Der große deutsche Märchenschatz
»Schönsten Dank!« und blieb ruhig sitzen.
Nun ging die Frau für ihren Mann das Essen kochen und brachte es nach einer Weile auf den Tisch. »Schönsten Dank!«, rief der Geselle und fing gleich an zu essen. »Das ist ja für meinen Mann!«, schrie die Frau wütend. Er aber kehrte sich nicht daran, löffelte weiter, sagte dazwischen schönsten Dank und hieb ein, dass der Frau angst und bange wurde. Da kam ihr Mann nach Hause. »Gott sei Dank, dass du da bist«, rief sie ihm entgegen und erzählte ihm von dem unheimlichen Gast. Da fuhr der Müller wütend auf den Fremden los; der aber tat, als würde ihm die gröÃte Freundlichkeit erwiesen und beantwortete alles Schimpfen immer nur mit »Schönsten Dank!«. Der Müller hätt ihn am liebsten zur Tür hinausgeworfen, aber er sah, der Kerl war jung und stark, wer weiÃ, wie das ablief. »Mach mir denn mein Bett«, sagte er endlich zu seiner Frau, »ich bin müde.« Die Frau machte das Bett, der Fremde aber zog sich ohne weitere Umstände aus, sagte »Schönsten Dank!«, legte sich in die Federn und schlief bald wie ein Klotz. Mann und Frau hätten ihn am liebsten wieder hinausgeprügelt, aber sie fürchteten sich vor seinen Fäusten. Er blieb also liegen, und sie mussten sich ein Lager auf dem FuÃboden machen. In der Nacht aber, als alles schlief, stand der Geselle auf, legte das Steinchen in die Asche und ging wieder ins Bett. Frühmorgens weckte die Müllerin ihre Tochter, dass sie Kaffee kochte. Wie aber das Mädchen sich zum Herde bückte und den Mund spitzte, um die Funken wieder anzublasen, da machte ihr Mund auf einmal »Www ⦠widewau, widewau, widewauwau.« Nichts als »Widewau« kam über ihre Lippen, und das Feuer ging nicht an. Da wurde ihr ganz angst, sie fing an zu weinen und lief zur Mutter. »Widewau Mutter, das Feuer, widewau, will nicht brennen, widewau, ach widewau Mutter, widewau, ach, was ist das doch, widewauwidewauwidewauwauwau.« Die Mutter warf die Kleider über, lief hin und versuchte es selbst. Kaum bückte sie sich aber zum Herd und spitzte den Mund, da musste auch sie in einem fort rufen: »Widewau, widewau!« Der Müller, dem es mit dem Kaffee zu lange dauerte, kam dazu, schimpfte auf die Weibsleute, die gar nichts verständen, nahm die Zange, legte das Holz zurecht und wollte so recht aus Leibeskräften pusten. Aber: »Widewau, widewau, widewau«, ging das auch bei ihm, »was zum Teufel ist da los, widewauwauwau; das ist, widewau, widewau, Hexerei, widewauwauwau.« Und Vater, Mutter und Tochter widewauten, dass einem die Haare hätten zu Berge stehen können. Endlich schickten sie die Tochter zum Nachbar Küster, vielleicht wusste der Rat. »Guten Morgen, Herr Küster, widewauwauwau, kommen Sie doch mal, widewau, und helfen Sie uns, widewau widewau, wir sind alle behext widewauwauwau, sagt der Vater widewauwauwau.« Der Küster dachte, schade um das Kind, es war doch sonst so gescheit, die hat ja ganz den Verstand verloren, und ging mit. Da standen Müller und Müllerin am Herde und schrien auch: »Widewau, widewau.« Als er nun endlich aus ihnen herausbrachte, dass sie hätten Feuer machen wollen und das nicht brennen wolle, sie aber seitdem das verwünschte Wort nicht loswürden, bückte er sich ebenfalls und spitzte seine Lippen, aber es ging ihm nicht besser. »Widewau, widewau, widewauwauwau«, fing auch nun er an. Da war nun guter Rat teuer. Es blieb nichts anderes übrig, als den Pfarrer zu holen, der konnte vielleicht den Zauber lösen. »Widewau, Herr Pfarrer, widewau! Ach, kommt doch, widewau; wir wissen uns nicht zu helfen, widewauwauwau.« So kam atemlos die Müllertochter zum Pfarrer gelaufen. Der folgte ganz erstaunt dem Mädchen, um zu sehen, was es da gäbe. Da fand er denn die ganze Gesellschaft am Herde stehn und »widewau â das Feuer â widewau, widewau â will nicht angehen« â so heulten sie durcheinander. »Widewau Herr Pfarrer, ach vertreibt doch nur den bösen Geist, widewauwauwau, da in dem Herd«, so rief der Müller. »Widewau, ich will auch ein ganz anderer Mensch werden, widewauwauwau, ich will nicht mehr grob und geizig sein, widewau, widewau.« Der Pfarrer rückte seine Brille zurecht und setzte sich gegen den Herd in Bewegung. â Und jetzt spitzt ihr natürlich alle darauf, wie es
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