als er in die Stube kam, wollten ihn die anderen sechs Riesen töten; er aber Schlag auf Schlag erlegte sie, während du sechs zählst, und ihm wurde auch nicht ein Haar gekrümmt. Die Prinzessin weinte vor Schreck und vor Freude, gab ihm ein weißes Taschentuch und einen goldenen Ring, an welchem ebenfalls sonderbare Buchstaben standen, deutete mit der Hand durchs Fenster und sagte: »Dort in jenem großen Schlosse, das du dicht an dem hohen Berge liegen siehst, wohnt meine verwunschene jüngste Schwester. Leider ist sie aber gar nicht zu erlösen; denn sie wird von sechzehn Riesen und von einem Drachen bewacht, der sieben Köpfe hat und aus allen Feuer und Flammen speit.« Das war dem Peter erst ganz recht, und er erwiderte: »Ich rette sie und bringe sie Euch, oder ich sterbe; der Drache nämlich ist der schlimmste von allen.« Als er Abschied von der weinenden Prinzessin genommen hatte, ging er rasch auf das Schloss los.
    Im Hofe hielten vier Riesen Wache, jeder mit einer Kanone auf der Schulter. »Erdwurm, was willst du hier?«, schrien sie ihm entgegen. »Das will ich!«, versetzte er, und im Nu lagen alle vier in ihrem schwarzen Blute. Als er das hohe Schlosstor öffnete, lag da der siebenköpfige Drache und spie Feuer und Flammen gegen ihn, dass sein Eisenstab glühend wurde; er aber zerschmetterte ihm mit jedem Schlag einen seiner Köpfe, und weil das Eisen glühend ward, blutete es nicht einmal, so tief er auch schlug. Nun ward ihm ganz leicht ums Herz, und er ging in den Saal zu den Riesen, welche von den Kämpfen nichts gehört hatten; und das war ein Glück, denn sonst möchte es ihm doch schlecht ergangen sein. Als er eintrat, saßen die zwölf bei der Prinzessin am Tisch und aßen; wütend sprangen sie auf und konnten gar nicht begreifen, wie er nur hereingekommen sein möge, und als sie danach fragten, antwortete er damit, dass er den einen nach dem andern niederschlug. Es waren ihrer aber fast allzu viel, und wenngleich sein Eisenstab nicht zweimal zu schlagen brauchte, hatten die letzten doch noch immer so viel Zeit, ihm mehrere kleine Wunden und eine recht tiefe beizubringen. Nach dem zwölften Streiche schwanden ihm fast die Sinne; doch hatte er noch Besinnung genug, um sich mit der guten Salbe zu waschen, welche ihm die Hexe gegeben hatte; und siehe! im Augenblick war er heil und ohne Schmerzen. Die Prinzessin weinte vor Schreck und vor Freude, gab ihm ein weißes Taschentuch und einen goldenen Ring, dessen Buchstaben er wieder nicht lesen konnte, und folgte ihm zu der zweiten und mit dieser zu der ältesten Schwester.
    Nun ging’s weiter zu der Hexe; diese, erstaunt über das seltsame Ereignis, gab ihm guten Rat, wie er sich und die drei Schwestern durch den Brunnen auf die Erde und von da in das Land des Königs bringe.
    Als sie an den Brunnen kamen, hing der Korb noch unten. Seine drei Gefährten Steinspieler, Eisenknüpfer und Baumdreher lauerten mit Ungeduld auf ihn und wussten nicht, wo er geblieben sein möge; denn er war gewiss schon eine volle halbe Stunde unten, und das war viel für sie und für Peter Bär. Sie meinten, er wird wohl ertrunken sein, und waren schon mehrmals im Begriff gewesen, sich aus dem Staube zu machen; Furcht jedoch vor dem gewaltigen Eisenstock und Neugier, ob er den Zwerg doch wohl noch erwischt habe, hatte sie zurückgehalten. Jetzt zupfte es am Seil; sie zogen herauf, und siehe! eine Jungfrau saß im Korbe, welche ihnen erzählte, was da unten vorgegangen war, obgleich Peter Bär es verboten hatte. Als auch die beiden anderen Prinzessinnen oben waren, dachte Peter Bär: »Jetzt ist nicht zu trauen; denn geschwatzt haben sie doch.« Er wollte sich wenigstens sichern und legte einen Stein in den Korb; als dieser halb hinauf war, fiel ein Felsblock von oben in den Korb, das Seil riss, und alles stürzte in den Brunnen. »Die

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