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Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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Sie war von einer Art, die der Wächter im Krankenhaus in seinem Besitz vermutet hatte. Comyn dachte an ihn und welche Schadenfreude er wohl empfinden würde, wenn er wüßte, daß man damit auf ihn geschossen hatte. Er ließ sie zwischen nassen Papierhandtüchern im Mülleimer verschwinden. Dann durchsuchte er den Mann.
    Er trug nichts bei sich, keinen Ausweis, keinen Führerschein, nichts. Er war ein sehr vorsichtiger Mann.
    Comyn füllte die Hände mit kaltem Wasser und schüttete es ihm ins Gesicht, dann versetzte er ihm ein paar Ohrfeigen, bis die Lider sich endlich hoben. Die Augen waren schmal und blaß unter den buschigen roten Brauen. Sie blickten Comyn an.
    »Sie sind kein Privatdetektiv. Wer sind Sie? Raus mit der Sprache! Wer hat Sie angeheuert, mich kaltzumachen?«
    Erneut hob Comyn die Hand.
    »Na los!« sagte der Bursche höhnisch. »Versuch doch, ob du mich zum Reden bringst!«
    Comyn blickte ihn nachdenklich an. »Es reizt mich, aber ich fürchte, die Dame wird nicht die ganze Nacht warten. Und hier ist wohl auch nicht der richtige Ort für so was.« Er zeigte jetzt seine Zähne.
    »Wie auch immer. Ich möchte nicht in deiner Haut stecken, wenn du deinem Boß erklärst, warum du dir sein Geld nicht verdient hast.«
    »Kommt noch! Jetzt hab’ ich ja auch einen persönlichen Grund!«
    »Ah«, höhnte Comyn. »Hab’ ich das Bübchen verärgert, weil ich nicht brav stillgehalten habe. Wenn ich Zeit hab’, werd’ ich dich bedauern.« Er holte aus und die Faust schlug wie ein Hammer zu. Der Mann sackte an der Wand zusammen. Comyn schloß die Tür von außen, bezahlte seine Rechnung und verließ die Bar. Diesmal folgte ihm niemand.
    Er winkte einem Taxi und fuhr zum Raketenklub. Zweierlei ging ihm unterwegs durch den Kopf. Er fragte sich, ob Miß Sydna Cochrane diese originelle Weise gewählt hatte, ihrem Killer das Zeichen zu geben. Und ob ihre Beine hielten, was das, was der Bildschirm gezeigt hatte, versprach.
     

 
4.
     
    Neun hübsche kleine Welten drehten sich gemächlich um den sanft glühenden Ball ihrer Sonne. Lautlos rotierten sie an der Decke, aber selbst wenn sie geknarrt oder gesurrt hätten, wären sie bei dem Stimmengewirr im Raketenklub nicht zu hören gewesen.
    Und auch hier drehte sich alles um den einen Namen, wie anderswo auch. Immer wieder schlug er Comyn von den Männern und Frau an der auf Hochglanz polierten Bar entgegen, die statt Hocker echte Pilotensitze und statt einem Spiegel vorgetäuschte Raumschiffsbullaugen mit Sternen dahinter hatte, und auch von den vollbesetzten Tischen.
    Er dachte an einen schreienden Mann und fragte sich bitter: Macht dich das glücklich, Ballantyne? Du hast den großen Sprung geschafft und bist gestorben, aber all diese Menschen ehren dich als Helden. War es das wert?
    Der Kellner, der plötzlich vor ihm stand, fragte respektvoll: »Suchen Sie Miß Cochranes Tisch, Sir?«
    Aber er war gar kein Kellner, jedenfalls kein echter. Comyn wurde klar, daß nicht der Zufall ihn ihm in den Weg geschickt hatte.
    Müde sagte Comyn: »Wie Sie das erraten haben! Können Sie der Kronprinzessin etwas ausrichten, oder muß es über den Hauptmann der Wache gehen?«
    Der »Kellner« musterte ihn unauffällig. »Das kommt darauf an …«
    »Habe ich es mir doch gedacht! Na, Sie können Sie ja fragen, ob Sie immer noch an Gesellschaft interessiert ist, wenn sie auf Paul Rogers’ Wohl trinken will.«
    Der »Kellner« blickte ihn scharf an. »Heißen Sie …«
    »Comyn.«
    »Sie werden erwartet, Mr. Comyn.«
    Er drehte sich um und ging Comyn voraus zu dem großen Tisch, der nicht nur lagemäßig der beste war. Auf ihn war Comyn zugesteuert, als der Mann im Kellnerfrack ihn angehalten hatte. Miß Sydna Cochrane blickte ihnen entgegen.
    Der »Kellner« sprach zu ihr. Sie nickte, und er ging wieder auf seinen Posten. Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, was die sanfte Linie von Hals zum Busen betonte, und lächelte zu Comyn hoch. Seit sie auf dem Bildschirm zu sehen gewesen war, hatte sie noch ein paar Gläser Sekt getrunken, aber sie hielt sich nach wie vor recht gut.
    »Mhm!« Sie nickte. »Sie sehen tatsächlich so aus, als könnten Sie es schaffen. Würde es Sie befriedigen, wenn ich Ihnen verrate, daß Sie sie ganz schön in Atem halten?«
    »Wen?«
    »Die Cochranes. Alle, außer mir, natürlich. Bitte setzen Sie sich doch. Machen Sie es sich bequem.«
    Ein Stuhl, ein Glas, Sekt und ein echter Kellner waren plötzlich wie herbeigezaubert. Comyn setzte sich. Die

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