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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Füße vom langen Steigen müde waren, wollte er sie in der Quelle erfrischen. Er tauchte sie ein, und wie er sie herauszog, so waren sie mit blankem Kupfer überzogen. Er kehrte schnell zurück zum großen Baum. Der reichte aber noch hoch in die Wolken, und kein Ende war zu sehen. »Da oben muss es noch schöner sein!«, dachte er und stieg nun abermals neun Tage aufwärts, ohne dass er müde wurde, und siehe da kam er in ein offenes Feld, da waren auch viele Paläste, aber von lauter Silber, und hinter den Palästen war ein großer Wald mit silbernen Bäumen, und auf dem höchsten Baum saß ein silberner Hahn. Unter dem Baum war eine Quelle mit flüssigem Silber, die sprudelte immerfort, und das war das einzige Getöse, sonst lag alles wie tot, und niemand war zu sehen, und nichts regte und rührte sich.
    Als aber der Knabe alles gesehen hatte, brach er sich ein Zweiglein von einem Baum und wollte sich aus der Quelle die Hände waschen. Wie er sie aber herauszog, waren sie von blinkendem Silber überzogen. Er kehrte schnell zurück zum großen Baum, der reichte noch immer hoch in die Wolken, und es war noch kein Ende zu sehen. »Da oben muss es noch schöner sein!«, dachte er und stieg abermals neun Tage aufwärts, und siehe da war er im Wipfel des Baumes, und es öffnete sich ein weites Feld. Darauf standen lauter goldne Paläste, und hinter den Palästen war ein großer Wald mit goldnen Bäumen, und auf dem höchsten Baum saß ein goldner Hahn. Unter dem Hahn war eine Quelle mit flüssigem Golde, die sprudelte immerfort, und das war das einzige Getöse. Sonst lag alles wie tot, und niemand war zu sehen, und nichts regte und rührte sich. Als der Knabe alles gesehen hatte, brach er sich ein Zweiglein von einem Baum, nahm seinen Hut ab, bückte sich über die Quelle und ließ seine Haare ins sprudelnde Gold hineinfallen. Als er sie aber herauszog, waren sie vergoldet. Er setzte seinen Hut auf, und wie er alles gesehen hatte, kehrte er zurück zum großen Baum und stieg nun in einem fort wieder hinunter und wurde gar nicht müde.
    Als er auf der Erde angelangt war, zog er seine Schuhe an und suchte seine Schafe. Doch er sah von ihnen keine Spur. In weiter Ferne aber erblickte er eine große Stadt. Jetzt merkte er, dass er in einem andern Lande sei. Was war zu tun?
    Er entschloss sich hineinzugehen und sich dort einen Dienst zu suchen. Zuvor jedoch versteckte er die drei Zweiglein in seinen Mantel, und aus dessen Zipfel machte er sich Handschuhe, um seine silbrigen Hände zu verbergen.
    Als er in der Stadt ankam, suchte der Koch des Königs gerade einen Küchenjungen und konnte keinen finden. Indem kam ihm der Knabe zu Gesicht. Er fragte ihn, ob er um guten Lohn Dienste bei ihm nehmen wolle. Der Junge war das zufrieden unter einer Bedingung: er solle den Hut, den Mantel, die Handschuhe und die Stiefel nie ablegen müssen, denn er habe einen bösen Grind und müsste sich schämen. Das war dem Koch nicht ganz recht. Allein weil er sonst niemanden bekommen konnte, musste er einwilligen. Er dachte bei sich: »Du kannst ihn ja immer nur in der Küche verwenden, dass niemand ihn sieht.« Das währte so eine Zeit lang. Der Junge war sehr fleißig und tat alle Geschäfte, die ihm der Koch auftrug, so pünktlich, dass ihn dieser sehr lieb gewann. Da geschah es, dass wieder einmal Ritter und Grafen erschienen waren, die es unternehmen wollten, auf den Glasberg zu steigen, um der schönen Tochter des Königs, die oben saß, die Hand zu reichen und sie dadurch zu erwerben. Viele hatten es bisher vergebens versucht. Sie waren alle noch weit vom Ziele ausgeglitscht und hatten zum Teil den Hals gebrochen. Der Küchenjunge bat den Koch, dass er ihm erlauben möchte, von ferne zuzusehen. Der Koch wollte es ihm nicht abschlagen, weil er so treu und fleißig war, und sagte nur: »Du sollst dich aber versteckt halten, dass man dich nicht sieht!« Das versprach der Junge und eilte in die Nähe des Glasberges.
    Da standen schon die Ritter und Grafen in voller Rüstung mit Eisenschuhen, und sie fingen bald an, der Reihe nach hinaufzusteigen. Allein keiner gelangte auch nur bis in die Mitte, sie stürzten alle herab, und manche blieben tot liegen. Nun dachte der Knabe bei sich: »Wie wäre es, wenn du auch versuchtest?« Er legte sogleich Hut und Mantel und Handschuhe ab, zog seine Stiefel aus

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