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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Ist das der Dank für die gute Suppe? Oder dachtest du mir ebenso mitzuspielen wie den drei anderen? Weißt du nicht, wer ich bin? Kennst du den Peter Bär nicht und seinen Eisenstock?« Das Männchen zitterte und krümmte sich wie ein getretener Wurm; Peter Bär aber nahm es und band es mit seinem Barte an der Bettstelle fest, warf seinen Stock aufs Bett, dass der Zwerg es nicht fortzerren sollte, und ließ es zappeln und heulen. Hierauf fasste er den Strang und läutete, dass der ganze Wald dröhnte und die drei Jägersleute aus ihrem Schlafe aufsprangen. Diese nämlich, nachdem sie sich ihre Not geklagt und über Peter Bär sich lustig gemacht hatten, wie er sich wohl anstellen werde, wenn nun endlich die Reihe an ihn komme, Baumdreher, Eisenknüpfer und Steinspieler hatten ihre Striemen gewaschen und sich’s hierauf bequem gemacht: Im Schatten eines Eichbaums lagen sie auf dem Moose. Verwundert sprangen sie auf, als sie’s läuten hörten, und eilten nach Hause. Hier fanden sie Peter Bär munter und gesund, das Essen gekocht, den Tisch gedeckt und in der Kammer den heulenden Zwerg mit seinem Bart an die Bettstelle gebunden; Peter Bär aber verspottete sie, dass sie von einem so kleinen Kerl sich hätten prügeln lassen, und sagte, er habe es weder mit dem Balken noch mit dem Hahnebalken noch mit dem Schornstein geglaubt; danach gingen sie zu Tische.
    Während sie sich’s nun wohl schmecken ließen, riss und zerrte das Männchen in der Kammer so lange hin und her, bis der Bart nachließ und an der Bettstelle hängenblieb gleich einem Dornbusch; nun lief es schnell zur Tür hinaus und sprang in den Brunnen, der dicht am Hause stand. Das alles sah Peter Bär durchs Fenster und sagte: »Ich hole dich schon wieder; lasst uns nur erst satt sein.« Als dies endlich erreicht war, sprach er zu seinen Kameraden: »Nun will ich einmal sehen, wo das Männchen geblieben ist; ich denke, wo das hinlangt, ertrinke ich auch nicht.« Und er holte ein Seil herbei, band einen Korb daran, legte Baumdrehers Balken über den Brunnen, nahm seinen Wanderstab zur Hand, setzte sich in den Korb, und sie ließen ihn langsam hinunter. Als er unten anlangte, sah er eben noch, wie das Männchen in eine andere Welt hinabsprang. Rasch setzte er hinterdrein, seinen Stock in der Rechten, und kam noch früh genug, um das Männchen in ein altes Haus schlüpfen zu sehen. Ohne sich lange zu besinnen, stürzte er ihm nach und fand in der Stube eine uralte Hexe, die fragte er: »Wo ist das graue Männchen?« – »Ich weiß nicht«, krächzte ihm die Hexe entgegen. Als er sie aber beim Schopf nahm, ihr seinen Eisenstab zeigte und sie damit in Grund und Boden zu schlagen drohte, wenn sie es nicht gleich gestehe, da erschrak sie und sagte: »Unter dem Tubben sitzt es.« Als er sich umkehrte, blickte er durchs Fenster und sah hinterwärts lauter große Berge, und vor dem größten stand ein wunderschöner Palast. »Alte Hexe«, donnerte er sie an, »sag mir, was das für ein Haus ist!«, und damit schlug er drei Balken aus der Decke. »Ach«, antwortete sie, »da ist eine verwunschene Prinzessin, die bewachen vier Riesen, weshalb sie nicht zu retten ist.« – »Schweig, alte Hexe«, versetzte Peter Bär, »ich rette sie«; und er nahm seinen Stock, ließ sich von der Alten eine gute Salbe geben und ging nach dem Palast. Als er in den Hof kam, ging ein Riese mit einer Kanone auf der Schulter auf und ab und sprach zu Peter Bär: »Erdwurm, was willst du hier?« – »Das will ich!«, antwortete dieser und schlug ihn mit seinem Stock über den Kopf, dass er zermalmt am Boden lag. Als er in die Stube kam, sprangen die anderen drei Riesen auf, fassten große Keulen und wollten ihn ermorden; er aber versetzte jedem einen Streich mit seinem Eisenstock, und sie lagen tot darnieder. Die Prinzessin weinte vor Schreck und vor Freude und schenkte ihm ein weißes Taschentuch und einen Ring; in diesem standen Buchstaben, die er aber nicht lesen konnte. Während er so mit ihr sprach, sah er durchs Fenster und erblickte in der Ferne noch weiter nach dem großen Berge zu ein noch viel schöneres Haus. »Könnt Ihr mir nicht sagen, schöne Königin, was das dort für ein Haus ist?«, fragte Peter Bär, und die Prinzessin entgegnete: »Ach, dort wohnt meine verwunschene Schwester,

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