Der große Rückentrainer
falscher Belastung und von Bewegungsmangel verhindert eine ausreichende Ernährung der Bandscheiben, beschleunigt dadurch den natürlichen Abbauprozess und führt zu vorzeitigen Verschleißerscheinungen.
Falsche Belastung:
Zu einer falschen Belastung unserer Wirbelsäule kommt es oft durch bestimmte einseitige, stereotyp sich wiederholende Tätigkeiten und Bewegungen. Wenn Sie eine schwere Last mit gebeugtem Rücken heben, wird in erster Linie das vordere Drittel der Bandscheiben belastet, das hintere Drittel steht unter Zugspannung. Bei geradem Rücken verteilt sich während des Hebevorgangs die Druckspannung auf die gesamte Oberfläche der Bandscheibe, Zugbeanspruchungen treten kaum auf. Da die Biege- und Zugfestigkeit des Bandscheibenknorpels wesentlich geringer ist als seine Druckfestigkeit, kommt es bei jahrelanger falscher Belastung, wie zum Beispiel falschem Heben oder häufigen Drehbewegungen unter Belastung, meist rasch zu Verschleißerscheinungen. Richtig wäre es, Lasten aus der Kniebeuge heraus mit geradem Rücken zu heben (s. S. 51 f.). Auch sollten Drehbewegungen nicht unter Belastung durchgeführt werden, da es sonst zu einer erheblichen Zusatzbelastung der Wirbelsäule kommt. Rückenschonend ist es, wenn man den ganzen Körper zu der Seite hin wendet, wo man die Arbeit verrichten, in diesem Beispiel also die Last aufnehmen oder absetzen will.
Weitere Beispiele für einseitige Tätigkeiten, die zu einer vermehrten Belastung der Wirbelsäule führen, sind häufiges Überkopfarbeiten von Handwerkern und langes Stehen ohne Bewegungsausgleich, wie es bei verschiedenen Berufen wie etwa Friseuren vorkommt. Auch jede Form von einseitigem Tragen führt auf Dauer zur übermäßigen Belastung der Wirbelsäule, ihrer Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder. Bis die heute üblichen Rucksäcke in Mode kamen, entwickelten viele Schulkinder Skoliosen (seitliche Verbiegungen der Wirbelsäule mit Verdrehung und späterer Versteifung einzelner Wirbelkörper) aufgrund des einseitigen Tragens schwerer Schulranzen.
Ein besonderes Problem ist das übermäßige Sitzen. Stundenlanges statisches Sitzen führt zu einer deutlich vermehrten Belastung der Wirbelsäule, stärker als langes Stehen oder Gehen. Die meisten Menschen achten außerdem nicht genug auf den notwendigen Bewegungsausgleich. Kinder müssen oft schon in den Kindertagesstätten längere Zeit sitzen und verlernen dabei häufig, ihrem natürlichen Bewegungsdrang zu folgen. Spätestens in der Schule müssen sie dann viele Stunden ruhig sitzen. Ausgleichende sportliche Aktivitäten werden an den meisten Schulen in nur sehr begrenztem Umfang angeboten. Im Laufe seines weiteren Lebens sitzt ein Mensch dann oft viele Stunden täglich am Computer, nicht selten den ganzen Tag. Kommen wir nach getaner Arbeit nach Hause, haben wir inzwischen die zeitsparende Möglichkeit, Einkäufe, Bankgeschäfte und Informationsbeschaffung wiederum im Sitzen zu erledigen – online, am PC. Und danach wartet ja als Belohnung der Fernseher auf uns, sodass wir uns überhaupt nicht mehr bewegen müssen. Bei dieser Lebensweise wird sich niemand ernsthaft wundern, wenn er Jahr für Jahr an Gewicht zulegt. Hier ist es notwendig, aktiv etwas zu unternehmen und auf jede Sitzphase eine Bewegungsphase folgen zu lassen. Ein kurzes Übungsprogramm kann jeder nach einer Stunde sitzender Tätigkeit absolvieren.
Falsche Körperhaltung:
Ähnliche Zugbeanspruchungen wie bei einseitigen Belastungen, wenn auch in geringerem Ausmaß, treten bei schlechter Körperhaltung auf. Wird der Kopf zu lange nach vorn gestreckt gehalten, muss die Nackenmuskulatur erheblich mehr Arbeit leisten, da der Kopf sich nicht mehr im Lot befindet und ihn die Schwerkraft nach unten zieht. Oft hat eine auf diese Weise vorgeschobene Halswirbelsäule einen Rundrücken im Brustwirbelbereich zur Folge. Nach einiger Zeit kann es dann schon bei einfacher Hausarbeit zu einem Hexenschuss (= Lumbago, Muskelhartspann entlang der Lendenwirbelsäule) kommen.
Durch dauerhafte Haltungsfehler verstärken sich die natürlichen Wirbelsäulenkrümmungen bis hin zum Buckel (Rundrücken) oder Hohlkreuz (Hohlrücken). Bei einem Hohlkreuz wird das Becken zu stark nach vorne gekippt, wodurch die Belastung nicht mehr gleichmäßig auf die ganze Fläche der Bandscheibe verteilt wird. Es entsteht ein punktförmiger Belastungsdruck bei den Bandscheiben im Lendenwirbelbereich, was zu einer erhöhten Abnutzungsgefahr führt, auch der kleinen
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