Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
Vom Netzwerk:
Löwe und gerade auf den Jungen los. Er nahm seine Windbüchse, und wie der Löwe nahe war, schoss er ihn nieder. Man hörte nur einmal: puck! und der Löwe war tot. Seine Mutter und seine Brüder schliefen fest. Der Junge nahm sein Messer, schnitt dem Löwen eine Pfote ab, steckte sie ein, schleppte ihn auf die Seite und bedeckte ihn mit Blättern. Er stellte sich wieder an seinen Platz.
    Da kam ein wilder Bär und geradezu auf ihn. »Der ist gefährlich!«, dachte er, »du musst einen sicheren Schuss haben!« Er ließ ihn ganz herankommen. Da erst drückte er los. Man hörte nur einmal: puck! und der Bär plumpste tot nieder. Er schnitt ihm auch eine Pfote ab und schleppte ihn zum toten Löwen und bedeckte ihn mit Blättern.
    Kaum war das geschehen, so stürmte ein Wolf herbei mit flammenden Augen und aufgesperrtem, grimmigem Rachen. »Der ist noch gefährlicher«, sprach der Junge bei sich, »jetzt musst du dich zusammennehmen!« Er ließ ihn ganz nahe kommen, bis der Lauf dem Wolf in den Rachen ging, schoss ihn glücklich nieder, schnitt eine Pfote ab, steckte sie ein und schleppte den Wolf zum Löwen und Bären und bedeckte ihn mit Blättern. Nun kam nichts weiter, und alles war ruhig.
    Da dachte er, er wolle doch sehen, ob in der Umgegend kein Haus zu entdecken sei, stieg auf den höchsten Baum und sah in der Ferne ein großes Feuer. Er warf seine Mütze nach der Richtung, stieg hinunter und ging dem Feuer zu. Dort sah er zu seinem Schrecken drei mächtige Hünen, welche einen Ochsen am Spieß brieten. Er kroch schnell auf einen nahen Baum, dass sie ihn nicht bemerkten, und sah zu. Nur einmal nahmen sie den Ochsen vom Feuer und zerrissen ihn in Stücke. Ein Hüne wollte gerade einen Schenkel zum Munde führen, da plagte den Jungen der Mutwille. Er nahm seine Windbüchse, zielte und schoss ihm den Schenkel vom Mund fort. »Was bläst du so«, rief er seinem Nachbarn zu, »dass mir der Bissen entfällt?« – »Ich habe nicht geblasen!«, sprach dieser und wollte eben ein Schaff (Zuber), das sie als Becher gebrauchten, mit Wein zum Munde führen. Da schoss der Junge wieder, dass das Schaff sprang und der Wein dem Hünen in den Bart und zur Erde floss. Der dritte Hüne lag auf dem Boden, und als er das sah, musste er lachen. »Aha, du hast geblasen und gestoßen!«, riefen die zwei andern und wollten über ihn herfallen. Nur einmal, puck! war dem dritten Hünen, wie er den Mund wieder öffnete und lachte, ein Zahn herausgeschossen. »Wer hat mit einem Steinchen mich geworfen?«, rief er und brüllte vor Schmerz. Da sahen sie ein, es gehe nicht mit rechten Dingen zu und sprachen: »Es muss ein Erdwurm in der Nähe sein«, und fingen an zu suchen und zu schnuppern. Von dem heftigen Atmen der Hünen rauschten die Blätter, und der Junge fing an zu zittern. Endlich sah ihn einer, wie er oben in einem Zweige saß. »Aha! haben wir dich, du loser Vogel! Gleich herunter mit dir!« Der Knabe wollte anfangs nicht. Da rief einer von den Hünen: »Wenn du nicht gleich kommst, reiße ich den Baum aus und werfe dich mitsamt aufs Feuer.« Nun dachte der Junge, sterben müsse er ohnehin, er wolle es mit Gutem versuchen, und kletterte hinunter. Als ihn der Hüne erreichen konnte, packte er ihn am »Hosentoppert« mit zwei Fingern, um ihn nicht zu zerdrücken, brachte ihn zum Feuer und stellte ihn ins Licht. »Hast du auf uns geworfen, du kleiner Wicht? Sage es nur. Es soll dir nichts geschehen!« Da sagte der Junge, er habe da ein Blaserohr und mit dem habe er es versucht. »Du kannst verwünscht gut treffen. Das ist aber prächtig. Wir haben schon lange auf so einen gewartet. Du sollst gleich deine Kunst wieder versuchen. Wir gehen zur königlichen Burg, um die Königstochter zu stehlen. Bekommen wir die, so brauchen wir nichts mehr. Denn alle Reichtümer stehen uns dann zu Gebot. In der nächsten Stunde von zwölf bis ein Uhr schläft alles im Schlosse. Nur ein weißes Hündlein geht um die Mauer und wacht. Dieses war allein schuld daran, dass wir bisher nicht hinein konnten. Denn waren wir an der Mauer, so bellte es, und gleich erwachte alles im Schlosse, du sollst nun das Hündlein schießen!«
    Damit machten sie sich auf den Weg. Allein die Hünen hatten nur zwei, drei Schritte getan, so hatten sie den Kleinen auch schon aus dem

Weitere Kostenlose Bücher