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Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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etwa ein Dutzend anderen am Tisch redeten alle durcheinander. Sie wollten wissen, wer Comyn war und worum es ging. Sydna ignorierte sie einfach. Der gertenschlanke junge Mann zu ihrer Linken betrachtete Comyn mißmutig. Auch auf ihn achtete sie nicht.
    »Habe ich doch gut gemacht, nicht wahr? Meine improvisierte Rede, meine ich.«
    »Sehr gut, Miß Cochrane. So gut, daß sie mich beinahe das Leben gekostet hätte.«
    »Wa-as?«
    »Fünf Minuten nachdem Sie Paul Rogers auf Ihre so ingeniöse Weise erwähnten, schoß jemand auf mich.«
    Sie hob die Brauen und ein Schatten, aus dem er nicht klug wurde, huschte über ihr Gesicht.
    »War das Ihre Idee?« fragte er weich.
    »Mein Teurer«, sagte sie, »man hielt mir ein Mikrophon unter die Nase und eine Kamera vors Gesicht, und ich erfüllte ihren Wunsch, ein paar Worte zu sagen. Sie müßten eigentlich wissen, daß selbst in unserer modernen Zeit nicht überall ferngesehen wird. Sie hätten irgendwo sein können, wo es gar keinen Bildschirm gibt.« Ihre gute Laune schwand. »Und außerdem, wenn Sie glauben …«
    »Hoppla!« sagte er und grinste. »Tut mir leid, ich nehme es zurück. Entschuldigen Sie. Darf ich jetzt das Glas heben?«
    Sie starrte ihn mit zusammengepreßten Lippen und zusammengezogenen Brauen an. Der Lärm am Tisch war nun ohrenbetäubend. Comyn lehnte sich zurück. Er drehte den Sektkelch in der Hand, ohne darauf zu achten, und blickte auf das weiße Kleid und was es verhüllte und nicht verhüllte. Sollte sie sich ruhig Zeit lassen, er hatte es nicht eilig, die ganze Nacht könnte er sie so anschauen.
    Der Ärger schwand aus ihren Augen, kleine Lichter blitzten in ihnen auf, als sie ihn schläfrig wie eine Katze betrachtete. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit Ihnen auskommen werde, aber ich bin gern bereit, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Würden Sie mich bitte begleiten?«
    Geschmeidig erhob sie sich. Auch Comyn stand auf. Mit ihren hochhackigen Schuhen war sie so groß wie er. »Ihr seid alle lieb und nett, aber ihr macht viel zuviel Krach. Auf Wiedersehen«, verabschiedete sie sich.
    Das gertenschlanke Bürschchen sprang auf. »Hör zu, Sydna«, sagte er verärgert. »Ich bin mit dir hierhergekommen und werde nicht zusehen …«
    »Johnny!«
    »Du kannst nicht einfach mit diesem – diesem Kerl mitten in der Nacht auf und davon gehen. Das ist …«
    »Johnny«, sagte sie sanft. »Du bist ein netter Junge, aber Comyn wird leicht mit dir fertig, und wenn du nicht aufhörst, dich in meine Angelegenheiten zu mischen, werde ich ihn bitten, daß er es dir zeigt.« Sie griff nach Comyns Arm, doch dann ließ sie ihn wieder los und ging trotz der hohen Absätze mit langen, arrogant wirkenden Schritten vor ihm her. Er folgte ihr schnell, denn das rote Gesicht Johnnys gefiel ihm nicht, und er wollte ihm nicht unbedingt beweisen, daß Sydna mit ihrer Einschätzung recht hatte.
    Ihr bis zur Taille entblößter Rücken war braun wie ein Kupferpfennig, und das krause helle Lockenhaar schwang rhythmisch dagegen. Comyn beobachtete das feine Muskelspiel unter der glatten Samthaut. Sie hätte das Bürschchen auch ohne Hilfe fertigmachen können, dachte er mit heimlicher Bewunderung.
    Er ließ sich neben ihr auf den weichen Polstern einer Limousine nieder, die fast gleichzeitig mit ihnen an der Tür ankam. Dann drehte er den Kopf ein wenig, um dem Mädchen ins Gesicht zu sehen.
    »Also«, brummte er. »Wie geht’s weiter?«
    Sie schlug die Beine übereinander, grub den Kopf in das weiche Rückenkissen und gähnte wie eine Katze. »Das weiß ich selbst noch nicht.«
    Der Chauffeur, der dergleichen offenbar gewohnt war, fuhr auf Gutdünken durch die Straßen. Sydna machte es sich in ihrer Ecke noch bequemer und beobachtete Comyn unter langen Wimpern hervor. Vorüberhuschende Lichter ließen das Weiß ihres Kleides aufblitzen und schmeichelten ihrem Haar, ihren Lippen und den feingeschwungenen Wangen.
    »Ich bin müde«, murmelte sie.
    »Zu müde, um mir zu sagen, was Sie von mir wollen?«
    »Reine Neugier. Wollte nur den Mann sehen, gegen den die Cochranes nicht ankamen.« Plötzlich lächelte sie fast boshaft. »Ich wollte den Mann sehen, der Willy die Suppe versalzen hat.«
    »Wer ist Willy?«
    »Der geliebte Gatte meiner kleinen Kusine. Stanley.« Sie beugte sich vor. »Mögen Sie Stanley?«
    »Ich kann nicht behaupten, daß ich mich vor Liebe nach ihm verzehre.«
    »Er ist ein Widerling«, sagte Sydna und kuschelte sich nachdenklich wieder in die

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