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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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sagte das alte Mütterchen, und der König meinte, er wolle wohl achtgeben, trieb die Pferde auf die Wiese und wandte kein Auge von ihnen ab.
    So weideten die Pferde einige Stunden lang ganz ruhig, indem der König immer dicht bei ihnen blieb; aber auf einmal waren alle drei verschwunden und nirgends mehr zu sehen noch zu hören. »Wie wird dir’s gehen?«, dachte der König und suchte die Pferde überall, bis der Tag anbrach. Da überfiel ihn eine große Angst und er seufzte: »Wenn jetzt nur der Wolfskönig da wäre und dir helfen könnte.« Kaum hatte er das Wort gesagt, so stand der Wolfskönig auch schon da und fragte ihn, was er wünsche. Der König klagte ihm seine Not; der Wolfskönig aber beruhigte ihn und ging fort und sandte sechstausend Diener aus, die mussten den ganzen Wolfswald durchlaufen und durchsuchen; sie fanden aber die Pferde nicht und kamen leer wieder heim. Darauf schickte der Wolfskönig zwölftausend Diener aus und befahl ihnen streng, dass sie die Pferde finden müssten und nicht ohne diese wieder heimkommen dürften. Und da dauerte es auch nicht lange, da fanden sie tief in einer Felsenhöhle die drei Pferde und brachten sie ihrem Herrn, und der führte sie dem Könige zu.
    Das alte Mütterchen aber staunte nicht wenig, als der König ihr die Pferde wiederbrachte; dann legte er sich in sein Bett, um ein wenig auszuruhen und hörte alsbald, wie die Frau mit ihren Söhnen zankte, dass sie sich nicht besser versteckt hätten; denn die drei Pferde waren eben ihre Söhne Donner, Blitz und Wetter, die sie in diese Tiere verwandelt hatte. Die Söhne aber sagten: »Hätte der Wolfskönig nicht zwölftausend Diener ausgeschickt, so hätte uns gewiss niemand gefunden.« Dann sagte die Mutter: »So versteckt euch in der folgenden Nacht tief im Wasser, da können die Boten des Wolfskönigs euch nicht suchen.«
    Am Abend bekam der König wieder die drei Pferde, und das Mütterchen sagte, dass er ja keins verlieren möchte, und der König meinte, er wolle wohl achtgeben und die Pferde wieder heimbringen. Darauf ging es ihm aber gerade so wie in der ersten Nacht. Ein paar Stunden lang weideten die Pferde und er hatte sie beständig vor Augen; dann aber waren sie plötzlich wie der Blitz verschwunden. Der König aber blieb ganz ruhig und dachte: Der Fischkönig wird dir wohl helfen; und kaum hatte er dies still gedacht, so war der Fischkönig auch schon da und fragte ihn, was er wünsche. Nachdem der König es ihm gesagt, entbot er alle Fische, die mussten alle Gewässer durchschwimmen und durchsuchen und fanden am Ende auch richtig tief auf dem Grunde des Meers unter einem gewaltigen Steine die drei Pferde und brachten sie dem Fischkönig, der übergab sie dem König, der sie hatte hüten müssen und der sie nun wohlgemut dem alten Mütterchen zuführte.
    Der König legte sich dann wieder ins Bett, um auszuruhen, und hörte, wie die Mutter ihre Söhne schalt, dass sie sich nicht besser verborgen hätten; sie aber sagten: »Der Fischkönig hat ihm geholfen.« – »So versteckt euch in der nächsten Nacht«, sagte die Mutter, »hoch in den Wolken, denn dahin kann der Fischkönig nicht kommen. Ich bitte euch aber, lasst euch diesmal nicht finden, denn sonst hat unsre Macht ein Ende.«
    Der König, der alle diese Reden wohl vernommen hatte, bekam am Abend wieder die drei Pferde zu hüten und trieb sie auf die Wiese und sah ihnen mehre Stunden lang zu, wie sie fraßen; aber auf einmal waren sie wieder spurlos verschwunden. Nun wusste der König schon, wo sie zu suchen waren, und dachte: Da wird dir der Hornissenkönig wohl aushelfen können, und kaum hatte er dies gedacht, so war der Hornissenkönig auch schon da und fragte, wie er ihm dienen könne. Und als er erfuhr, dass er die drei Pferde vermisse, so befahl er allen Hornissen, sie sollten die Luft durchstreifen und alle Wolken durchsuchen, bis sie die drei Pferde fänden. Das taten sie auch; und nachdem sie lange vergeblich umhergeschwärmt, fanden sie endlich hoch oben in einer dichten Wolke die drei Rosse und brachten sie ihrem Herrn und Meister, und der übergab sie dem Könige. Als dieser sie heimführte und dem alten Mütterchen auslieferte, ward sie sehr traurig und sagte: »Zum Lohn für deine Dienste will ich dir da ein anderes merkwürdiges Pferd schenken,

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