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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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verlangt hatte, das wurde ihm auch alles hergebracht. Da wusch er sich und setzte sich zum Abendessen, und als er gegessen hatte, nahm er wieder sein Buch zur Hand und las.
    Um elf Uhr ließ sich wieder die Stimme vernehmen und sagte, wenn es zwölf wäre, so kämen vier Männer und schleppten ihn im ganzen Schlosse herum; dabei dürfte er aber ja keinen Laut von sich geben, sonst müsste er sterben.
    Und richtig! Mit dem Schlage zwölf tat sich die Tür auf, und herein traten vier schwarze Männer, die fassten ihn unsanft an, schleiften ihn treppauf, treppab im ganzen Schlosse herum; er gab aber keinen Laut von sich, und als der Schlag eins aus der Glocke ging, da brachten sie ihn wieder in sein Zimmer zurück.
    Da sagte die Stimme, auf dem Tische stände Salbe, da solle er sich mit einreiben, und dann stände in dem Nebenzimmer ein schönes Bett, da solle er sich hineinlegen.
    Das tat der Jäger auch, und den andern Morgen, da er erwachte, waren all seine Schmerzen vorüber. Es stand auch schon sein Morgenbrot bereit. Er erhob sich, als er das sah, von seinem Lager, verzehrte, was ihm gebracht war, und danach setzte er sich wieder hin und las schöne Geschichtsbücher, die er nach Belieben aus dem Schranke nehmen konnte. Den ganzen Tag über wurde er mit Essen und Trinken wohl versorgt, sodass es ihm sicher alles wohl gefallen hätte, wenn ihm nicht die unheimlichen schwarzen Männer von der Nacht vorher noch zu lebhaft in Gedanken gewesen wären. Darum gedachte er, als der Abend anbrach, heimlich davonzugehen. Aber o weh! Die Zugbrücke war aufgezogen, und alle Anstrengungen, sie herunterzulassen, waren vergeblich. Da musste er denn wohl wieder umkehren, er mochte wollen oder nicht.
    Um elf Uhr wurde wieder die Stimme laut und sagte, statt dass gestern vier gekommen wären, würden heute Nacht acht kommen und ihn im ganzen Schlosse herumtragen; wenn er aber den geringsten Laut von sich gäbe, so müsste er sterben.
    Und richtig! Mit dem Schlage zwölf tat sich die Türe auf und herein traten acht große schwarze Männer, die packten ihn bei den Beinen und schleiften ihn mit dem Kopfe zuunterst treppauf, treppab im ganzen Schlosse herum, dass ihm alle Rippen im Leibe knackten und sein Kopf voll Beulen wurde. Aber doch gab er keinen Laut von sich; und wie der Schlag eins aus der Glocke ging, da brachten sie ihn wieder hin, wo sie ihn hergeholt hatten.
    Da sagte die Stimme wieder, auf dem Tische stände Salbe, da solle er sich mit einreiben, und in dem Nebenzimmer stände ein schönes Bett, da solle er sich hineinlegen.
    Das tat der Jäger auch; und den andern Morgen, als er aufwachte, war sein Kopf wieder heil und tat ihm kein Finger weh. Es stand auch schon ein gutes Morgenbrot bereit, das verzehrte er mit Behagen, und nachdem so setzte er sich wieder hin und las noch viel schönere Bücher, als er den Tag vorher gelesen hatte, und zu bestimmter Zeit kriegte er auch wieder sein gutes Essen und war ganz vergnügt bis zum Abend, wo es anfing dunkel zu werden; da fielen ihm die schwarzen Männer wieder ein und herzlich gerne hätte er sich auf und davon gemacht, wenn er nur gekonnt hätte.
    Um elf Uhr sagte die Stimme, anstatt dass gestern acht gekommen wären, kämen heute zwölf; er solle aber nur standhaft bleiben und kein Wort sagen, sonst müsse er sterben.
    Und richtig! Mit dem Schlage zwölf tat sich die Tür auf und herein traten zwölf kohlschwarze Männer, die banden ihm Hände und Füße mit eisernen Ketten und schleiften ihn im ganzen Schlosse herum und zuletzt hinaus auf den Hof zu einem tiefen Brunnen und taten, als ob sie ihn hineinwerfen wollten. Aber doch blieb er standhaft und gab keinen Laut von sich. Sowie der Schlag eins aus der Glocke ging, brachten sie ihn wieder zurück in sein Gemach. Er war halb tot und alle Knochen taten ihm im Leibe weh. Aber diesmal kam keine Salbe und wurde ihm auch kein Bett gegeben, sodass er auf allen Vieren in eine Ecke kroch und da liegen blieb.
    Die ganze Nacht tat er vor Schmerz kein Auge zu, und den andern Morgen wurde auch kein Essen gebracht; aber es dauerte nicht lange, so klopfte jemand an die Tür, und als der Jäger »herein!« rief, da erschien ein wunderschönes Mädchen, das gab ihm von der Heilsalbe und sagte, in dem Nebenzimmer im Schranke, da hingen königliche Kleider, die sollte er anziehen, und wenn er das getan hätte, so sollte

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