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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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überraschte sie ihn mit wacher Intelligenz, guter Beobachtungsgabe und rascher, fast ungeheurer Lernfähigkeit. Um sie zu treffen, opferte er seine dringend benötigte Ruheperiode, fuhr über das Meer und kletterte mühsame fünfzig Meter den steilen Fels hinauf.
    Tycho ließ den irren Remmer mit seinen Wahnvorstellungen von Zucht und Ordnung, Anstand und Moral allein. So lange er dort unten Ansprachen an „seine Truppen“ hielt, war er keine Gefahr. Und später würde er sich wie üblich mit Alkohol vollaufen lassen – vielleicht um einen eingebildeten Sieg zu feiern, vielleicht auch in plötzlicher Erkenntnis seiner erbärmlichen Lage –, bis er schnarchend zusammenbrach. Manchmal hatte Remmer auch klare Momente, aber sie waren so selten wie eine Perle in einer Auster und dauerten nur sehr kurz. Auf jeden Fall verstand es Monica, ihn so lange von dem obersten Stockwerk auszusperren, bis Tycho wieder gegangen war. Einmal nämlich hatte Remmer, vielleicht von einer dumpfen Ahnung befallen, stundenlang gedroht und gefleht, ihn hineinzulassen, bis er zur Pulle gegriffen und sich vor Monicas Tür auf den Boden hatte fallen lassen. Aber sie hatte seinen Forderungen nicht nachgegeben.
    Endlich erreichte Tycho ihr Zimmer. Das Mädchen erwartete ihn und hatte ihn bereits gehört. Sie trug ein weißes Seidenkleid, das bis zu den Knien reichte, als sie ihm das Fenster öffnete.
    Tycho ließ sich direkt in ihre Arme fallen. Monica gab einen kleinen, spitzen Schrei von sich, als er sie ungestüm umarmte. Sanft küßte sie das vom Meerwasser salzige Gesicht Tychos, während er tief den Duft ihres Haares einatmete und mit den schwieligen Fingern darüberglitt. Zärtlich preßten sie sich aneinander, und Tycho schob das schwarze, glatte Haar Monicas hinter die schmalen Schultern, die vom weißen Stoff des Kleides bis auf ein schmales Band freigelassen wurden und sich gegen die helle Seide etwas dunkler abhoben. Er küßte die warme Haut des Mädchens und mußte sich dabei tief hinabbeugen, weil sie ihm nur bis zur Schulter reichte.
    Monica lächelte, wand sich sanft aus seinen Armen und begann damit, Tycho aus seinen groben Kleidern zu schälen, was nicht leicht war, denn er trug die Ölkleidung der Fischer und darunter zwei dicke Wollpullover mit warmen Rollkragen, die mit Reißverschlüssen geschlossen wurden. Seine Beine steckten in Stiefeln, die ganz unseemännisch wie Bergsteigerschuhe aussahen.
    „Möchtest du duschen?“ fragte Monica, nachdem sie ihn bis auf die Unterwäsche ausgepellt hatte.
    Das Angebot war verlockend, und Tycho ging niemals von hier fort, ohne diesen in den Baracken unbekannten Luxus ausgekostet zu haben. „Ja“, sagte er nach einer Weile. Er fühlte sich verschwitzt und konnte es gebrauchen. Sie hatten noch die ganze Nacht füreinander Zeit, da kam es auf ein paar Minuten auch nicht mehr an.
    Als er unter der heißen Dusche stand und die harten Wasserstrahlen auf seinen Kopf herunterprasselten, mußte er wieder an Rüdiger denken. Was hatte er ihm sagen wollen?
    Er vergaß es wieder, als er sich später an Monica schmiegte und für Stunden alles vergaß, was mit Helgoland und dem Energiedom zu tun hatte.
     
6
     
    Brunner überquerte die Aluminiumbrücke zu General Remmers Pavillon auf der ‚Langen Anna’ mit gemischten Gefühlen. Der Wachroboter, der ihn aus rotglühenden Fotozellen anstarrte, ließ ihn unbehelligt passieren.
    Remmer war in seinem Wohnzimmer und offensichtlich angetrunken. Aber er war geistig hellwach, und das bedeutete einiges.
    „Schwierigkeiten?“ fragte er, als er Brunners mißmutiges Gesicht sah. Er reichte ihm ein Glas mit Korn.
    „Eine Massenschlägerei. Drei Leute haben dabei ins Gras gebissen. Zum Glück keine wichtigen. Es war Steinmetz, dieser aufgeblasene Kraftwerksdirektor – sie erinnern sich gewiß an ihn. Er ist geistig weggetreten. Hat plötzlich um sich geschossen und zwei Kellner umgelegt. Die Wache mußte ihn töten, ehe er noch mehr anrichtete. Und heute morgen hat mir ein Fahnenjunker einen Haken versetzt.“
    „Und bei der Flugsicherung?“ Remmer grinste süffisant.
    „Bei der Flugsicherung?“ Brunner sah irritiert auf. „Gab’s da auch was?“
    „Falkenstayn wollte Feuer legen. Er gehört zu Gutbrods Klüngel. Haben Sie das noch nicht mitgekriegt? Trenck erwischte ihn buchstäblich in letzter Sekunde. Es kam eben durch.“
    Brunner wurde blaß. Unsicher stammelte er: „Falkenstayn? Aber wieso …“
    „Ich sagte bereits, daß er zu

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