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Der gruene Heinrich [Erste Fassung]

Der gruene Heinrich [Erste Fassung]

Titel: Der gruene Heinrich [Erste Fassung] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Keller
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was das da drüben für welche sind!«
    Er flog in die andere Krone und sah sich unter eine Schar siebzehn-bis achtzehnjähriger Jüngferchen versetzt, welche, die Locken schüttelnd, mutwillig und doch zartverschämt um ihn tanzten, ihn dabei mit offenen Rehaugen ansahen und sangen »Wir sind diejenigen heiratsfähigen Frauenzimmer, welche noch mit der Puppe spielten, als du verreiset bist!
    Kennst du uns noch?«
    »Alle Himmel!« rief Heinrich, »wie die Zeit vergeht! Wer hätte das gedacht? Eure Gesichtchen sind aber lieblichere Zeitsonnenuhren als die da drüben! Welche Zeit ist es, du kleine Schlanke?«
    »Es ist Heiratenszeit«, lachte hold die Angeredete, und Heinrich rief hocherfreut und lachend, indem er ihr das zarte Kinn streichelte »Warte du einen Augenblick, ich will nur erst meine Mutter aufsuchen und mit ihr Absprache nehmen!«
    Er flog eilig vom Turm hernieder, und die bergige Stadt hinanreitend, suchte er endlich die Straße und das Haus seiner Mutter auf. Das schwere Pferd konnte aber nur mühsam vorwärts, und es dünkte Heinrich eine qualvolle Ewigkeit, bis er endlich vor dem ersehnten Hause anlangte. Da fiel das Tier vor der Haustür zusammen und verwandelte sich zum Teil wieder in das Gold, aus welchem es entstanden, zum Teil in die schönsten und reichsten Effekten und Merkwürdigkeiten aller Art, wie man sie nur von einer bedeutsamen und glücklichen Reise zurückbringen kann; Heinrich aber stand verlegen bei dem aufgetürmten Haufen von Kostbarkeiten, der sich ganz offen ohne alle tragbare Hülle auf der Straße ausbreitete, und vergeblich suchte er den Drücker der verschlossenen Haustür oder den Glockenzug. Ungeduldig und ratlos, indem er ängstlich seine Reichtümer hütete, sah er an das Haus hinauf und bemerkte erst jetzt, wie seltsam es aussah. Es war gleich einem alten edlen und fachreichen Schrankwerke ganz von dunklem Nußbaumholz gebaut mit unzähligen Gesimsen, Balkonen und Galerien, alles auf das feinste gearbeitet und spiegelhell poliert. Auf den Gesimsen und Galerien standen altertümliche silberne Trinkbecher von jeder Gestalt, kostbare Porzellangefäße und kleine feine Marmorbilder aufgereiht. Große Fensterscheiben von klarem Kristallglas, denen aber das dunkle Innere des Hauses einen dunklen geheimnisvollen Glanz gab, funkelten hinter den Galerien, oder herrlich gemaserte Holztüren, welche ins Innere führten und mit reichgeformten blanken Stahlschlüsseln versehen waren, boten dem Lichte ihre glänzende Fläche dar; denn der Himmel wölbte sich jetzt ganz dunkelblau über dem Hause, und eine merkwürdige halbnächtliche Sonne spiegelte sich in der dunklen Pracht des Nußbaumholzes, im Silber der Gefäße und in den Fensterscheiben. Alles dies sah aus wie das nach außen gekehrte Inwendige eines altbestandenen reichen Hauses und hatte doch ein sehr festes und bauliches Ansehen. Jetzt ent deckte Heinrich, daß außen schön geschnitzte Treppen zu den Galerien hinaufführten, und bestieg dieselben, Einlaß suchend.
    Wenn er aber eine der Türen öffnete, so sah er nichts als ein Gelaß vor sich, welches mit Vorräten der verschiedensten Art angefüllt war. Hier tat sich eine reiche Bücherei auf, deren dunkle Lederbände von Gold glänzten, dort war Gerät und Geschirr aller Art übereinandergeschichtet, was man nur wünschen mochte zur Annehmlichkeit des Lebens, dort wieder türmte sich ein Schneegebirge feiner Leinwand empor, oder ein duftender Schrank tat sich auf mit hundert köstlichen Kästchen voll Spezereien und Gewürze. Er machte eine Tür nach der anderen wieder zu, wohl zufrieden mit dem Gesehenen und nur ängstlich, das er die Mutter nirgend fand, um sich in dem trefflichen Heimwesen so gleich einrichten zu können. Suchend drückte er sich an eines der prächtigen Fenster und hielt die Hand an die Schläfe, um die Blendung des dunklen Kristalles zu vermeiden; da sah er, anstatt in ein Gemach hinein, in einen herrlichen Garten hinaus, der im Sonnenlichte lag, und dort glaubte er zu sehen, wie seine Mutter im Glanze der Jugend und Schönheit, angetan mit sei denen Gewändern, durch die Blumenbeete wandelte. Er wollte ihr eben sehnlich zurufen, als er unten auf der Gasse ein häßliches Zanken vernahm.
    Erschreckt sah er sich um und sprang im Nu hinunter; denn unten stand der vom Turme gestürzte junge Mensch aus der Jugendzeit, jener feindliche Meierlein, und störte mit einem Stecken Heinrichs schöne Effekten auseinander. Wie dieser aber unten war, gerieten

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