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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Gesicht verloren. Er lief zwar in einem fort neben ihnen her, und doch konnte er nicht nachkommen. Da kehrte einer der Hünen um, setzte ihn vorn auf seinen Hut, und jetzt taten sie noch einige Schritte, so sahen sie die Burg, und es ging das weiße Hündlein wieder auf der Mauer herum. Da setzte der Hüne den Kleinen nieder und sprach: »Krieche du näher, du bist ja nur wie ein Käfer. Dich wird es nicht sehen, und schieß es zusammen.« Der Knabe schlich bis auf Schussweite vorwärts, setzte an, und puck! lag das Hündlein im Graben. Nun schritten die Hünen herbei, durchbohrten die Mauer und schickten den Kleinen durch das Loch in die Burg. Durch die beiden ersten Zimmer, sagten sie, solle er nur hindurchgehen. In dem dritten liege die Prinzessin im Bett und schlafe. Er solle sie nehmen und ihnen bringen. Der Junge kroch durch das Loch und kam in den Burghof. Alle Wächter schliefen. Er ging durch die beiden Zimmer. Auch da schlief im ersten der König und im zweiten die Königin. Im dritten aber lag die Königstochter in einem seidnen Bett und war schön wie ein Bild, dass er sich nicht sattsehen konnte. Da erblickte er an der Wand ein Schwert und eine Flasche und darunter stand geschrieben: »Wer dreimal aus mir trinkt, kann das Schwert schwingen und damit alles erhauen!« – »Ah«, dachte er gleich, »damit kannst du dir die Hünen vom Halse schaffen!« Er versuchte das Schwert herunterzulangen. Doch es rührte sich nicht. Er trank einmal. Da nahm er’s herunter, aber es entsank ihm aus der Hand. Er trank zum zweiten Mal, da konnte er’s schon heben. Er trank zum dritten Mal, da schwang er’s in der Luft wie eine Feder. »Das ist alles gut!«, dachte er, »bevor du aber fortgehst, musst du ein wenig bei der schönen Prinzessin schlafen!« Er legte sich neben sie ins Bett und schlief. Wie er aber erwachte, sprang er schnell auf, nahm das Schwert und lief hinaus. Denn es waren nur noch wenige Minuten bis zu der Zeit, wo alles im Schlosse erwachte.
    Den Hünen war das Warten draußen schon zu lang geworden. Sie hatten das Loch in der Mauer viel größer gemacht und wollten eben auch durchkriechen. »Kommst du einmal!«, riefen sie, als sie den Kleinen sahen. »Wie steht es?« – »Ihr müsst auch herein. Ich kann sie allein nicht tragen. Nur schnell.« Da zwängte sich der erste durch das Loch, und wie er ganz drinnen war, hieb ihm der Junge mit einem Schlag den Kopf ab. Da kam der zweite, dem machte er’s ebenso. Es kam der dritte. Es geschah ihm ein Gleiches. Dann nahm er von jedem Hünen die Zunge, steckte sie ein, wischte das Schwert, lief in das Zimmer und hing es an seiner Stelle auf, küsste noch einmal die schöne Prinzessin mit Heftigkeit auf die Stirne, streifte ihr einen Ring vom Finger und eilte damit fort. Kaum war er durchs Loch gekrochen, so schlug es vom Schlossturm eins, und nun fing allmählich alles an zu erwachen. Ein Hauptmann ging aber zuerst um die Mauer. Nur einmal sah er die drei großen Hünenleiber und die drei Häupter daneben. »Ha, ha!«, dachte er, »das ist vortrefflich!« Er ging gleich hin und machte sein Schwert blutig. Dann ließ er Lärm schlagen, und gleich kam alles Volk zusammen, und auch der König eilte herbei. Da zeigte er die Hünen und sprach: »Nach langem Kampfe habe ich sie getötet!«
    Der König aber hatte versprochen, seine Tochter dem zur Gemahlin zu geben, welcher diese Ungeheuer umbringen würde. Er freute sich sehr, dass man der Landplage nun einmal los geworden, und ging zu seiner Tochter und meldete ihr das frohe Ereignis. Sie aber fühlte noch auf ihrer Stirne den brennenden Kuss und hatte wie im Traume den jungen Helden gesehen, wie er neben ihr gelegen und das Schwert geschwungen hatte. Als sie jetzt den garstigen Hauptmann sah, der sich für den Hünentöter ausgab, so wusste sie, das sei nicht der Rechte. Sie wollte aber ihrem Vater nicht widerreden und sagte nur, ein Jahr solle er ihr noch erlauben, ledig zu bleiben, und ihr eine Bitte erfüllen. Auf Jahr und Tag wolle sie dann mit ihrem Retter die Hochzeit feiern. Das gewährte ihr der König gern, und nun bat sie ihren Vater, er solle an die Landstraße ein Wirtshaus bauen und sie mit ihren Mägden allein dort wohnen lassen. Als das Haus fertig war, zog sie ein und ließ auf das Schild schreiben: niemand bekomme hier ein Unterkommen

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