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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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mitessen, sprach auch viel mit ihm, wurde aber nicht wiedererkannt. Am andern Morgen schenkte er ihm den dritten Ring, und auch dieser wurde mit tausend Dukaten bezahlt.
    Nun ließ der König dem Retter seiner Töchter nachspüren, konnte seiner aber nicht habhaft werden: Jeder wollte ihn gesehen haben, und niemand wusste ihn nachzuweisen; bald war er auf diesem, bald auf jenem Dorfe gewesen, und bald hatte er sich in diesem, bald in jenem Wirtshause umgetrieben; der König schickte Boten um Boten aus, denn die jüngste Tochter wollte beinahe sterben vor Sehnsucht nach ihm, und kein Bote brachte Gewissheit nach Hause. Endlich hörte er von dem Leid der Prinzessin, und da überfiel ihn dasselbe Leid.
    Eines Tages kam ein Bettelmann vors königliche Schloss; die Wache wollte ihn wegjagen und verwundete ihn dabei. Als er sich das Blut abwischte, sahen die Königstöchter, die von dem Lärm ans Fenster gelockt waren, ihr feines weißes Taschentuch, und dabei erkannten sie den Bettler. Der König selber holte ihn herein und gab ihm seine jüngste Tochter zur Gemahlin; und als derselbe starb, wurde Peter Bär König über dessen ganzes Land.

Widewau
    Es war einmal ein Müller, von dem sagten die Leute, er wäre so grob wie Bohnenstroh. Niemand mochte mit ihm gern etwas zu tun haben; ja wäre nur in der Nähe eine andere Mühle gewesen, dann wären die Mahlgäste wohl einer nach dem andern fortgeblieben. Aber es war weit und breit nur diese eine. So kam der Müller immer mehr in die Wolle und wurde zuletzt ein reicher Mann. Dabei war er aber so knickerig, dass er sich nicht einmal einen Dienstboten hielt, sondern er tat auch noch die Arbeit eines Mühlknappen, und seine Frau und seine einzige Tochter machten außer der Hauswirtschaft die Mägdearbeiten. Eines Tages kam einmal ein altes armes Mütterchen, das um Almosen bat. Die kam aber schön an! Der Müller wetterte auf sie los: »Fort von meiner Tür, du alte Hexe, sonst lasse ich den Hund los! Ihr elendes Bettlergesindel kommt ja nur, um zu sehen, wo es was zu stehlen gibt.« Die Alte wollte noch weiter bitten, er jagte sie aber ohne Mitleid von seinem Hofe.
    Unterwegs begegnete ihr ein junger Müllersbursch, der war von armen Eltern und ging in die Fremde, um sein Handwerk noch besser zu lernen und sich in der Welt umzusehen. Bisher war’s ihm recht schlecht gegangen. Nirgends hatte er Arbeit gefunden, und seine wenigen Spargroschen waren nun auch schon verzehrt. »Guten Abend«, sagte die Alte. Er grüßte freundlich wieder und fragte: »Weißt du nicht, Mütterchen, ob hier eine Mühle in der Nähe ist?« Sie zeigte ihm den Weg zu der Mühle, von der sie eben kam, und sagte: »Du gefällst mir, und ich kenne deine Not; ich will dir helfen, doch musst du mir auch einen Dienst leisten. Gib genau acht und tu, was ich dir sage, es wird dein Glück sein. – Wenn du an den Mühlbach kommst, wirst du auf den ersten Blick am Ufer ein schwarzes Steinchen sehen, das heb auf und nimm es mit. Dann geh ins Haus, und wenn sie dich auch nicht aufnehmen wollen, du bleibst doch da und sagst, wenn sie auch schimpfen, nur immer: ›Schönsten Dank!‹ Iss und trink auch dann, wenn du nicht dazu gebeten wirst und leg dich ins Bett, ohne dass man dich dazu auffordert. Wenn aber in der Nacht alles schläft, dann schleich dich zum Herd und leg dein Steinchen in die Asche. Morgen früh wird dann etwas geschehen, das wird alle im Haushalt närrisch machen; das soll die Strafe für den Müller sein. Nur du allein kannst helfen, du nimmst einfach das Steinchen aus der Asche. Aber sei klug, du kannst dein Glück dort machen.«
    Dem Müllergesellen kam das alles doch recht bedenklich vor. Aber die Alte sagte, es würde alles gut werden, und da versprach er’s. – Er kam an den Mühlbach, fand das Steinchen und steckte es ein. Dann ging er in die Mühle und bat die Müllerin um Nachtquartier. »Nein, hier ist keine Herberge.« – »Schönsten Dank«, sagte er, legte sein Ränzel ab und setzte sich auf die Ofenbank. Der muss närrisch sein, dachte die Frau. »Ihr habt mich wohl nicht recht verstanden«, sagte sie laut, »hier dürft Ihr nicht bleiben!« – »Schönsten Dank, schönsten Dank!«, erwiderte er freundlich, und was sie auch vorbrachte, wie oft sie ihm die Türe wies, stets antwortete er

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