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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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über ihren Verweis gewesen wären. Genauso wenig wie die Studenten. Sie sind alle derselben Meinung wie Professor Toarius. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Makris Orgk-Blut durchschlagen und sie mit dem Stehlen anfangen musste.
    Normalerweise würde ich ihnen zustimmen. Orgks sind Diebe, Betrüger und Lügner. Man kann einem Orgk keine Sekunde lang trauen. Selbst ein Tröpfchen Orgk-Blut macht aus jeder Person schon ein vollkommen unzuverlässiges Subjekt. Das weiß jeder. Wenigstens in Turai. Bedauerlicherweise weiß ich aber auch, dass Makri das Geld nicht gestohlen hat. Was heißt, dass ich herausfinden muss, wer es war. Das bedeutet eine Menge Aufwand für kärgliche fünf Gurans und einen Haufen Arbeit für mich, für die ich nicht bezahlt werde. Ich schüttele den Kopf. Normalerweise halte ich mich strikt an die eiserne Regel, dass ich nicht unentgeltlich arbeite. Das ruft nur einen falschen Eindruck hervor.
    Und was Lisutaris’ Juwel angeht, kann ich nur sagen, dass dieser Fall von Anfang an schief gelaufen ist. Wenn das Medaillon tatsächlich die letzte verlässliche Warnung für Turai gegen eine drohende Orgk-Invasion ist, wird es vielleicht Zeit, ernsthaft in Erwägung zu ziehen, die Stadt zu verlassen. Ganz gleich, was Lisutaris glaubt: Anscheinend wusste jemand sehr genau über dieses Medaillon Bescheid, und zwar vermutlich schon, bevor es gestohlen wurde. Man bringt nicht wegen eines Stücks Talmi einen Haufen Leute um oder brennt eine Kaschemme nieder.
    In der Mitte des alten Springbrunnens steht eine kleine Statue von Sankt Quaxinius, wie er zu den Walen spricht. Das Bildnis stellt eine der vielen Großtaten unseres Stadtpatrons dar. Die Legende will wissen, dass die Wale nicht nur voller Tran stecken, sondern auch voller religiösem Wissen sind. Vielleicht wird das dadurch verdeutlicht, dass das Wasser aus dem Mund eines Wals sprudelt. Ich schiebe ein paar Kinder zur Seite und trinke einen Schluck. Dann beäuge ich Sankt Quaxinius.
    »Wie sieht es aus? Willst du mir nicht helfen, aus dem ganzen Schlamassel schlau zu werden?« Der Heilige antwortet nicht. Soweit ich weiß, ist mir Sankt Quaxinius noch nie zu Hilfe gekommen. Da ich aber ein Mann bin, der die Aufrufe zum Gebet häufig versäumt, obwohl das regelmäßige Aufsagen der heiligen Verse in Turai sogar gesetzlich vorgeschrieben ist, habe ich wohl keinen stichhaltigen Grund, mich zu beschweren.
    In der Rächenden Axt knurre ich Tanrose wegen dieses unwürdigen Ausbruchs von Wettfieber an, und das auch noch in einer Angelegenheit, die sich für profane Wetten keineswegs eignet, nämlich bei Thraxasbezogenen Todesfällen. Ich erwarte mitfühlendes Verständnis von der Köchin. Bedauerlicherweise hat Tanrose aber schlechte Laune und wischt meine Beschwerden einfach zur Seite. Es kommt nur sehr selten vor, dass Tanrose schlechte Laune hat. Offensichtlich hat sie sich mit Ghurd wegen der Bezahlung für Lebensmittel gestritten. Ghurd steht stocksteif am anderen Ende des Tresens und schaut in die entgegengesetzte Richtung. Aber als ich mich mit einem Bier und einem Teller Eintopf in eine Ecke des Schankraums zurückziehe, verlässt er seinen Schmollwinkel und leistet mir Gesellschaft. Er ist auch nicht gerade frohgemut.
    »Du solltest niemals einer Köchin vorwerfen, zu viel für Eier und Mehl bezahlt zu haben«, rate ich ihm. »Das zieht nur Scherereien nach sich. Sie glaubt dann, dass du ihre Kochkünste nicht zu schätzen weißt.«
    »Es war ein Streit wegen nichts«, protestiert Ghurd. »Tanrose hat mich einfach ohne jeden Grund angeschrien. Es muss an der Hitze liegen.«
    Es herrscht einen Moment verlegenes Schweigen zwischen uns. Wir wissen beide, dass der übliche Grund für die seltenen Reibereien zwischen den beiden Ghurds Unfähigkeit ist, seine Gefühle auszudrücken. Mit dem Schwert oder der Axt kann er sehr geschickt umgehen. Es gibt kaum einen Besseren. Aber wenn es darum geht, der Köchin zu gestehen, dass er verrückt nach ihr ist, dann hat er einen Knoten in der Zunge.
    »Du wirst es ihr irgendwann irgendwie sagen müssen.« Mir ist unwohl, wie immer, wenn das Gespräch auf solche Themen kommt. »Es ist nicht gut, den ganzen Tag nur liebeskrank herumzujammern wie eine niojanische Hure und sich dann über ihre Haushaltung zu beschweren, weil dir nichts Besseres einfällt.«
    Ghurd schüttelt den Kopf. Wegen der unerträglichen Hitze trägt er sein graues Haar offen. Es fällt ihm bis auf die Schultern.
    »Das ist nicht so

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