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Der große Gatsby (German Edition)

Der große Gatsby (German Edition)

Titel: Der große Gatsby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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auf dieser Welt passieren kann: eine hübsche kleine dumme Gans zu sein.‹«
    »Ich finde sowieso alles ganz schrecklich, verstehst du«, fuhr sie sehr überzeugt fort. »Alle finden das – selbst die kultiviertesten Leute. Es ist so, ich weiß es. Ich bin überall gewesen, ich habe alles gesehen und alles gemacht.« Ihre Augen blitzten trotzig, ganz ähnlich wie Toms, und dazu lachte sie hell und höhnisch. »Weltgewandt – Gott, bin ich weltgewandt!«
    Sobald ihre Stimme abbrach und nicht länger meine Aufmerksamkeit, meinen guten Glauben an sich band, spürte ich die Unaufrichtigkeit ihrer Worte. Mir war unbehaglich zumute, so als wäre der ganze Abend nur darauf angelegt gewesen, mir eine Gefühlsregung zu entlocken, die sie bestätigen sollte. Ich wartete, und in der Tat: Einen Augenblick später schaute sie mich mit einem ganz und gar affektierten Lächeln auf dem hübschen Gesicht an, als hätte sie gerade klargestellt, dass sie und Tom einem exklusiven Geheimbund angehörten.
    Der karmesinrote Raum war hell erleuchtet. Tom und Miss Baker saßen an je einem Ende der langen Couch, und sie las ihm aus der Saturday Evening Post vor; die Wörter, ein gleichmäßiges Gemurmel, verflossen zu einer tröstlichen Melodie. Das Lampenlicht glänzte auf seinen Stiefeln, schimmerte matt auf ihrem herbstlaubgelben Haar und flackerte über die Zeitung, während Miss Bakers schlanker Arm mit leichtem Muskelspiel die Seite umblätterte.
    Als wir hereinkamen, gebot sie uns mit erhobener Hand noch einen Augenblick Stille.
    »Und die Fortsetzung«, sagte sie und warf die Zeitschrift auf den Tisch, »folgt in der nächsten Ausgabe.«
    Mit einer nervösen Bewegung der Knie straffte sich ihr Körper, und sie stand auf.
    »Zehn Uhr«, bemerkte sie und schien die Zeit an der Zimmerdecke abzulesen. »Dieses brave Mädchen hier muss jetzt ins Bett.«
    »Jordan spielt morgen ein Turnier«, erklärte Daisy. »Drüben in Westchester.«
    »Ach – Sie sind Jordan Baker.«
    Jetzt begriff ich, warum mir ihr Gesicht vertraut war – sein angenehm stolzer Ausdruck hatte mir aus zahlreichen Tiefdruck-Fotografien vom sportlichen Leben in Asheville, Hot Springs und Palm Beach entgegengeblickt. Ich meinte auch einmal etwas über sie gehört zu haben, irgendetwas Heikles, Unschönes, aber was es war, hatte ich längst vergessen.
    »Gute Nacht«, sagte sie leise. »Weckt mich um acht, ja?«
    »Wenn du auch aufstehst –«
    »Natürlich steh ich auf. Gute Nacht, Mr. Carraway. Auf bald einmal.«
    »Oh, ganz sicher«, bekräftigte Daisy. »Ich glaube sogar, ich werde euch verkuppeln. Du musst öfter zu uns kommen, Nick, und ich werde euch quasi – oh, einander in die Arme treiben. Ihr wisst schon – euch versehentlich zusammen im Wäscheschrank einsperren, euch in einem Boot aufs Meer hinausstoßen, etwas in der Art –«
    »Gute Nacht«, rief Miss Baker von der Treppe aus. »Ich habe nichts gehört.«
    »Ein nettes Mädchen«, sagte Tom kurz darauf. »Sie sollten sie nicht so allein in der Gegend herumlaufen lassen.«
    »Wen meinst du?«, fragte Daisy kalt.
    »Ihre Familie.«
    »Ihre Familie besteht aus einer einzigen Tante, die ungefähr tausend Jahre alt ist. Außerdem kümmert sich Nick ja von jetzt an um sie, nicht wahr, Nick? Sie wird diesen Sommer viele Wochenenden hier bei uns verbringen. Ich glaube, der häusliche Einfluss wird ihr guttun.«
    Daisy und Tom schauten sich einen Augenblick lang schweigend an.
    »Kommt sie aus New York?«, fragte ich schnell.
    »Aus Louisville. Wir haben dort unsere weiße Kindheit zusammen verbracht. Unsere schöne weiße –«
    »Hast du Nick auf der Veranda dein Herz ausgeschüttet?«, fragte Tom plötzlich.
    »Habe ich das?« Sie schaute mich an. »Ich weiß es gar nicht mehr genau, aber ich glaube, wir haben uns über die nordische Rasse unterhalten. Ja, ganz sicher. Wir wollten es gar nicht, aber ehe wir’s uns versahen –«
    »Glaub nicht alles, was du hörst, Nick«, riet er mir.
    Ich sagte leichthin, ich hätte überhaupt nichts gehört, und ein paar Minuten später erhob ich mich, um nach Hause zu gehen. Sie begleiteten mich zur Tür und standen Seite an Seite in einem fröhlichen Rechteck aus Licht. Als ich den Motor anließ, rief Daisy gebieterisch: »Halt! Ich habe vergessen, dich etwas zu fragen, etwas Wichtiges. Wir haben gehört, du hast dich da draußen im Westen verlobt.«
    »Stimmt«, bestätigte Tom freundlich. »Wir haben gehört, du seist verlobt.«
    »Das ist eine Verleumdung.

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