Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
Vom Netzwerk:
Rückenkissen. Nach einer Weile drückte sie auf die Sprechanlage. »Fahren Sie uns zum Raumhafen«, befahl sie dem Chauffeur.
    »Sehr wohl«, antwortete der Livrierte.
    »Uns?« fragte Comyn.
    »Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß wir vielleicht zum Mond fliegen würden?«
    »Nein. Auf die Idee kommen Sie wohl nicht, mich zu fragen, ob ich dort überhaupt hin will?«
    »Machen Sie mir doch nichts vor, Comyn. Würden Sie nicht alles geben, um in die Festung der Cochranes zu kommen?«
    Er lehnte sich näher zu ihr und legte die Hand auf den festen Muskelstrang, der ihren Hals mit der Schulter verband.
    »Ich mag es gar nicht, wenn andere so einfach über mich verfügen.«
    »Ich auch nicht.« Ihre Händen griffen nach seinem Kopf. Plötzlich bohrten die Nägel sich in die Haut hinter seinen Ohren und sie zog seinen Kopf herunter, dabei lachte sie.
    Nach einer Weile richtete er sich auf. »Sie springen nicht gerade sanft mit mir um.«
    »Da sind Sie nicht allein. Ich bin mit drei Brüdern aufgewachsen. Ich mußte mir Respekt verschaffen, sonst hätten sie sich nicht herabgelassen, mit einem Mädchen zu spielen.«
    Sie blickten einander im Halbdunkel an. Ärger und Erregung funkelte in beider Augen. Schließlich sagte Sydna fast heftig:
    »Sie werden mitkommen, weil es dort oben etwas gibt, das Sie bestimmt sehen wollen.«
    »Was?«
    Sie antwortete nicht. Mit einemmal fing sie zu zittern an und verkrampfte die Hände im Schoß.
    »Laden Sie mich zu einem Drink ein, Comyn.«
    »Haben Sie denn noch nicht genug?«
    »In ganz New York gibt es nicht genug.«
    »Was habt ihr Cochranes jetzt dort oben auf dem Mond?«
    »Fortschritt! Expansion! Ruhm! Die Sterne!« Immer noch zitternd fing sie leise zu fluchen an. »Warum mußte Ballantyne bloß diesen verdammten Flug machen, Comyn? Genügten neun Welten denn nicht, um Unheil anzurichten? Wir sind ganz schön in Schwierigkeiten da oben, Comyn. Deshalb habe ich mich zur Erde geflüchtet.«
    Sie hob die breiten gebräunten Schultern und ließ sie wieder fallen. »Ich bin eine Cochrane und stecke mit drin.« Sie hielt inne, schaute Comyn an. »Sie ebenfalls – ich meine, Sie stecken ebenfalls mit drin. Wollen Sie sich lieber draußen erschießen lassen, oder mit drin sein?«
    »Erschießen lassen?«
    »Ich kann für nichts garantieren.«
    »Hm.«
    »Laufen Sie ruhig weg, wenn Sie das für besser halten, Comyn.« Sie zitterte nicht mehr. Er fragte sich, ob nicht vielleicht nur der Sekt daran schuld gewesen war. Dafür schien der Schlaf sie jetzt zu überwältigen – oder sie täuschte es auch nur vor, um weiteren unwillkommenen Fragen zu entgehen. »Ich bin müde. Tun Sie was Sie wollen, es ist mir egal.«
    Und schon war sie eingeschlafen, oder tat zumindest so, mit dem Kopf an seiner Schulter und seinem Arm um sie. Sie war kein Leichtgewicht, aber eine Last wie sie ließ er sich gern gefallen. Er dachte darüber nach, ob das hier eine Falle war, und wenn, was man mit ihm vorhatte. Oder vielleicht war Miß Sydna Cochrane nur ein bißchen verrückt? Man hielt alle Cochranes für mehr oder weniger verrückt, jedenfalls seit der alte Jonas sich diesen lächerlichen Palast auf dem Mond gebaut hatte, zu dem er jetzt mit sollte.
    Der Wagen war erst auf dem Weg zum Raumhafen. Er konnte immer noch aussteigen, aber wenn, dann mußte er es schnell tun.
    Nein, ich kann nicht mehr aussteigen, dachte er.
    Er hatte nur eine Chance, etwas über Paul Rogers zu erfahren: indem er die Cochranes durch Bluff dazu brachte, ihm zu verraten, was sie wußten. Die Frage war nur, ob sie sich bluffen ließen. Er hatte auch nur eine Chance, festeren Boden unter die Füße zu bekommen – durch die gleiche Methode. Eine bessere Gelegenheit dazu als jetzt würde sich ihm ganz sicher nicht mehr bieten.
    Ein ausgekochtes Lamm, das mit listigen Reden ein ganzes Löwenrudel um sein sicheres Fressen bringen möchte, sagte Comyn sich grimmig. Na wenn schon, zumindest habe ich nette Begleitung.
    Er lehnte sich zurück und machte es Miß Cochrane ein wenig bequemer. Zweierlei hätte er ganz gern gewußt: Wer den Killer mit den schlechten Zähnen bezahlt hatte, und ob die Karte im Ärmel, mit der er die Cochranes bluffen wollte, sich nicht vielleicht als Fahrkarte in die Hölle erweisen mochte.
     
    Niemand hielt sie am Raumhafen auf. Niemand hinderte Comyn daran, die spiegelnde Cochrane-Jacht mit Sydna zu betreten. Als sie gestartet war, ließ das Mädchen ihn kurz allein, um sich umzukleiden, und er starrte mit

Weitere Kostenlose Bücher