Der große Rückentrainer
Die lotrechte Ausrichtung seiner Körperanatomie erlaubt dem Menschen eine Besonderheit: seinen aufrechten Gang. Dadurch kann und muss er sich zwischen oben und unten, dem taoistischen Yang des Himmels und dem Yin der Erde entfalten.
Aufbau und Funktion unserer Wirbelsäule
Wirbel und Bandscheiben
Stellen Sie sich die Wirbelsäule als eine aus Schichten zusammengesetzte Säule vor. Diese Schichten bestehen aus den Wirbelknochen mit den kleinen Wirbelgelenken und den dazwischenliegenden Bandscheiben. Ein Wirbel ist aufgebaut aus Wirbelkörper, Wirbelbogen, Dorn-, Quer-und Gelenkfortsätzen und dem Wirbelloch, in dem sich das Rückenmark befindet ( Abb. 1 ). Der kräftige Wirbelkörper übt die Haupttragefunktion aus. Jeweils zwei Wirbelkörper sind über die Gelenkfortsätze mit den Nachbarwirbeln gelenkig verbunden und von einer Gelenkkapsel
umhüllt. An den Wirbelkörpern sowie den Dorn- und Querfortsätzen setzen Bänder und Muskeln an, die für Stabilität sorgen.
Zwischen den einzelnen Wirbeln befinden sich die Bandscheiben. Ihre Elastizität und Plastizität ermöglichen es ihnen, Druckkräfte aufzunehmen und sie gleichmäßig auf ihre Gesamtfläche und damit auch auf die des Wirbelkörpers zu verteilen, etwa nach dem Prinzip eines Stoßdämpfers. Der gallertartige Kern der Bandscheibe wird dabei zum Drehpunkt zwischen den Wirbelkörpern. Die Bandscheiben tragen erheblich zur Beweglichkeit der Wirbelsäule bei und verhindern ein Aufeinanderreiben der einzelnen Wirbel. Von großer Bedeutung für die Gesunderhaltung unserer Wirbelsäule ist die Ernährung der Bandscheiben, die durch das richtige Verhältnis von Belastung und Entlastung zustande kommt. Bei Belastung werden die Bandscheiben zusammengedrückt, wodurch Flüssigkeit und Abbaustoffe herausgedrückt werden; bei Entlastung, wie zum Beispiel im Liegen, saugen sie sich mit Flüssigkeit und frischen Nährstoffen voll.
Abb. 1
Rumpf- und Rückenmuskulatur
Für die Stabilität des Rückens spielen die Rumpfmuskulatur und die oberflächliche und tiefe Rückenmuskulatur eine besonders wichtige Rolle. Mithilfe der Rumpfmuskulatur (oberflächliche Rücken-, Bauch-, Hüft- und Beckenbodenmuskulatur) wird die Wirbelsäule aufrecht gehalten und bewegt. Über die Rumpfmuskulatur ist die Wirbelsäule muskulär mit dem Brustkorb, dem Kopf sowie den Armen und Beinen verbunden. Die Rumpfmuskulatur lässt sich gezielt trainieren, im Unterschied zur tief liegenden Rückenmuskulatur. Diese setzt direkt an der Wirbelsäule an und hält sie aufrecht. Die Muskeln bilden hierbei ein ausgeklügeltes Verspannungssystem. Wie kompliziert dieses System ist, zeigen die vielfältigen Ansatzpunkte der Muskeln: Jeder Dornfortsatz eines Wirbels ist beispielsweise mit mehreren Querfortsätzen und umgekehrt jeder Querfortsatz mit diversen Dornfortsätzen durch kleine Muskelzüge verbunden. Außerdem ist die Tiefenmuskulatur an allen Bewegungen der Wirbelsäule beteiligt, zum Beispiel der Beugung nach hinten oder seitlich sowie der Drehung nach rechts oder links. Das Signal zur Bewegung erhalten diese Rückenmuskeln von Ästen der Spinalnerven aus dem Rückenmark.
Die Bauchmuskeln sind ein wichtiger Gegenspieler der Rückenmuskulatur. Steht man natürlich aufrecht, ist das Becken waagrecht oder leicht nach vorne gekippt. Sind die Bauchmuskeln allerdings schlaff und untrainiert, kippt das Becken nach vorne. Als Folge verkürzen sich die Rückenmuskeln, und die Rückwärtskrümmung der Wirbelsäule im Lendenbereich nimmt zu. Dies nennt man im Volksmund Hohlkreuz. Eine gut trainierte Rumpf- und Rückenmuskulatur stabilisiert und entlastet die Wirbelsäule und wirkt Verschleiß entgegen.
Abb. 2
Abb. 3
Funktionen und Bewegungen der Wirbelsäule
Die Wirbelsäule bildet die knöcherne Mitte unseres Körpers. Alle Teile des Knochenskeletts sind mit ihr verbunden. Sie trägt den Kopf, erlaubt uns Bewegungen in alle Richtungen und schützt das Rückenmark. Über den im Inneren der Wirbelsäule verlaufenden Rückenmarkskanal, der von den Wirbellöchern gebildet wird, werden alle Bereiche und Organe unseres Körpers mit dem sensorischen, dem motorischen und dem vegetativen Nervensystem unseres Körpers sowie dem Großhirn verbunden. Die natürliche Form unserer Wirbelsäule besteht aus einem Doppel-S ( Abb. 2 ), wodurch unsere aufrechte Haltung stabilisiert wird. Die Krümmungen garantieren ein Maximum an Stabilität, da senkrechte Stoßbewegungen beim Gehen und Laufen optimal abgefedert
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