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Der große Gatsby (German Edition)

Der große Gatsby (German Edition)

Titel: Der große Gatsby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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kannte: das Anwesen, das von einem Herrn dieses Namens bewohnt wurde. Mein eigenes Haus war ein Schandfleck, aber es war ein kleiner Schandfleck, an dem sich niemand störte, und so genoss ich einen freien Blick auf das Wasser, einen eingeschränkten Blick auf den nachbarlichen Garten und das tröstliche Gefühl, in unmittelbarer Nähe von Millionären zu wohnen – und das alles für achtzig Dollar im Monat.
    Jenseits der Bucht glitzerten die weißen Paläste des eleganten East Egg am Ufer, und eigentlich beginnt die Geschichte dieses Sommers an jenem Abend, als ich dort hinüberfuhr, um bei den Buchanans zu Abend zu essen. Daisy war die Tochter einer Cousine zweiten Grades von mir, während ich Tom vom College kannte. Gleich nach dem Krieg hatte ich zwei Tage bei ihnen in Chicago verbracht.
    Daisys Ehemann konnte sich verschiedenster sportlicher Leistungen rühmen und war unter anderem einer der stärksten Verteidiger gewesen, die je für New Haven Football gespielt hatten – ein Nationalheld gewissermaßen, einer jener Männer, die es mit einundzwanzig auf begrenztem Gebiet zu solcher Meisterschaft bringen, dass alles, was danach kommt, den Beigeschmack des Abstiegs hat. Er stammte aus einer unglaublich reichen Familie. Sein verschwenderischer Umgang mit Geld hatte schon im College Anstoß erregt, doch der Stil, in dem er Chicago verließ und an die Ostküste zog, raubte einem schier den Atem – zum Beispiel brachte er eine ganze Koppel Polo-Ponys aus Lake Forest mit. Es schien kaum zu fassen, dass ein Mann in meinem Alter derart reich sein konnte.
    Was sie bewogen hatte herzukommen, weiß ich nicht. Sie hatten ohne besonderen Grund ein Jahr in Frankreich verbracht und sich dann rastlos treiben lassen, mal hier, mal dort verweilend – wo immer Menschen gemeinsam Polo spielten und gemeinsam reich waren. Dieser Umzug sei endgültig, hatte Daisy am Telefon gesagt, aber das glaubte ich nicht; zwar schaute ich Daisy nicht ins Herz, doch mein Gefühl sagte mir, dass Tom sein Leben lang weiter umherdriften würde, stets ein wenig wehmütig auf der Suche nach der erregenden Turbulenz eines unwiederbringlichen Football-Spiels.
    Und so kam es, dass ich eines warmen, windigen Abends nach East Egg hinüberfuhr, um zwei alte Freunde zu besuchen, die ich eigentlich kaum kannte. Ihr Haus, eine freundliche, rot-weiße Villa im Kolonialstil Georgias mit Blick auf die Bucht, war noch um einiges eleganter, als ich erwartet hatte. Der Rasen begann am Strand, lief ein paar hundert Meter auf das Hauptportal zu, übersprang Sonnenuhren und Steinmäuerchen und lodernde Blumenbeete – und strebte schließlich, beim Haus angekommen, in leuchtenden Reben an der Seitenwand empor, als könnte er seinen Schwung nicht bremsen. Die Fassade war durch eine Reihe von Flügeltüren aufgelockert, die im goldenen Widerschein glühten und, weit geöffnet, die warme Brise des späten Nachmittags hereinließen. Tom Buchanan stand in Reitkleidung breitbeinig draußen auf der Veranda.
    Er hatte sich seit den Jahren in New Haven verändert. Jetzt war er ein untersetzter Mann um die Dreißig mit strohigem Haar, einem etwas harten Zug um den Mund und überheblichem Auftreten. Zwei funkelnde, arrogante Augen hatten in seinem Gesicht die Herrschaft übernommen und gaben ihm den Anschein, als beugte er sich unentwegt kampflustig vor. Auch der feminine Schick seines Reitdresses vermochte nicht die ungeheure Kraft dieses Körpers zu verbergen – seine Waden drohten die oberste Schnürung der blankpolierten Stiefel zu sprengen, und wenn er unter der dünnen Jacke die Schultern bewegte, sah man ein gewaltiges Muskelpaket spielen. Es war ein Körper, der ungeheure Wucht entfalten konnte – ein unbarmherziger Körper.
    Seine Stimme, ein rauher, heiserer Tenor, verstärkte den Eindruck von Streitbarkeit, den er vermittelte. Es schwang eine gewisse gönnerhafte Herablassung darin mit, selbst gegenüber Menschen, die er mochte – und in New Haven hatte manch einer ihn regelrecht gehasst.
    »Ihr müsst nicht denken, dass meine Meinung hierzu unumstößlich ist«, schien er zu sagen, »nur weil ich stärker und männlicher bin als ihr.« Im College hatten wir derselben Senior Society angehört, und obwohl wir nie sonderlich eng befreundet gewesen waren, hatte ich doch immer den Eindruck gehabt, als zollte er mir Anerkennung und hoffte seinerseits mit einer gewissen schroffen, herausfordernden Art, von mir gemocht zu werden.
    Wir unterhielten uns ein paar Minuten auf

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