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Der große Gatsby (German Edition)

Der große Gatsby (German Edition)

Titel: Der große Gatsby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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kleinen Buch. Zuerst konnte ich die Quelle der hohen, klagenden Wörter, die laut durch den kahlen Werkstattraum hallten, nicht ausmachen – dann sah ich Wilson, der auf der etwas erhöhten Schwelle zu seinem Büro stand, vor- und zurückschwankte und sich mit beiden Händen an den Türpfosten festhielt. Ein Mann redete mit leiser Stimme auf ihn ein und versuchte ab und zu, ihm eine Hand auf die Schulter zu legen, doch Wilson hörte und sah ihn nicht. Sein Blick wanderte immer wieder langsam von der schaukelnden Lampe zur beladenen Werkbank hinab und zuckte dann zur Lampe zurück, und unablässig ertönte sein hoher, schauerlicher Ruf.
    »O mein Go-ott! O mein Go-ott! O Go-ott! O mein Go-ott!«
    Jetzt hob Tom jäh den Kopf, und nachdem er mit glasigen Augen in der Werkstatt umhergeblickt hatte, richtete er eine nuschelige, unverständliche Frage an den Polizisten.
    »M-a-v…«, sagte der Polizist gerade, »-o-…«
    »Nein, -r-«, korrigierte ihn der Mann, »M-a-v-r-o-…«
    »Hören Sie!«, murmelte Tom ungeduldig.
    »r-«, sagte der Polizist, »-o-…«
    »g-«
    »g-« Er schaute auf, als Toms Pranke ihm schwer auf die Schulter fiel. »Was woll’n Sie denn?«
    »Was passiert ist, will ich wissen!«
    »Vom Auto überfahr’n. Sofort tot.«
    »Sofort tot«, wiederholte Tom mit starrem Blick.
    »Sie is auf die Straße rausgerannt. Hat nich mal angehalten, der Mistkerl.«
    »Da war’n zwei Autos«, sagte Michaelis. »Eins hier lang, eins da lang, sehn Sie?«
    »Und in welche Richtung war’n die unterwegs?«, fragte der Polizist scharfsinnig.
    »In jede Richtung eins. Und sie –«, seine Hand wollte auf die Decken zeigen, hielt jedoch auf halbem Weg inne und fiel wieder herab, »– sie is auf die Straße, und der Wagen aus N’York mit fünfzig, sechzig Sachen direkt in sie rein.«
    »Wie heißt der Ort hier?«, fragte der Ordnungshüter.
    »Hat keinen Namen.«
    Ein hellhäutiger, gutangezogener Schwarzer trat näher.
    »Es war ein gelber Wagen«, sagte er. »Ein großer gelber Wagen. Neu.«
    »Haben Sie den Unfall gesehn?«
    »Nein, aber der Wagen ist kurz danach an mir vorbeigerast, mit über siebzig Sachen. Eher neunzig, hundert.«
    »Kommen Sie her, wir brauchen Ihren Namen. Aufgepasst. Ich will jetzt seinen Namen notieren.«
    Ein paar Gesprächsfetzen mussten zu Wilson, der immer noch schwankend in der Bürotür stand, durchgedrungen sein, denn inmitten seines klagenden Wehgeschreis klang plötzlich ein neues Motiv an.
    »Sie brauchen mir nicht zu erzählen, was für ein Wagen das war! Ich weiß genau, was für ein Wagen das war!«
    Ich beobachtete Tom und sah, wie die Muskelpolster unter den Schultern seines Jacketts sich strafften. Er ging rasch zu Wilson hinüber und packte ihn fest an den Oberarmen.
    »Sie müssen sich zusammenreißen«, sagte er in begütigend rauhem Ton.
    Wilsons Blick fiel auf Tom; er versuchte, sich auf die Zehenspitzen zu stellen, und wäre eingeknickt, wenn Tom ihn nicht aufrecht gehalten hätte.
    »Hören Sie zu«, sagte Tom und schüttelte ihn ein wenig. »Ich bin erst vor einer Minute hier angekommen, aus New York. Ich wollte Ihnen das Coupé bringen, von dem wir gesprochen haben. Der gelbe Wagen, den ich heute Nachmittag gefahren habe, gehört mir nicht, verstehen Sie? Ich habe ihn den ganzen Nachmittag nicht gesehen.«
    Nur der Schwarze und ich konnten hören, was Tom sagte, doch dem Polizisten schien irgendetwas an seinem Tonfall verdächtig vorzukommen, denn er schaute argwöhnisch zu uns herüber.
    »Was ist da los?«, wollte er wissen.
    »Ich bin ein Freund von ihm.« Tom wandte den Kopf, hielt aber mit den Händen weiter Wilsons Körper fest. »Er sagt, er kennt den Wagen… Es war ein gelber Wagen.«
    Aus einem vagen Impuls heraus schaute der Polizist Tom misstrauisch an.
    »Und welche Farbe hat Ihr Auto?«
    »Blau. Es ist ein Coupé.«
    »Wir kommen direkt aus New York«, sagte ich.
    Jemand, der hinter uns gefahren war, bestätigte dies, und der Polizist wandte sich ab.
    »Also, jetzt buchstabier’n Sie mir den Namen noch mal richtig…«
    Tom hob Wilson wie eine Puppe hoch, trug ihn ins Büro, setzte ihn dort auf einen Stuhl und kam zurück.
    »Könnte wohl jemand die Güte haben und sich zu ihm setzen!«, rief er gebieterisch. Er wartete ab, bis die beiden Männer, die ihm am nächsten standen, einen Blick tauschten und widerwillig in den Raum hinübergingen. Dann schloss Tom die Tür hinter ihnen und kam die Stufe herunter, ohne zur Werkbank zu schauen. Als er bei

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