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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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ihn, ob er das nicht gesehen hätte. Der Junge sagte wieder: »Nein, das habe ich nicht gesehen, das war ich selbst!« Der Koch lachte wieder über den dummen Einfall und sprach: »Da müsste ich auch ein großer Herr werden!«
    Der König aber und die Königstochter waren sehr traurig, dass der schöne Junge nicht erscheinen wollte. Da ließ der König ein Gebot ausgehen, dass alle jungen Burschen aus seinem Reiche barfüßig und bloßhäuptig und ohne Handschuhe vor dem König der Reihe nach vorübergehen und sich zeigen sollten. Sie kamen und gingen, aber der rechte, nach dem man suchte, war nicht unter ihnen. Der König ließ darauf fragen, ob sonst kein Junge mehr im Reich wäre. Der Koch ging sofort zum König und sprach: »Herr, ich habe noch einen Küchenjungen bei mir, der mir treu und redlich dient. Der ist es aber gewiss nicht, nach dem ihr sucht! Denn er hat einen bösen Grind, und er trat nur unter der Bedingung zu mir in den Dienst, dass er Handschuhe, Mantel, Hut und Stiefel nie ablegen dürfe.« Der König aber wollte sich überzeugen, und die Königstochter freute sich im Stillen und dachte: »Ja, der könnte es sein!«
    Der Koch musste dableiben. Ein Diener brachte den Küchenjungen herein, der sah aber ganz schmutzig aus. Der König fragte: »Bist du es, der dreimal den Glasberg erstiegen hat?« – »Ja, das bin ich!«, sprach der Junge, »und ich habe es auch meinem Herrn immer gesagt!« Der Koch fühlte bei diesen Worten den Boden nicht unter seinen Füßen, und die Rede blieb ihm eine Zeit lang stehen. Endlich sagte er: »Aber wie kannst du hier so reden.« Der König achtete indes nicht darauf, sondern sprach gleich zum Jungen: »Wohlan, entblöße dein Haupt, deine Hände und Füße!« Alsbald warf der Junge seine Kleider ab und stand da in voller Schönheit und reichte der Jungfrau die Hand, und sie drückte sie und war über die Maßen froh. Es wurde die Hochzeit gefeiert, und nicht lange darauf übergab der König das Reich dem Jungen. »Glaubst du nun, dass ich es war, der dreimal den Glasberg erstiegen?«, sprach der Junge zum Koch. »Was sollt’ ich denn glauben, wenn ich das nicht glaubte!«, sprach der Koch und bat um Verzeihung. »Nun, so sollst du auch ein großer Herr werden, wie du hofftest, und über alle Köche im Reich die Aufsicht führen.«
    Die junge Königin aber hätte gar zu gerne gewusst, woher ihr Gemahl die drei Zweiglein und die kupfernen Füße, die silbernen Hände und das goldige Haar habe. »Das will ich dir, mein Kind, nun sagen!«, sprach der junge König eines Tages, »und du sollst auch selbst sehen, wie das zugegangen!« Er wollte mit ihr noch einmal auf den Wunderbaum steigen und die Herrlichkeit ihr zeigen. Allein, als er an die Stätte kam, so war der Baum verschwunden, und kein Mensch hat weiter davon etwas gehört und gesehen.

Der Hünentöter
    Es war einmal ein reicher Kaufmann, der hatte drei Söhne. Jedem baute er ein großes steinernes Haus, und als er sterben sollte, rief er sie an sein Bett und sagte: »Ich habe viele Sünden, wenn ihr aber nach meinem Tode mit eurer Mutter eine Wallfahrt zur heiligen Waldkapelle im Morgenlande machet, so hoffe ich Vergebung zu erlangen.« Die Söhne gelobten das zu tun.
    Nachdem aber der Vater begraben worden war, vergaßen sie und ihre Mutter lange darauf. Nur einmal hörten sie in einer Nacht ein großes Gerumpel im Hause. Das wiederholte sich in der folgenden Nacht. In der dritten kam ein Priester und betete den Geist hinaus. Allein der Priester sagte, wenn sie die gelobte Wallfahrt am folgenden Tag nicht anträten, so würde der Geist immer wieder erscheinen. Da machten sich die drei Brüder mit ihrer Mutter auf den Weg, und jeder nahm eine Windbüchse mit. Abends schliefen sie in einem Walde. Sie hielten aber abwechselnd Wache, damit nicht Räuber oder wilde Tiere sie überfallen könnten. Zuerst wachte der Älteste, dann der Mittlere, und von elf bis ein Uhr sollte der Jüngste Wache halten. Aber er galt unter seinen Brüdern als ein Dummian, und sie sprachen untereinander: »Wir wollen ruhig schlafen, der kann auch bis zum Morgen Wache stehen!«
    Sie hatten aber ein großes Feuer gemacht. Das schürte der Junge an und stellte sich darauf weit weg. Nur einmal kam ein fürchterlicher

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