Der große Galaktiker
Passagiere und Mitglieder der Mannschaft. Wir tauchen jetzt in die Atmosphäre von Ariel ein. In einer Stunde findet im Auditorium eine Versammlung zur Besprechung der bevorstehenden Landung statt.
Hanley fühlte sich nicht recht wohl auf der Rednerbühne des Auditoriums. Besorgt beobachtete er die aufgebrachten Kolonisten. Es war kaum zu fassen, daß sie ihn zu ihrem Führer gewählt hatten. Denn ihm war klar, daß sie landen mußten, ohne Rücksicht darauf, welche Gefahren ihnen auf dem Planeten drohten. Und das war eine Realität, vor der die meisten die Augen verschlossen.
Mit geballten Fäusten brüllten sie wütend auf Kapitän Cranston ein, der hinter dem Rednerpult stand. Das Stimmendurcheinander erfüllte den kleinen Raum und echote aus den Lautsprechern durch die Gänge des Schiffes, wo jene lauschten, die im Auditorium keinen Platz mehr gefunden hatten.
Trotz seiner eigenen Erregung fiel Hanleys Blick immer wieder auf den Fremden, der auf dem Stuhl neben ihm saß. Das mußte Rogan sein, vermutete er, denn alle anderen an Bord kannte er.
Aber auch so wäre ihm dieser Mann aufgefallen. Er war sehr schlank, etwa einsachtzig groß, und Hanley hatte ihn etwas zu Kapitän Cranston sagen gehört, mit einer sanft und mild klingenden Stimme, die seine Abneigung nur noch erhöhte. Die Augen des Fremden waren grün wie Smaragde, eine ungewöhnliche Farbe für einen Menschen. Angewidert wandte Hanley sich ab und studierte den Sichtschirm an der Rückwand der Bühne. Es war ein sehr großer Schirm, der eine verhältnismäßig weite Fläche des Planeten unter ihnen zeigte.
Aus dieser Höhe wirkte das Bild noch etwas verschwommen, trotzdem war das Grün der Vegetation nicht zu verkennen. Links am Schirm schlängelte sich ein silbrigglänzender Fluß, und rechts lagen die Reste der ersten menschlichen Siedlung.
Bedrückt studierte Hanley das Bild. Als Wissenschaftler und Administrator kannte er keine Angst vor einer Zukunft auf dem Planeten Ariel. Wenn er jedoch an Eleanora und seine Kinder dachte, sah er der Landung mit recht gemischten Gefühlen entgegen.
Die Kolonisten im Auditorium beruhigten sich langsam. Kapitän Cranston sagte gerade: »Ich muß zugeben, daß wir uns einer sehr unerfreulichen Situation gegenübersehen. Es ist mir unmöglich, zu erklären, wie auf einem Planeten, der offensichtlich kein eigenes intelligentes Leben hervorgebracht hat, eine irdische Kolonie zerstört werden konnte. Trotzdem muß ich Sie hier absetzen. Wir haben nicht genügend Verpflegung, um eine so zahlreiche Gruppe wie Sie wieder zurückzubringen. Ich bedauere es selbst, aber nachdem wir jetzt hier sind, müssen Sie auch hierbleiben. Doch nun –« er wandte sich seitwärts – »möchte ich Ihnen einen Mann vorstellen, der heute an Bord kam. Mark Rogan, einer der bekanntesten Männer der Raumpatrouille, erklärte sich bereit, Ihnen zu helfen. Mr. Rogan, wären Sie bitte so freundlich, zum Pult zu kommen? Sie bitte ebenfalls, Mr. Hanley.«
Als Rogan neben ihm stand, bat der Kapitän: »Bitte sagen Sie doch ein paar Worte zu den Kolonisten.« Rogan überflog die erwartungsvollen Gesichter. Dann begann er mit derselben sanften, milden Stimme, die Hanley bereits vernommen hatte:
»Leute, alles wird in Ordnung kommen. Habt keine Angst. Ich bin überzeugt, daß ich euch in den nächsten vierundzwanzig Stunden Grünlicht für eine gefahrlose Landung geben kann.«
Er trat vom Pult zurück. Einen Augenblick herrschte absolute Stille, dann begannen sämtliche Frauen im Auditorium zu seufzen. Hanley, der der zuckersüßen Versicherung des anderen mit Verwunderung gelauscht hatte, starrte verblüfft, aber auch etwas besorgt, in den Zuhörerraum. Er hatte von Mark Rogans berüchtigtem Ruf gehört, was Frauen betraf.
»Len«, wandte Kapitän Cranston sich gerade an ihn, »ich möchte Sie mit Mark Rogan bekanntmachen.« Und zu Rogan: »Mr. Hanley ist der Führer der Kolonisten.«
Die grellgrünen Augen studierten Hanleys Gesicht. Schließlich lächelte Rogan und reichte ihm seine Hand. Mürrisch nahm Hanley sie und drückte die langen schmalen Finger absichtlich besonders kräftig. Rogans Lächeln verstärkte sich, und er erwiderte den Druck. Hanley glaubte seine Finger in einem Schraubstock. Er wurde momentan blaß vor Schmerz. Mit verzerrtem Gesicht öffnete er seine Finger. Sofort ließ auch der Druck des anderen nach. Wieder musterten ihn die grünen Augen nachdenklich, aber nur ganz kurz. Hanley hatte das Gefühl, daß die
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