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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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spitz halten wie ein Elfenohr, aber er ist auch nicht so dumm wie ein Orgk. Falls er hier ist, um nach Informationen zu suchen, wird er von mir keine bekommen. Wir durchqueren den Raum und beäugen uns misstrauisch. Wir achten weder auf die Huren, die zwischen den Tischen herumlaufen, noch auf die Barbaren, die mittlerweile mit Messern auf ein Ziel an der Wand werfen. Die Treppe ist dunkel und eng, und eine flackernde Fackel spendet nur ungenügend Licht. Wir sind fast oben, als eine Tür aufgeht und eine Frau heraustritt. Sie trägt das Gewand einer ganz gewöhnlichen Marktfrau und wirkt hier ein wenig fehl am Platze. Ihre Miene ist merkwürdig verzerrt, aber als sie Demanius erkennt, spricht sie.
    »Das Medaillon«, sagt sie.
    Vielleicht bin ich doch endlich auf eine Spur gestoßen. Sie macht den Mund erneut auf. Doch dann fällt sie einfach tot um. Das ist nicht wirklich ein Fortschritt.
    Demanius stürmt die letzten Stufen hinauf, ich folge ihm. Er bückt sich, um den Leichnam zu untersuchen. Die Frau hat eine klaffende Wunde im Rücken, aus der immer noch Blut fließt. Demanius zieht sein Schwert und stürmt in das Zimmer, aus dem die Frau gekommen ist. Drinnen finden wir einen Mann. Er sitzt auf einem Stuhl und starrt ins Leere.
    Demanius bellt eine Frage heraus. Ich hebe meine Hand.
    »Er versucht zu sprechen.«
    Der Mann redet langsam, und seine Stimme scheint von weit her zu kommen.
    »Ich bin der König von Turai«, sagt er. Dann sinkt er vornüber. Das ist ein sehr merkwürdiger Satz. Wer auch immer er sein mag, der König ist er jedenfalls nicht. Ich taste nach seinem Puls am Hals. Er hat keinen mehr. Kein Wunder. Er ist mausetot. Aber sein Körper weist keinerlei Verletzungen auf. Er sieht eigentlich vollkommen gesund aus. Trotzdem ist er tot.
    Allmählich hängen mir die Wiederholungen dieser Szenen zum Hals heraus. Noch mehr Tote und immer noch kein Medaillon. Da Demanius leichter ist als ich, kann er sich rasch aus dem Fenster schwingen und auf die Gasse hinter der Kaschemme hinunterspringen. Ich verzichte darauf, ihm zu folgen. Wer auch immer für diesen jüngsten Wahnsinn verantwortlich ist, dürfte schon längst über alle Berge sein. Außerdem will ich bei meinem Gewicht diesen Sprung lieber nicht riskieren. Schließlich will ich mir nicht ausgerechnet in dieser Gegend den Knöchel brechen.
    Ich starre auf die Leiche, die auf dem Stuhl hockt, und versuche, die Todesursache herauszubekommen. Ich glaube nicht, dass der Mann eines natürlichen Todes gestorben ist. Aber nach Gift sieht es auch nicht aus. Riecht es hier vielleicht nach Zauberei? Ich sehe mich um und versuche, irgendwelche Rückstände davon aufzuspüren. Dank meiner magischen Grundausbildung kann ich normalerweise wahrnehmen, ob an einem Ort vor kurzem Magie angewendet wurde. Aber diesmal bin ich mir nicht sicher. Wenn, dann ist es nur eine sehr schwache Spur.
    Draußen drängen sich ein paar Neugierige und betrachten die tote Frau, deren Blut immer noch auf die Bodendielen sickert. Sie wirken allerdings nicht sonderlich interessiert, und niemand protestiert, als ich rasch die Taschen ihrer Marktschürze durchsuche. Ich finde zwar nichts, bemerke aber die Tätowierung auf ihrem Arm. Zwei verschränkte Hände. Das Zeichen des Freundeskreises. Der Freundeskreis ist eine Verbrecherbande, die im Norden der Stadt operiert. Sie sind erbitterte Rivalen der Bruderschaft. Letztes Jahr tobte ein mörderischer Territorialkrieg, und die Fehde glimmt immer noch. Wer auch immer diese Frau ist, sie ist wohl kaum die Marketenderin, die sie zu sein vorgibt. Vielmehr vorgab.
    Anscheinend hat doch jemand den Wirt verständigt. Er keucht mit zwei seiner Handlanger die Treppe hoch und beschwert sich dabei lautstark über die Unannehmlichkeiten, die es ihm bereitet, ständig irgendwelche Leichen entsorgen zu müssen.
    »Ihr könntet eine Kaschemme in einem besseren Viertel eröffnen«, schlage ich ihm vor. »Aber wahrscheinlich vermisst Ihr dann die Aufregung. Wisst Ihr, wer diese Frau ist?«
    »Hab sie noch nie zuvor gesehen. Wer seid Ihr?«
    »Thraxas. Detektiv.«
    Der Wirt spuckt auf den Boden. »Das halte ich von Detektiven«, sagt er verächtlich.
    Die Handlanger freuen sich schon darauf, mich hinauswerfen zu können. Ich bringe sie um das Vergnügen und gehe freiwillig. Es ergibt nicht viel Sinn, zu bleiben. Hier wird mir niemand Antworten auf meine Fragen geben. Und ich bin nicht einmal sicher, dass ich überhaupt sinnvolle Fragen aufwerfen könnte.

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