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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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»Nun, Friedrich, was bringst du mit?« – »O Herr, sie haben mir diesmal einen Gänsebraten gegeben!« – »Schön! Friedrich; lege ihn nur hinten in den Kutschkasten, wir werden ihn wohl heute noch gebrauchen können.« Friedrich tat, wie ihm geheißen war; dann stieg er wieder zu seinem Herrn in den Wagen, und fort ging’s wie der Wind, dass den vier Hengsten die Mähnen sausten.
    Eine Stunde wohl mochten sie so gefahren sein, da ließ der Herr den Wagen zum dritten Male halten und sprach: »Friedrich! Sieh mal hinaus!« – »Ja, Herr!« – »Friedrich, was siehst du nun?« – »O Herr! Nun sehe ich nicht weit von hier ein Schloss, das ist so schön, wie ich in meinem ganzen Leben noch keins gesehen habe.« Sprach der Herr: »Hier, Friedrich, hast du meine Uhr, die ist grade zwei; nun geh, derweil ich auf dich warte, in das Schloss, da wird man dich bewirten wie noch nie; aber Punkt drei Uhr, nicht früher und nicht später, gehst du wieder fort und was man dir dann gibt, das bringe mit.« – »Gut, Herr!«, sprach Friedrich und ging in das Schloss.
    Da war ein Leben und Gewühl von Dienern, nicht anders wie an eines Königs Hofe, die trugen die köstlichsten Speisen und Weine auf und luden den Friedrich zum Sitzen ein. Er ließ sich auch nicht lange nötigen, aß und trank nach Herzenslust und als die Uhr nahe vor drei war, rüstete er sich zum Weitergehen. Da wurde ihm ein Schweinsbraten gereicht, den nahm er mit, wie ihm sein Herr befohlen hatte.
    Als er nun wieder zurück an den Wagen kam, so fragte der Herr: »Nun, Friedrich, was bringst du diesmal mit?« – »O Herr, sie haben mir einen Schweinsbraten gegeben.« – »Schön, Friedrich; lege ihn nur hinten in den Kutschkasten; wir werden ihn wohl heute noch gebrauchen können.« Friedrich tat, wie ihm geheißen war; dann stieg er wieder zu seinem Herrn in den Wagen und fort ging’s wie der Wind, dass den vier Hengsten die Mähnen sausten.
    Wohl eine Stunde mochten sie so gefahren sein, da ließ der Herr zum vierten Male halten. »Friedrich!«, sprach er wieder, »sieh mal hinaus!« – »Ja, Herr!« – »Friedrich, was siehst du denn nun?« – »O Herr, ich sehe nicht weit von hier ein Schloss, das ist so erbärmlich schlecht, wie ich in meinem ganzen Leben noch keins gesehen habe.« – »Das ist aber gerade das Schloss, mein lieber Friedrich, wo du die sieben Jahre dienen musst. Jetzt nimm die drei Braten, die wirst du gut gebrauchen können; denn um auf das Schloss zu kommen, musst du durch drei Pforten; vor der ersten liegt ein Löwe, vor der zweiten ein Bär, vor der dritten ein Wildschwein. Dem Löwen gibst du den Hammelbraten, dem Bären den Gänsebraten und dem Wildschwein den Schweinsbraten, so werden sie dich frei passieren lassen; in dem Schlosse aber wirst du einen finden, der wird dir deine Arbeit geben. Leb wohl, Friedrich, und halt dich gut!« Friedrich stieg aus, wie ihm sein Herr befohlen, und fort rollte der Wagen wie der Wind, dass den vier Hengsten die Mähnen sausten.
    Als Friedrich nun auf das Schloss wollte, so lag vor der ersten Pforte ein Löwe, dem gab er den Hammelbraten; vor der zweiten Pforte lag ein Bär, dem gab er den Gänsebraten, vor der dritten Pforte aber lag ein Wildschwein, dem warf er den Schweinsbraten hin; da ließen ihn die Tiere frei in das Schloss hinein.
    Kaum war er aber eingetreten, so kam ihm gleich ein graues Männchen entgegen. »Sieh! Friedrich! Bist du da?«, sprach das Männchen; »auf dich habe ich schon lange gewartet. Nun merk auf! Hier hast du ein kleines Stöckchen, damit kannst du dir das nötige Essen schaffen. In meinem Stall steht sodann ein Schimmel und ein Esel; dem Schimmel gibst du Aas zu fressen, dem Esel Heu; tust du aber anders und gibst dem Schimmel Heu und dem Esel das Aas, so musst du sterben. Ferner siehst du da im Hofe zwei Brunnen. Aus dem einen, der offen ist, kannst du trinken und auch dem Vieh daraus zu saufen geben, der andere ist mit einer Falltüre verschlossen, da darfst du aber niemals hineinsehen; tust du’s doch, so musst du sterben. Noch eins! Merke dir diese Zimmertür; lässt du dir jemals einfallen, sie zu öffnen, so musst du sterben. Nun weißt du, was du zu tun und wie du dich in deinen sieben Dienstjahren zu verhalten hast. Adieu!« Damit ging das

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