Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
Vom Netzwerk:
du dem Schaf den Schlüssel ins Ohr, so gibt es dir Rat.«
    Das Mädchen ritt eine Strecke weit, legte dem Schaf den Schlüssel ins Ohr und sogleich sprach es: »O Königstochter Jüngste, schließe mit dem Schlüssel den Kasten auf, darin sind so prächtige Königskleider, dass die Drachen, wenn du sie angelegt hast, nicht anders meinen werden, als du seiest ein König und mitnichten ein Mägdelein.« Da schloss das Mädchen den Kasten auf und zog gar herrliche Königskleider hervor, wie vor alters die Könige trugen und viel prächtiger, als sie jetzt ein sterblich Auge sieht, legte sie an und ritt auf dem Schafe zu den Drachen. Da sie also gezogen kam, sprachen sie: Das ist gewiss und wahrhaftig der König selbst und mitnichten ein Mägdelein, und ward ihnen Angst und setzten den Kampf auf eine spätere Zeit fest. Die Königstochter blieb allda im Reiche und ritt täglich als ein mächtiger König auf dem Schafe umher. Als aber die Drachen fort und fort Aufschub des Kampfes verlangten, legte es wieder dem Schafe den Schlüssel ins Ohr und das Schaf sprach: »Ich will den Teich aussaufen, zu dem die Drachen jeden Mittag kommen und saufen. Alsdann streue Gift auf seinen Grund und alsbald wird der Regen den Teich wieder füllen.«
    Also geschah es auch, und als die Drachen das nächste Mal kamen und aus dem Teich soffen, fielen sie tot nieder. Da ging die Prinzessin hin, schnitt dem Drachenkönig den mittelsten Kopf aus, und da sie auf ihrem Schafe hinreiten wollte, kam der König des Landes, in dem die Drachen gewohnt hatten, und trug ihr aus Dankbarkeit sein Reich an. Da lachte ihr das Herz, denn der König war jung und sie nahm das Königreich an, gab sich zu erkennen und der König musste König bleiben, sie aber wurde die Frau Königin.

Das Rautier
    Ein armes, schönes Mädchen suchte eine Herrschaft, dabei kam es vor eine Räuberhöhle und des Räubers Mutter nahm sie in Dienst. Sie bekam aber ein Kleid von Büffelochsenfell, das musste sie anlegen, wenn sie ausging und Speise und Trank in die Räuberhöhle holte. Dann meinten alle Leute, das Mädchen sei ein wildes Tier, und gingen ihr nicht nach, wenn sie in den Wald zurückging. Zu dem Krämer aber hatte der Räuber gesagt, dass er alles bezahlen würde, was das wilde Tier von ihm holte.
    So lebte das Mädchen lange Zeit in der Räuberhöhle und hatte einen Eid tun müssen, dass es zu niemand reden wolle, wurde aber immer schöner und schöner, und es gelüstete den Räuber, sie zu freien. Das verkündigte ihr die Alte und gab ihr zwei schöne Kleider, ein silbernes und ein goldenes, und sagte, davon solle sie eins wählen und als Hochzeitskleid anlegen, sagte auch, dass alsbald eine Hexenkutsche ankommen und sie mit ihrem Bräutigam zur Kirche fahren würde. Davor wären keine Pferde, und wenn man sage: Jö!, so ginge die Kutsche von selbst fort, wenn man aber sage: Halt!, so stände sie still. Da erschrak das Mädchen gar sehr, dass sie den Räuber heiraten sollte, und ging auf ihre Kammer, den Brautschmuck anzulegen.
    Währenddessen ward die Kuh im Stalle krank, und die Alte vergaß mit ihrem Sohn darüber die ganze Hochzeit, denn sie wollten ihr Hilfe leisten, sahen auch nicht, wie die Hexenkutsche vor das Haus vorfuhr. Da zog das Mädchen über die goldene Kleidung, die es angelegt hatte, geschwind noch die silberne und warf auch noch sein Büffelochsenfell über, das ganz rau war und es vom Kopf bis zu den Füßen bedeckte. So sprang es in den Wagen, rief: Jö!, und sogleich fuhr die Hexenkutsche davon. Als sie schon weit fort war von der Räuberhöhle, rief sie: Halt! und stieg aus. Dann rief sie wieder: Jö!, und die Hexenkutsche flog davon. Das Mädchen aber legte sich in seinem Büffelochsenfell unter einen Baum und schlief ein.
    Am andern Morgen kam ein Jagdhund gesprungen, biss aber das Mädchen, das unter dem Baume lag, nicht und bellte es bloß an. Danach kam der Jäger, und als er das Mädchen sah, meinte er, es wäre etwa ein Reh, legte an und wollte darauf schießen. Aber die Büchse versagte ihm und das Tierlein kam auf allen Vieren gesprungen, schnupperte an seiner Hand und tat so freundlich mit ihm. Da warf er ihm eine Schlinge um den Hals und führte es mit sich nach Haus. Da warf er ihm Heu vor und tränkte es aus einer Krippe. Der Jäger meinte aber,

Weitere Kostenlose Bücher