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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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er: »Steig ab«, und nach einer Weile sprach er: »Sage mir, wie es an der Zeit ist.« Das Mädchen sprach: »Es ist nun die Zeit, dass mein Vater mit den Schweinen in der Ruhe liegt.« Da merkte der Löwe, dass er abermals betrogen war, und sprach: »Mein Kind, du bist die Rechte nicht, setze dich auf meinen Schwanz.« Da setzte sich das Mädchen auf, und der Löwe rannte davon. Im Schlosshofe brüllte er so fürchterlich, dass alles zitterte. Der König aber kam ängstlich herbei und fragte: »Was fehlt dir denn, lieber Löwe?« Der sagte: »Du hast mich wieder betrogen und die Rechte nicht hergegeben. Gibst du mir nun nicht das rechte Kind, so musst du sterben.«
    Da wurde der König bange und holte seine jüngste Tochter herbei und gab sie dem Löwen. Das Mädchen musste sich auf den Schwanz des Löwen setzen und so rannte er fort. Im Walde sagte der Löwe: »Steig ab«, und nach einer Weile fragte er, wie es an der Zeit sei. Da sprach das Mädchen: »Es ist nun die Zeit, dass mein Vater und meine Mutter am Tische sitzen und essen mit goldenen Messern und Gabeln.« Da freute sich der Löwe, dass er die Rechte hatte, und sagte: »Nun steig auf, mein Kind.« Das Mädchen stieg wieder auf und der Löwe lief mit ihr weit, weit hin.
    Endlich kamen sie vor ein Schloss, das stand schon lange, lange leer, da gingen sie hinein. In dem Schlosse hingen viele Säbel und andere Waffen, davon nahm der Löwe einen Säbel und gab ihn dem Mädchen in die Hand und sagte: »Hau mir den Kopf ab.« – »Nein«, sagte das Mädchen, »das tue ich nicht.« – »So musst du sterben«, sprach der Löwe. Da hieb ihm das Mädchen den Kopf ab. Auf einmal war die Gestalt des Löwen verschwunden und stattdessen stand ein junger schöner Prinz vor ihr und warb um ihre Hand. Sie gab sie ihm, und dann reisten sie beide zu des Mädchens Vater. Der gab ihnen seinen Segen, und nun ging der junge Prinz mit seiner Frau nach seinem Schlosse. Da lebten sie lange und glücklich.

Böse werden
    Es war einmal ein Bauer, der war mit seiner Frau sehr reich und geizig und hatte doch nicht einmal ein Kind. Weil es ihn nun immer gereute, seinem Knecht den Lohn zu geben, so sprach er zu seinem armen Bruder: »Lass einen von deinen drei Söhnen bei mir dienen, und wer zuerst böse wird, sei es nun der Herr oder der Knecht, der soll die Zeche bezahlen. Werde ich zuerst böse mit dem Knecht, so soll der den ganzen Hof hinnehmen und mir noch dazu die Ohren abschneiden. Wird aber der Knecht zuerst böse, so schneide ich ihm die Ohren ab und er bekommt auch keinen Lohn. Es ist mir nur darum, dass ich mit deinen Kindern in Friede und Freundschaft bleibe und mich nicht mit ihnen erzürne.« Im Herzen aber dachte er nur seines Bruders Söhne also um den Lohn zu betrügen.
    Der älteste der drei Brüder, der Hans hieß, gab sich zuerst bei seinem Oheim in Dienst, bekam aber Tag für Tag nur schmale Kost und hatte große Not, sich nicht darüber zu erzürnen. Als das Jahr fast herum war, wollte ihn der reiche Bauer noch um den Lohn prellen und sprach: »Treibe einmal die Kühe auf die Weide, meine Frau soll dir zu Mittag das Essen bringen.« Hans tat, wie ihm geheißen war, aber das Essen kam diesmal gar nicht, denn der Bauer meinte, dass er darüber zornig nach Hause kommen sollte. Als nun die Mittagszeit vorüber und Knecht Hans sehr hungrig war, rief er einen vorübergehenden Fleischer an, verkaufte ihm die Kühe, schnitt ihnen aber die Schwänze ab und steckte diese in einen nahen Bruch und Moor. Darauf lief Knecht Hans zum reichen Bauern und sprach: »Geschwind, Vetter, kommt mit auf die Weide, eure Kühe sind im Morast versunken und stehen nur die Schwänze noch heraus.« Da ging der Bauer mit ihm, fasste an einen Kuhschwanz nach dem anderen und wollte die Kühe herausziehen. Aber wie er am ersten Kuhschwanz zog, fiel er schon rücklings auf die Erde und die andern zog er ganz kleinlaut heraus, denn er merkte wohl, dass Hans die Kühe verkauft hatte, wurde aber darum nur desto freundlicher gegen den, weil er wusste, dass er den Hof noch obendrein verlieren würde, wenn er sich erzürnte. So gingen sie denn miteinander nach Hause. Da brachte die Bauersfrau ihrem Manne zu essen, dem Knecht Hans aber gaben sie noch immer nichts. Darüber ward der Knecht Hans doch zornig, denn

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