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Der große Gatsby (German Edition)

Der große Gatsby (German Edition)

Titel: Der große Gatsby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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anschließend selbst in ewiger Blindheit versunken sein, oder er ist fortgezogen, ohne noch an sie zu denken. Die Augen aber, von vielen farblosen Tagen unter der Sonne und dem Regen ein wenig getrübt, brüten weiter über der düsteren Schutthalde.
    Das Tal der Asche wird auf einer Seite von einem kleinen brackigen Fluss begrenzt, und wenn die Zugbrücke oben ist, um Schleppkähne durchzulassen, haben die Passagiere in den wartenden Waggons manchmal das Vergnügen, diese trostlose Szenerie bis zu einer halben Stunde lang zu betrachten. Mindestens eine Minute dauert der Halt dort jedoch immer, und bei einer solchen Gelegenheit sah ich Tom Buchanans Geliebte zum ersten Mal.
    Dass er eine hatte, war bekannt. Die Leute fanden es tadelnswert, dass er in beliebten Restaurants mit ihr auftauchte und sie allein an einem Tisch sitzen ließ, während er mit aller Welt plauderte. Ich war zwar neugierig auf sie, verspürte aber keinerlei Bedürfnis, ihre Bekanntschaft zu machen – und machte sie doch. Eines Nachmittags fuhren Tom und ich mit dem Zug nach New York, und als wir bei den Aschebergen anhielten, sprang er auf, packte mich am Ellbogen und zerrte mich förmlich aus dem Wagen.
    »Wir steigen aus!«, befahl er. »Ich möchte dir meine Freundin vorstellen.«
    Ich glaube, er hatte beim Mittagessen schwer getankt, und die Art, wie er auf meiner Gesellschaft bestand, grenzte an Gewalt. Offenbar ging er selbstherrlich davon aus, ich hätte an einem Sonntagnachmittag nichts Besseres vor.
    Wir stiegen über eine niedrige, weißgetünchte Bahnschranke und liefen unter Doktor Eckleburgs starrem Blick hundert Meter die Straße zurück. Das einzige Gebäude weit und breit war ein kleiner Häuserblock aus gelben Ziegeln am Rand des Ödlands, der von einer Art Hauptstraße versorgt wurde und an absolut gar nichts angrenzte. Einer der drei Läden war zu vermieten, der zweite war ein rund um die Uhr geöffnetes Lokal, auf das ein Aschepfad zulief, und der dritte eine Autowerkstatt mit einer Tankstelle davor – Reparaturen. George B. Wilson. An- und Verkauf. Dort hinein folgte ich Tom.
    Die Halle war schäbig und kahl. Soweit ich sah, stand nur ein einziger Wagen in einer der dunklen Ecken, ein staubbedecktes Wrack von einem Ford. Ich dachte schon, dieser Schatten einer Autowerkstatt müsse eine Tarnung sein und im Stockwerk darüber verbärgen sich luxuriöse, romantische Wohnungen, als der Eigentümer in der Tür seines Büros erschien und sich die Hände an einem alten Lappen abwischte. Er war ein blonder, müder Mann, anämisch und eigentlich nicht schlecht aussehend. Als er uns sah, trat ein Hoffnungsschimmer in seine hellblauen Augen.
    »Hallo, Wilson, alter Junge«, sagte Tom und schlug ihm leutselig auf die Schulter. »Wie laufen die Geschäfte?«
    »Ich kann nicht klagen«, sagte Wilson, doch es klang nicht überzeugend. »Wann verkaufen Sie mir den Wagen?«
    »Nächste Woche; mein Bursche arbeitet noch dran.«
    »Braucht ziemlich lange, was?«
    »Nein, keineswegs«, sagte Tom kalt. »Aber wenn Sie dieser Ansicht sind, sollte ich ihn vielleicht doch besser anderswo verkaufen.«
    »So hab ich das nicht gemeint«, beeilte Wilson sich zu erklären. »Ich meinte ja bloß…«
    Seine Stimme erstarb, und Tom schaute sich missmutig in der Werkstatt um. Dann hörte ich Schritte auf der Treppe, und einen Moment später schob sich die mollige Gestalt einer Frau vor das durch die Bürotür hereinfallende Licht. Sie war Mitte Dreißig und etwas füllig, gehörte aber zu jenen Frauen, die ihr üppiges Fleisch mit Sinnlichkeit zu tragen wissen. Ihr Gesicht über dem getüpfelten Kleid aus dunkelblauem Crêpe-de-Chine zeigte keinen Funken oder Schimmer von Schönheit, und doch strahlte sie eine sofort spürbare Vitalität aus, so als ob die Nerven in ihrem Körper unentwegt glühten. Sie lächelte zögernd, während sie durch ihren Mann hindurchging, als wäre er ein Geist, schüttelte Tom die Hand und schaute ihm fest in die Augen. Dann befeuchtete sie ihre Lippen und sagte, ohne sich umzudrehen, mit einer leisen, rauhen Stimme zu ihrem Mann:
    »Nun hol schon ein paar Stühle, damit man sich hier mal hinsetzen kann.«
    »Ach, natürlich«, antwortete Wilson schnell und ging in das kleine Büro, wo er augenblicklich mit der Zementfarbe der Wände verschmolz. Weißer Aschestaub überzog seinen dunklen Anzug und sein bleiches Haar, wie er alles in der näheren Umgebung überzog – außer Wilsons Frau, die jetzt dicht an Tom

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