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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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die Polizei vorging. Es entwickelte sich eine blutige Straßenschlacht.
    „Toll“, sagte Gerda Kleinschmidt zu ihrem Mann, nachdem sie wieder ein Foto geschossen hatte. „Das ist ja aufregender als bei den Gastarbeiterkrawallen vor drei Jahren in Frankfurt. Erinnerst du dich noch, Schatzilein?“
    O ja, Kleinschmidt erinnerte sich. Damals ging es nicht ums Essen, es ging um Bürgerrechte und Gleichberechtigung. Gegen Diskriminierung, für Menschlichkeit – das war damals die Parole.
    Kleinschmidt wurde auf Bieber und Wagner aufmerksam, die miteinander sprachen, während Hirschkamp, der Kameraassistent, weiterdrehte.
    „Es hat alles geklappt“, sagte Wagner gerade. „Gutes Material!“
    „Freut mich“, antwortete Bieber und lachte zufrieden. „Hat auch eine Menge Arbeit gekostet, bis ich den Knaben soweit hatte.“
    Kleinschmidt wandte sich etwas ab, damit die beiden nicht merkten, daß er mithörte. Das interessierte ihn.
    „Das war auch nicht gerade billig“, redete Bieber weiter. „Aber der Kerl hat gespurt. Es lebe die Korruption! Hätte dieser Beamtenheini nicht, von uns angeregt, einfach die Lieferungen gestoppt, dann stünden wir schön blöd da!“
    „Und was ist mit dem Getreide?“ wollte Wagner wissen.
    „Ach, das wird wohl irgendwo außerhalb der Stadt vergammeln. Was weiß ich? Ich führe hier nur meinen Job aus!“
    Damit gingen sie zusammen zu Hirschkamp hinüber. Noch war die Produktion nicht ganz abgeschlossen.
    Kleinschmidt aber versuchte, sich auf das, was er soeben gehört hatte, einen Reim zu machen.
    Und Gerda, seine Frau, verknipste bereits den zweiten Film. Das würde Bilder geben! Tante Dorothee würde staunen!
    Indien war eben doch eine Reise wert.

 
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Lemming-Dasein
     
    Am best’n is’, du schaust dazu und wirst recht schnö oid.
    Wolfgang Ambros
     
1
     
    Irgendwo machte es hart und energisch KLACK: Der Automat schaltete sich ab; das elektrische Surren und Summen und Rumoren erstarb, die roten, grünen, violetten, gelben Lichtaugen flackerten noch einmal auf und wurden grau. Das sanfte Vibrieren des Überwachungs-Terminals hörte mit einem hauchfeinen Rucken auf. Wärme faserte hoch. Das Gebläse begann zu arbeiten.
    Berger lehnte sich zurück. Seine Augen brannten, die Hände zitterten leicht; die Adern waren dick angeschwollen und zeichneten sich als wirres Netzwerk auf den Handrücken ab.
    Er starrte darauf, bis seine Augen tränten. Das geschah seit einigen Tagen regelmäßig; irgendwie halfen die Tränen, nach der Prodphase wieder halbwegs normal zu werden. Tränen … Na ja, das war Feuchtigkeit, und vielleicht brauchten das seine Pupillen. Nichts anmerken lassen.
    Er verspürte plötzlich Angst, eine gemeine, nagende, kreatürliche Angst, die sich in seine Eingeweide verbiß.
    Nichts anmerken lassen!
    Er räusperte sich, rückte in dem speziell für seinen Körper angefertigten Drehsessel herum und stand auf.
    „Pause, Berger“, sagte eine unpersönliche Stimme.
    Er verzog angewidert sein Gesicht, dachte: Sie denken sogar für mich, meine Babys – der Teufel soll sie holen, und sagte laut: „Ja, ja, ich weiß.“
    „Dann ist es gut. Ich wollte nur sicherstellen, daß du es weißt.“
    Er blieb der Compustimme die Antwort schuldig, streckte sich und gähnte und fuhr sich mit der rechten Hand durch das schüttere Haar.
    Es war viel zu warm hier drinnen. Nirgends Fenster, dachte er. Sekundenlang blieb er stehen, die Augen geschlossen, die Hände zu Fäusten geballt; äußerlich ganz ruhig und ausgeglichen, aber innerlich … Na ja, er war Zorki, seine Gedanken waren heute einfach nicht zu bremsen. Und er konnte sich auch denken, warum: Er hatte gegen die Vorschriften verstoßen. Seit drei Wochen nahm er den Vitaminsaft (+ + + Wohlschmeckende Mixtur: Mariendistelsamen, Weißdornblätter und -blüten, Kolasamen, Algenextrakte, Weizenkeime, Echinaceawurzel, Sarotoorgerb; Fruchtsäfte: Aprikose, Zitrone, Orange, wäßriger Spezial-Hefe-Auszug. Vitamine: A, B1, B2, B6, Vitamin C, D, E, Nikotinamid, Fruchtzuckersirup. Chemiatisiert. + + +) des Konzerns nicht mehr ein, obwohl dies Tag für Tag getan werden mußte.
    Etwas stimmte nicht mehr mit ihm. Er veränderte sich.
    Und die Angst war noch immer vorhanden, die Angst, daß sie ihm etwas anmerken könnten, daß sie nicht nur das Brennen seiner Augen bemerkten, sondern auch die veränderten Gedanken. Aus dem träge und gleichmäßig dahinschleimenden Rinnsal war ein reißender Strom geworden. Erinnerungen,

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