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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Spraque de Camp
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hielt die Hände wie zum Gebet zusammen. »Äußerst gefährlich. Schlau, unbarmherzig, unberechenbar und unendlich ehrgeizig. Wer ihm nicht paßt, wird auf dem Hauptplatz von Vien geköpft. Die Kammer wählte ihn zum Prem, weil er versprach, die Macht der Großgrundbesitzer zu brechen, was er auch tat. Dann übernahm er jedoch all ihr Land, all ihre Manufakturen. Und seither regiert er das Land härter, als es die Großgrundbesitzer je taten.«
    »Warum erheben sich die Eropier nicht?« fragte Marko.
    »Die? Die meisten mögen ihn. Er tut so, als schütze er die Massen vor den Ausbeutern, und das hat ihn sehr populär werden lassen.«
    »Er hat auch wirklich Reformen zuwege gebracht«, warf Noli ein.
    Halran zuckte mit den Schultern. »Sein Ehrgeiz treibt ihn weiter. Seit einiger Zeit verstärkt er sein Heer, und es wird gesagt, er wolle Iveriana überfallen. Wenn mein Ballon fertig ist, wird er natürlich Kriege unmöglich machen. Aber erst müssen noch viele Einzelheiten geklärt werden.«
    »Wie werden durch ihn Kriege unmöglich werden?« sagte Marko.
    »Der Krieg würde so schrecklich werden, daß ihn die Menschen nicht mehr ertrügen. Wie könnte sich ein Land gegen eine Horde Feinde schützen, die sich vom Wind treiben lassen und landen können, wo sie wollen? Diese Erfindung wird die Völker zwingen, sich zusammenzutun und dem Krieg zu entsagen.«
    »Haben Sie den Gummi schon?« wollte Marko wissen.
    »Nein, das dauert ein paar Tage. Ich muß hier so viele Papiere ausfüllen, bis mich die Regierung des Kral den Gummi ausführen läßt, was seltsam ist, wenn man bedenkt, daß die Erzeugnisse des Stupabaums das wichtigste Exportgut Vizantias sind.«
    »Das ist nicht so verwunderlich«, sagte Gathokli Noli. »Mit Hilfe dieser Papiere wird sichergestellt, daß niemand auf eigene Faust einen Baum fällt, was ungesetzlich wäre.« Er wandte sich an Marko. »Und jetzt möchte ich wissen, was dich aus deinen nebligen Bergen hierherführt. Wie geht’s deiner hübschen Frau?«
    Marko wäre ärgerlich geworden, hätte ein Fremder die Frage nach seiner Frau gestellt. Vizantier sahen es als unfein an, über eheliche Dinge zu reden. Schließlich wußte jedermann, was Eheleute taten. Noli war jedoch ein alter Freund, und die Leute an der Universität waren in solchen Sachen etwas freier als die Mitbürger Markos in Skudra.
    Was Halran betraf, so wußte man nur zu gut, daß den Angloniern jede Zurückhaltung fremd war.
    Marko schluckte und erwiderte: »Sie ist eigentlich der Grund, warum ich hier bin. Ihr gefiel plötzlich ein Landsmann besser als ich, und ich bin hinter ihnen her, um sie zur Erde zu schicken.« Er faßte nach seinem Kriegsbeil.
    Halran zuckte sichtlich zusammen. Noli zog lediglich die Augenbrauen hoch. »Ach? Wenn ich das gewußt hätte, wäre ich natürlich nicht darauf zu sprechen gekommen. Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Erfolg.«
    »Hast du einen der beiden gesehen?« Marko gab eine Beschreibung seines ungetreuen Freundes Mongamri.
    »Nein«, sagte Gathokli Noli. »Ich werde aber die Augen offenhalten.«
    Halran sagte: »Bei Kliopat, ihr beide redet seelenruhig darüber, daß ein Mann ermordet werden soll. Ist das euer Ernst?«
    »Wir spaßen nicht«, sagte Marko. »Was ich vorhabe, steht nicht nur im Einklang mit den Gesetzen, sondern ich muß es geradezu tun. Wenn ich keine Anstrengungen unternehme, das verworfene Paar zu töten, wird man mir mit Abscheu und Verachtung begegnen.«
    Halran schauderte es. »In Anglonia kommt uns so etwas barbarisch vor.«
    »Zweifellos. Ich bin natürlich nur ein Hinterwäldler und kann nichts dazu sagen. Aber während Sie in Anglonia dem Leben eines Menschen einen lächerlich hohen Wert zugestehen, nehmen Sie Ehre und Reinheit nicht so ernst wie wir.«
    »Aber mein lieber Mann, man kann Mord doch nicht mit ein paar Minuten eines harmlosen Vergnügens vergleichen.«
    »Harmloses Vergnügen! Das beweist nur, wie verkommen und unmoralisch …«, fing Marko hitzig an, doch Gathokli Noli unterbrach ihn.
    »Andere Länder, andere Sitten. Ich meine, warum versprichst du, Marko, nicht, den Mann zu schonen, der dir Hörner aufgesetzt hat, wenn Boert ewige Keuschheit schwört?«
    »Ich bin doch verheiratet!« protestierte Halran.
    Marko sagte: »Das wäre nicht gerecht. In Dr. Halrans Alter …«
    »Das mag ich!« rief Halran. »Was wissen Sie von meinem Privatleben, mein lieber Prokopiu?«
    »Meine Herren«, sagte Noli, »reden wir von etwas anderem als diesen unfeinen

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