Der gruene Stein
Haaren.
Donax weiß offenbar bereits alles über Makris Probleme. »Einer meiner Unterführer schickt einen seiner Söhne auf die Hochschule, damit der dort seinen Abschluss macht und dann auf die Universität gehen kann. Hältst du das für eine gute Idee?«
Ich zucke mit den Schultern. »Vielleicht. Auf jeden Fall besser als das Leben als Verbrecher.«
»Das kommt auf das Verbrechen an. Und nimm mal an, dass der Junge auf die Universität geht und einen Posten im Palast bekommt oder im Justizdomizil und dann Bestechungsgelder von Senatoren annehmen muss. Ist das etwa nicht verbrecherisch?«
»Vielleicht bringt er es ja bis zum Professor. Ich glaube, dass dieser Berufsstand noch recht wenig in Korruptionen verstrickt ist.«
»In Turai ist keiner frei von Korruption. Aber du hast vielleicht trotzdem Recht. Bildung ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Ich habe meine Laufbahn mit sechs angefangen. Ich habe als Botenjunge für einen Buchmacher gearbeitet. Für die Schule blieb da nur wenig Zeit. Aber wenn mein Unterführer seinen Sohn auf die Hochschule schicken will, werde ich ihm keine Steine in den Weg legen.«
Er hält inne, weil ihn der heftiger werdende Streit unten auf der Straße irritiert.
»Und eben dieser Junge erwähnte, dass er nicht glaubt, dass dieses Orgk-Mädchen das Geld genommen hat.«
»Das hat sie auch nicht.«
»Es dürfte dir schwer fallen, das zu beweisen, Detektiv. In der Schule ist Professor Toarius die einzige Autorität. Der Konsul hat ihn zum Dekan ernannt, um den schwer schuftenden Bürgern von ZwölfSeen eine Gunst zu erweisen. Ich bezweifle, dass er dich besonders ernst nehmen wird.«
»Vielleicht doch.«
»Soll ich meinen Einfluss geltend machen? Der alte Toarius wird sich schnell beruhigen, wenn er feststellen muss, dass seine Leute nicht mehr so eifrig weiterarbeiten. Oder vielleicht gar nicht zur Arbeit kommen, weil sie eine geheimnisvolle Warnung erhalten haben.«
Die Bruderschaft könnte die Innungshochschule ganz sicher lahm legen, wenn sie das wollte. Kein Portier oder Lieferant würde gegen ausdrückliche Instruktion seiner Zunft zur Arbeit gehen, und die Bruderschaft besitzt einen sehr großen Einfluss innerhalb der Zünfte.
»Warum willst du mir überhaupt helfen?«
Donax zuckt mit den Schultern. »Wie gesagt, ich hätte nichts dagegen, dir einen Gefallen zu tun, Detektiv. Vorausgesetzt, du erzählst mir etwas über das Schmuckstück. Für wen versuchst du es zurückzuholen?«
»Das dürfte dich nichts angehen.«
»Das höre ich gar nicht gern«, kontert Donax. »Alles in ZwölfSeen geht mich etwas an.«
»Aber nichts von dem, was ich tue, Donax. Du hast vielleicht alle Zünfte in unserem Viertel in der Tasche, aber mich kannst du nicht erschrecken. Warum gehst du nicht einfach deiner Wege?«
»Ich würde sagen, dass es sich um ein sehr wertvolles Schmuckstück handeln muss, wenn Lisutaris dich beauftragt hat, es ihr wiederzubeschaffen. Vermutlich sogar eines mit Zauberkraft.«
Er weiß von Lisutaris? Ich bemühe mich, mir meine Überraschung nicht allzu deutlich anmerken zu lassen.
»Ich habe die Nachricht auf deinem Schreibtisch gelesen, Detektiv«, erklärt Donax.
Ich werfe einen verblüfften Blick auf meinen Schreibtisch. Dort liegt ganz offen Lisutaris’ Nachricht an mich herum. Und jetzt hat Donax sie gelesen. Ich kann einfach nicht fassen, dass ich so sorglos gewesen bin.
Er steht auf. »Weißt du, irgendwie tut mir das Orgk-Mädchen Leid. Sie schuftet hier Tag und Nacht, um ihre Kurse bezahlen zu können. Und das, obwohl sie so verdammt gut mit dem Schwert umgehen kann. Sie sollte für mich arbeiten. Lass mich wissen, wenn du Hilfe bei der Hochschule brauchst. Das geht sicherlich schneller und einfacher, als wenn du deine Macht als Tribun einsetzt. Das wird dich bald in die Bredouille bringen.«
Donax verschwindet, und ich starre auf die Nachricht auf meinem Schreibtisch. Thraxas, die unbestrittene Nummer eins, wenn es um Ermittlungen geht, wie ich gern sage. Aber nicht so gut, wenn er seine Angelegenheiten privat halten will. Ich fluche. Jetzt weiß die Bruderschaft, dass ich eine wichtige Sache für Lisutaris, Herrin des Himmels, suche, die Oberhexenmeisterin der Zauberergilde. Und keiner weiß, was sich daraus alles entwickeln kann.
Makri stürmt in mein Zimmer. Wie immer ohne anzuklopfen. Sie will wissen, wie die Ermittlungen im Fall Lisutaris stehen. Ich habe ihr schon gestern die meisten Einzelheiten geschildert. Es hat mich ein
Weitere Kostenlose Bücher