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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Detailzeichnung des Herdes erschien. Berger starrte hin. Die Energie-Sphäre, die die Abfall-Lagerstätte umhüllte, zeigte haarfeine Risse, die sich verästelten, weiterliefen, sich wieder verästelten.
    Das Rotlicht blakte noch immer.
    Beiläufig desaktivierte er die Warnschaltung. Der feine nervtötende Summton brach ab.
    Rotstrahlen zeigten an, wo die Abfall-Ausdünstung durchdrang. Es waren nicht viele. Eine zulässige Menge. Unterhalb des Norm-Gefahrenwertes. Berger atmete auf, seine Finger glitten über mehrere Sensorpunkte und aktivierten die Stabilisierungszusatzprojektoren. Die Sphäre verdichtete sich, feiner, feuchter Nebel schien einzusickern, machte sie neblig und wattig; die Fässer waren nicht mehr zu sehen, verschwommene, bizarre Schemen in einer milchigen Leere. Die Verästelungen der Risse wurden gestoppt. Die Rotstrahlen verschwanden. Erledigt. Kein Grund zur Aufregung, dachte Berger zufrieden. Schweiß glänzte auf seiner Stirn; mit dem Handrücken wischte er ihn weg.
    Er ließ den Bildschirm nicht aus den Augen. Die E-Sphäre stabilisierte sich, hielt, deckte den Abfall zu, schirmte die gefährliche Ausstrahlung ab.
    Alles war bestens geregelt; die Alarmschaltung hatte zuverlässig funktioniert. Berger schaltete A-19 aus, tippte ein Kurzmemo für die Ablösung in das Terminal und widmete sich wieder seiner Normaltätigkeit. Seine Hände ruhten in den dafür vorgesehenen Mulden und steuerten die anderen Ü-Schirme. Starr waren seine Augen auf die Schemata gerichtet.
    Aber seine Gedanken wanderten …
    Die Sphären waren natürlich nicht hundertprozentig, sondern nur einigermaßen sicher, eine Übergangslösung sozusagen, denn die entsprechende Technik steckte noch in den Kinderschuhen. Dies wußten auch die Vorgesetzten. Weiterentwicklungen gab es jedoch momentan nicht. Weiterentwicklungen kosteten Geld, viel Geld, und dies war im Etat dieses Prodjahres nicht vorgesehen. Die Branche expandierte. Man brauchte Geld, um diese Expansion betreiben zu können.
    So formulierten es wenigstens die spärlich kursierenden Gerüchte; niemand wußte Genaues.
    Habe ich mich kaufen lassen?
    Der Gedanke von gestern abend war wieder da, und er war bösartiger, reißender geworden. Der Vitamin-Mangel, der sich bemerkbar machte? Jeder Mitarbeiter des Konzerns hatte sich verpflichten müssen, den Vitaminsaft regelmäßig zu sich zu nehmen. Der Konzern lehnte jede sich aus einem Krankheitsfall, der auf Vitaminmangel zurückzuführen war, ergebende Forderung ab, so stand es in der Vorschrift.
    Warum nahm er die Vitamine nicht mehr zu sich? Sie wurden von der Geschäftsleitung gestellt, genaugenommen waren sie ein Privileg, das heutzutage nur mehr wenige genießen konnten.
    Vielleicht, weil sie ihn so zahm machten, so rundherum zufrieden? Er hatte in der vergangenen Nacht nur sehr wenig Schlaf gefunden, und er hatte viel an früher denken müssen. An seine Überzeugungen …
    Wo waren diese Überzeugungen heute? Er hatte sich arrangiert. Er war in der Sozialarbeit tätig, weil das immer noch besser war als …
    Nun, immerhin besser als gar nichts. Er hatte eine Frau. Der Ehekontrakt lief auf fünfzehn Jahre. Ihre Ehe war eine gute Sache; sie verstanden sich nicht nur im Bett. Syra würde den Kontrakt dennoch nicht mehr verlängern. Gestern, auf Sandras Frage hin, hatte er gelogen. Syra hatte es nie überwunden, daß sie beide kein Kind haben konnten. Kein Kind haben durften.
    Deshalb würde sie sich von ihm trennen. Sie war jung, hübsch, das Leben lag noch vor ihr, und er konnte sie sogar verstehen. An seiner Seite würde es zu einer Qual werden … Ja, er hatte es eingesehen, und deshalb hatte er ihr auch keine besseren Kontraktbedingungen geboten. Sie hatten klare Verhältnisse geschaffen. Schon vor einigen Monaten.
    „Ich liebe dich, Berger“, hatte sie gesagt und geweint, als er sich wie ein kleines Kind an sie geklammert hatte.
    Ja, sie liebte ihn.
    Aber seine politische Vergangenheit trennte sie. Eine Zeitbombe. Und eine Ironie, die seinen Haß anstachelte, die ihn halb wahnsinnig machte – und halb krank, denn es kostete ihn übermenschliche Anstrengungen, diesen Haß nicht zu artikulieren. Sein Gesicht war eine Maske, ein Schutzschirm ähnlich jenen Sphären, die er kontrollierte, eine Sphäre, in deren Zentrum es todbringend brodelte.
    Sein ganzer Körper war eine solche Sphäre. Hager, sehnig, verkrampft, verspannt, mit brennenden Muskeln. Die Reaktionen, die tief unter der Oberfläche, in der Seele, in

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