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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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verschlossenes Kästchen an einem mit Diamanten besetzten Ring. Sie näherten sich dem Mädchen und richteten sich empor, als ob sie ihr beides geben wollten. Das Mädchen zögerte anfangs, es anzunehmen; als ihm aber die Schlangen mit dem Kopfe zunickten, nahm es die Gaben.
    In demselben Augenblick wurde sie emporgehoben und stand wieder am Eingang der Höhle, durch den sie hereingekommen war. Sie trat hinaus und kam auf dem Berg bald wieder zu ihrer kleinen Herde; die trieb sie eilig nach Hause und erzählte ihren Eltern, was ihr begegnet war. Als sie aber das Kästchen öffneten, fanden sie darin eine prächtige Krone. Die glänzte wie die Sonne am Mittag; denn sie war aus einem Diamanten gemacht. »Das ist eine Schlangenkrone!«, sagte der Vater. »Komm, lass uns zum König gehen und ihm die Krone bringen!«
    Da zog das Mädchen die Sonntagskleider an und wollte das Halsband umlegen; aber es war viel zu klein; da knüpfte sie noch ein rotes Band daran und zog es so an und ging mit ihrem Vater zum König. Als sie vor ihn kamen, sprach der Mann: »Herr! Wir bringen euch die Schlangenkrone, nach der ihr so lange gesucht habt!« Dabei öffnete er das Kästchen und zeigte ihm die diamantene Krone, die wie die Sonne glänzte. Der König war hocherfreut und ließ sich ausführlich erzählen, wie sie zu der Krone gekommen seien. Als sie aber mit dem Erzählen fertig waren, wurde der König sehr nachdenklich; er sah das Mädchen an und blickte darauf wieder nach einem Bild, das seine verstorbene Gemahlin vorstellte.
    Dann ließ er seine Dienerin rufen und sprach zu ihr: »Kennst du dieses Mädchen?« Die Dienerin hatte sie aber kaum gesehen, da rief sie laut: »So wahr ich lebe, Herr König, das ist eure Tochter, die euch als Kind geraubt worden ist! Seht doch hier das Halsband, das sie damals angehabt hat, und seht, wie sie eurer Gemahlin ähnlich ist!«
    Da erzählte auch des Mädchens Vater, wie er das Kind gefunden und erzogen hatte. Nun erkannte der König, dass es seine Tochter sei, die ihm als kleines Kind geraubt worden war.
    Â»So ist denn die Vorhersagung erfüllt worden«, sprach er. »Ich habe mit der Schlangenkrone großes Glück erfahren – ich habe mein lange verlorenes Kind wiedergefunden!«
    Da ließ er dem Mädchen prächtige Kleider anziehen und setzte ihr die kostbare Krone aufs Haupt; dem Mann aber, der sie erzogen hatte, schenkte er ein großes Stück Land und ließ im ganzen Reich bekannt machen, dass er seine verlorene Tochter wiedergefunden habe. Und sie alle lebten noch lange reich beglückt.

Von dem Schaf,
das eine Königstochter trug
    Ein König war alt und schwach, aber seine Töchter waren jung und schön und blühten nicht anders als drei rote Rosen.
    Der alte König aber wurde von den Drachen zum Kampfe gefordert. Da sagte seine älteste Tochter: »Ich bin jung und stark, Vater, lass mich für dich in den Kampf ziehen.«
    Also geschah es auch, sie legte Königskleider an und zog aus. Unterwegs aber kam die älteste Prinzessin an eine Brücke, davor stand ein altes Weib, die hatte ein Schaf in den Graben fallen lassen und bat, dass sie ihr helfen möge, es herauszuziehen.
    Â»Ich habe keine Zeit«, antwortete sie, »denn in einer Stunde schon muss ich die Drachen getötet haben.« So zog sie weiter, aber die Drachen sagten sogleich: »Du bist mitnichten ein König, sondern ein Mädchen, und mit Weibern kämpfen wir nicht.« So musste die Prinzessin unverrichteter Sache zurückkehren.
    Die zweite Königstochter aber legte Königskleider an und sprach: »Ihr werdet sehen, dass ich besser mit den Drachen fertig werde.« Bei der Brücke traf sie wieder das alte Weib, welches das Schaf aus dem Graben ziehen wollte und bat, dass sie ihr helfen möge. Sie aber verweigerte sich, weil sie in einer Stunde schon die Drachen getötet haben müsse, und die erkannten sogleich, dass sie ein Mädchen sei und weigerten ihr den Kampf.
    Da legte die dritte Königstochter Königskleidung an, kam zu der Brücke, wo die Alte sich noch immer mühte, das Schaf aus dem Graben zu heben, griff unaufgefordert mit an und half, bis das Schaf aus dem Wasser war. Da sprach die Alte: »Dir kann ich helfen, denn du bist mir gefällig gewesen. Nimm diesen Schlüssel und diesen Kasten, setze dich auf das Schaf und reite fort. Legst

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