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Der große Gatsby (German Edition)

Der große Gatsby (German Edition)

Titel: Der große Gatsby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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fürchtete um seine Geschäfte. Während sein Nachbar ihm gut zuredete, brach über ihnen ein gewaltiger Radau los.
    »Ich habe meine Frau oben eingesperrt«, erklärte Wilson ruhig. »Da bleibt sie bis übermorgen, und dann ziehen wir weg von hier.«
    Michaelis staunte; sie waren seit vier Jahren Nachbarn, und er hätte nie gedacht, dass Wilson zu einer solchen Äußerung fähig wäre. Normalerweise war er einer jener immermüden Männer: Wenn er nicht arbeitete, saß er auf einem Stuhl in seiner Tür und starrte den Leuten und Autos nach, die auf der Straße vorbeikamen. Wenn er angesprochen wurde, lachte er stets auf eine freundliche, farblose Weise. Er war ein Mann, der seiner Frau gehörte und nicht sich selbst.
    Also versuchte Michaelis natürlich herauszufinden, was passiert war, doch Wilson wollte nichts sagen – stattdessen bedachte er seinen Besucher mit sonderbaren, misstrauischen Blicken und fragte ihn, wo er zu bestimmten Zeiten an bestimmten Tagen gewesen sei. Als diesem gerade unbehaglich zumute wurde, kamen ein paar Arbeiter an der Tür vorbei und steuerten auf sein Lokal zu, und Michaelis nutzte die Gelegenheit, das Weite zu suchen, nahm sich aber vor, später noch einmal nach dem Rechten zu sehen. Doch das tat er nicht. Er habe es wohl einfach vergessen, meinte er. Erst als er kurz nach sieben hinausgegangen sei, habe er sich wieder an das Gespräch mit Wilson erinnert, weil er unten in der Werkstatt Mrs. Wilsons Stimme gehört habe, laut und wütend.
    »Schlag mich doch!«, hörte er sie brüllen. »Stoß mich um und schlag mich, du dreckiger kleiner Feigling!«
    Einen Augenblick später rannte sie schreiend und gestikulierend in die Dämmerung hinaus; und ehe er einen Schritt von seiner Tür weg machen konnte, war alles vorbei.
    Der »Todeswagen«, wie die Zeitungen ihn nannten, hielt nicht an; er kam aus der wachsenden Dunkelheit, schwankte einen Moment lang dramatisch und verschwand hinter der nächsten Biegung. Michaelis war nicht einmal sicher, welche Farbe er hatte – dem ersten Polizisten sagte er, er sei hellgrün gewesen. Das andere, Richtung New York fahrende Auto kam hundert Meter weiter zum Stehen, und der Fahrer eilte zu der Stelle zurück, wo Myrtle Wilson, ihres Lebens gewaltsam beraubt, mitten auf der Straße auf den Knien lag und ihr dickes, dunkles Blut sich mit dem Staub mischte.
    Michaelis und besagter Mann waren als Erste bei ihr, doch als sie ihr die noch feuchte Hemdbluse aufgerissen hatten, sahen sie, dass die linke Brust lose wie ein Lappen herabhing und sie nicht mehr nach dem Herzschlag darunter zu horchen brauchten. Ihr Mund war weit geöffnet und an den Winkeln eingerissen, so als hätte sie ein wenig gewürgt, als sie die ungeheure Vitalität aufgab, die sie so lange unter Verschluss gehalten hatte.
    Wir sahen die drei oder vier Automobile und die kleine Menschenmenge schon aus einiger Entfernung.
    »Ein Unfall!«, sagte Tom. »Gut. Das wird Wilson endlich ein bisschen Arbeit bescheren.«
    Er fuhr langsamer, zuerst noch ohne die Absicht anzuhalten, bis ihn die stillen, aufmerksamen Gesichter der Leute an der Werkstatttür automatisch auf die Bremse treten ließen.
    »Wir schauen uns das mal an«, sagte er zweifelnd, »nur ganz kurz.«
    Jetzt nahm ich ein tonloses, klagendes Geräusch wahr, das unablässig aus der Werkstatt nach draußen drang, und als wir aus dem Coupé gestiegen waren und uns der Tür näherten, löste es sich in die Wörter »O mein Gott!« auf, die jemand wieder und wieder stöhnend hervorstieß.
    »Da ist etwas Schlimmes passiert«, sagte Tom aufgeregt.
    Er stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte über einen Kreis aus Köpfen hinweg in die Werkstatt, die nur von einer gelben Birne in einem an der Decke baumelnden Drahtkorb erleuchtet war. Dann machte er ein rauhes Geräusch hinten in der Kehle und bahnte sich mit ein paar rabiaten Stößen seiner kräftigen Arme einen Weg durch die Menge.
    Reihum empörtes Gemurmel, ehe der Kreis sich wieder schloss; es dauerte einen Moment, bis ich überhaupt etwas sehen konnte. Dann verschoben sich die Reihen, weil noch mehr Leute hinzukamen, und Jordan und ich wurden plötzlich in die Mitte gedrängt.
    Myrtle Wilsons Leichnam, in mehrere Decken gehüllt, als litte sie in der heißen Nacht unter Schüttelfrost, lag auf einer Werkbank an der Wand, und Tom beugte sich mit dem Rücken zu uns über sie. Neben ihm stand ein Polizist in Motorradfahrerkluft und notierte mit viel Schweiß und Mühe Namen in einem

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