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Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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den Irrsinn. Er schrieb ein neues Testament, in dem seine Familie verpflichtet wurde, ihn nach seinem Tode einäschern zu lassen. Da er jedoch offenkundig befürchtete, daß man seine Anweisungen nicht befolgen würde, übergoß er sich im Frühjahr 1868 in seiner Fabrik mit Leinöl, setzte sich selbst in Brand und machte seinem Leben so durch eigene Hand ein Ende.
    Am Morgen des 22. Mai hatte McPherson Wichtigeres zu bedenken als das weinende Dienstmädchen und den Sarg mit der Glocke, denn er wußte, daß die Goldladung von Huddleston & Bradford jeden Augenblick eintreffen mußte.
    Durch die geöffnete Schiebetür des Packwagens sah er den Wachmann des Zuges. McPherson winkte ihm zu. Burgess erwiderte seinen Gruß verlegen und eher reserviert.
    McPherson wußte, daß sein Onkel, der Fahrdienstleiter, Bur gess tags zuvor die Leviten gelesen hatte. Burgess hatte offensichtlich Angst, seinen Posten zu verlieren, zumal der andere Wachmann bereits entlassen worden war. McPherson nahm an, daß Burgess deshalb so verlegen wirkte.
    Vielleicht war aber auch die schluchzende Frau die Ursache. Es wäre nicht das erste Mal, daß ein stämmiger Mann durch weibliche Tränen aus der Fassung gebracht wurde.
    McPherson ging zu dem jungen Mädchen und bot ihr sein Taschentuch an.
    »Beruhigen Sie sich doch, Miss«, sagte er. »Bitte, nehmen …« Irgend etwas roch hier. Er schnupperte. Tatsächlich drang ein starker, übler Geruch aus den Luftlöchern des Sarges. Der Gestank hinderte ihn aber nicht daran, zu bemerken, wie hübsch das Mädchen auch in ihrem Kummer noch war. »Bitte, nehmen Sie …« sagte er wieder.
    »Oh, Sir«, sagte das Mädchen, nahm das Taschentuch und schluchzte hinein. »Oh, bitte, können Sie mir helfen? Der Mann ist so ein herzloser Kerl!«
    »Welcher Mann?« fragte McPherson empört.
    »Oh, Sir, der Wachmann da drinnen. Er will nicht zulassen, daß der Sarg meines teuren Bruders in den Packwagen gestellt wird. Er sagt, ich muß noch auf einen anderen Wachmann warten. Ach, ich bin ja so unglücklich«, fügte sie hinzu und schluchzte wieder.
    »Was, dieser hartherzige Schurke läßt nicht zu, daß Ihr Bruder in den Packwagen gebracht wird?«
    Schluchzend und schniefend sagte das Mädchen irgend etwas von Vorschriften.
    »Vorschriften?« sagte er. »Zum Teufel mit allen Vorschriften, sage ich.« Und er blickte wohlgefällig auf ihren auf und ab wogenden Busen und ihre hübsche, schmale Taille.
    »Bitte, Sir, er will nicht mit sich reden lassen wegen dieses anderen Wachmanns …«
    »Miss«, sagte er, »ich bin der andere Wachmann. Sie haben ihn vor sich, und ich werde dafür sorgen, daß Ihr Bruder jetzt unverzüglich in den Packwagen geladen wird.«
    »Oh, Sir, ich bin Ihnen ja so dankbar«, sagte sie und brachte trotz der Tränen ein Lächeln zustande.
    McPherson war überwältigt. Er war ein junger Mann, es war Frühling, das Mädchen war hübsch, und er wollte sich ihr gern gefällig erweisen. Er empfand tiefes Mitleid und so etwas wie Zärtlichkeit für sie, und seine Gefühle drohten ihn zu überwältigen.
    »Warten Sie nur«, versprach er und wandte sich Burgess zu, um ihn für sein herzloses, übereifriges Festhalten an den Vorschriften zu tadeln. Aber bevor er ihm noch seine Meinung sagen konnte, erblickte er den ersten der grauuniformierten, bewaffneten Wachmänner von Huddleston & Bradford, die jetzt die Kisten mit den Goldbarren brachten.
    Das Verladen wurde mit großer Präzision durchgeführt. Zunächst kamen zwei Wachmänner auf dem Bahnsteig heran, stiegen in den Packwagen und durchsuchten schnell das Innere. Dann kamen acht weitere Männer, die sich um zwei flache, offene Karren formiert hatten, die von je einer Gruppe grunzender und schwitzender Träger geschoben wurden – und auf jedem Karren türmten sich die versiegelten Goldkisten.
    Vom Packwagen wurde eine Rampe herabgelassen. Die Träger schoben mit vereinten Kräften erst den einen, dann den anderen beladenen Karren in den Packwagen zu den wartenden Safes hinauf.
    Danach erschien ein Vertreter der Bank, ein elegant gekleideter Herr von gebieterischem Auftreten. Er hielt zwei Schlüssel in der Hand. Und gleich darauf kam der Onkel McPhersons, der Fahrdienstleiter, mit einem zweiten Paar Schlüssel an. McPhersons Onkel und der Vertreter der Bank steckten die Schlüssel in die Schlösser und öffneten die Safes.
    Die Kisten mit den Barren wurden in die Safes geschoben, worauf deren Türen mit einem dumpfen, metallischen Ton zugeschlagen

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