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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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nichts Besonderes auf der Straße zu beobachten. Das dort war der Alltag von Kalkutta.
    „Was wollen wir denn heute nachmittag unternehmen?“ fragte Frau Kleinschmidt.
    „Müssen wir nicht für Tante Dorothee und die Kinder Souvenirs besorgen? Eigentlich könnten wir doch …“
    Bevor sich Gerda in einem langen Monolog ergehen konnte, was Kleinschmidt nicht vertrug, unterbrach er sie lieber: „Einverstanden. Ich werde Mahat Bescheid sagen lassen, daß er mit dem Wagen, sagen wir gegen halb vier, bereitsteht.“
     
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    Der Weg vom Hotelausgang zum bereitgestellten Sicherheitsauto, Marke Mitsubishi, mit schußsicheren Scheiben und verstärktem Bodenschutz, ähnelte wie immer einem Spießrutenlaufen.
    Im Nu waren die beiden Deutschen von Bettlern, aber auch von ganz normalen Passanten umgeben, die sie mit schrillen Stimmen und fordernd ausgestreckten Händen bedrängten. Ein Krüppel, dem wahrscheinlich seine eigenen Eltern die Beine hatten abnehmen lassen, um ihn dadurch für den Bettelberuf zu präparieren, arbeitete sich auf seinem Rollbrett quer durch die dichte Menschenmenge. Flüche und Tritte der belästigten Einheimischen verfolgten ihn. Eine total abgemagerte Frau in einem verschlissenen Sari, die sich gerade an einer Wasserpumpe unweit des Hotels gewaschen hatte, ließ abrupt den Pumpenschwengel los und eilte ebenso herbei wie einige Kuhfladensammler mit ihren stinkenden Körben.
    Daneben unzählige bis auf Haut und Knochen abgehungerte Kinder und Jugendliche. Die Menge umdrängte die Touristen ausgesprochen dreist; die Menschen machten auf Kleinschmidt einen aggressiveren Eindruck als noch vor wenigen Tagen.
    Alle wollten ihren Anteil an jenen wenigen Paises, den kleinsten Münzen der indischen Währung, erbeuten, die der Deutsche in weitem Schwung auf die Straße warf. Sofort ließen die Bettelnden von ihnen ab und stürzten hinter den Münzen her.
    Nur Gerda Kleinschmidt schrie auf einmal: „So halt sie doch auf, Klaus-Dieter!“
    Sie zeigte auf ein etwa elfjähriges Mädchen in total verdrecktem Rock und fadenscheiniger Bluse, unter der sprossende Brüste zu erkennen waren. Es schwenkte triumphierend das rohseidene Taschentuch, das ihre geschickte Hand der Fremden entwendet hatte. Dann war die Diebin in der Menge verschwunden.
    Brummend schob Kleinschmidt seine keifende Frau durch die geöffnete Wagentür und ließ sich dann auch in die Polster fallen. Mahat, der einheimische Chauffeur, der mit Argusaugen darüber gewacht hatte, daß kein Unbefugter dem Wagen zu nahe kam, schmetterte die Tür zu, die sich automatisch verriegelte. Unliebsame Erfahrungen von Ausländern mit Straßenbanden machten einen solchen Schutz erforderlich.
    „Rasch in die Innenstadt“, befahl Kleinschmidt. „Souvenirs kaufen.“
    Mahat verzog leicht das Gesicht.
    „Okay, Sir“, brummelte er und gab Gas.
    Während Gerda Kleinschmidt wütend die Menschenmenge betrachtete, durch die sich der Wagen nun langsam unter fast ununterbrochenem Hupen einen Weg bahnte, schaltete ihr Mann ab.
    Sie waren nach Indien gekommen, weil das im Augenblick bei denjenigen, die sich das heutzutage überhaupt noch leisten konnten, die große Mode war. Hier in Indien, besonders aber in Kalkutta, so der Prospekt für Individualreisen des Reisebüros in Kuwait, sei der Kampf ums Überleben ganz besonders eindringlich zu beobachten.
    Und in der Tat: So viele Menschen hatte Kleinschmidt noch nie in seinem Leben auf so engem Raum zusammengepfercht gesehen. Und täglich wurden es mehr, denn nicht nur hatte Indien so ziemlich den höchsten Geburtenüberschuß auf der Erde – auch immer mehr Landbevölkerung drängte in die großen Städte. Denn auf Grund der Ölpreissteigerung gab es so gut wie keinen Kunstdünger mehr. Und Kuhdung, den man ja statt dessen hätte verwenden können, brauchte man als Heizmaterial.
    Augenblicklich schätzte man, genaue Zählungen gab es nicht, die Einwohnerzahl von Groß-Kalkutta, Hauptstadt von West-Bengalen, auf etwa fünfzehn Millionen Menschen. Eine zehnmal höhere Bevölkerungsdichte als etwa in Berlin. Wohnungen waren knapp. In jedes Zimmer der schäbigen Blocks teilten sich bis zu drei Familien, die schichtweise schliefen, dennoch aber volle Miete an die Besitzer der Bruchbuden abliefern mußten. Außerhalb der achtstündigen Schlafperiode verbrachte der Hauptteil der Bevölkerung Kalkuttas sein Leben auf der Straße.
    Diese Stadt war ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was die Intervention der Amerikaner vor

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