Der gruene Stein
kannst.«
»Aha!«, schreit Makri. »Deshalb benimmst du dich wie ein Troll mit Zahnweh! Du bist eifersüchtig, weil du nicht auf den Ball gehen kannst.«
»Ich bin nicht eifersüchtig.«
»Genau wie die Elfenprinzessin in der Geschichte«, meint Makri.
»Welche Geschichte?«
»Die Geschichte von der Elfenprinzessin, die nicht auf den Ball gehen durfte.«
»So eine Geschichte gibt es nicht.«
»Natürlich gibt es sie. Ich habe sie letztes Jahr übersetzt.«
Ich schaue Makri verächtlich an. »Faszinierend, Makri. Es stimmt mich sehr glücklich zu erfahren, dass du sicher in einem Klassenzimmer hockst und Elfenmärchen übersetzt, während ich draußen auf den Straßen Verbrecher jage.«
Makri holt ihr Schwert hinter dem Tresen hervor. »Ich gehe jetzt los und lege Professor Toarius um«, knurrt sie.
Ich beeile mich, ihr den Weg zu versperren. »Also gut, ich mache mich auf und ermittle in der Hochschule.«
Ich lasse mir von Tanrose einen Beutel mit Essen geben und verzehre es unterwegs. Wahrscheinlich hat Makri Recht. Ich sollte mehr auf ihr Problem achten. Nur ist Lisutaris’ Fall bei all den Leichen, über die ich stolpere, einfach nicht so leicht zu ignorieren. Bis mich die Zauberin aber auf eine neue Fährte setzt, habe ich etwas Zeit, um wegen des Diebstahls zu ermitteln. Mir widerstrebt nur die ganze Arbeit, die ich mir wegen fünf Gurans mache.
Ich muss noch einigen Studenten einen Besuch abstatten. Alles Leute, die am fraglichen Tag in der Nähe des Tatorts gewesen sind. Ich fange an, sie abzuhaken. Es kostet mich viel Lauferei und viel Klinkenputzen von Türen, an denen mich niemand gern willkommen heißt. Ich arbeite mich nach Norden durch die Stadt, und je eleganter die Häuser werden, desto knapper werden die Antworten. Einige Familien weigern sich schlichtweg, mich überhaupt hineinzulassen, und geben erst nach, als ich ihnen einen Gerichtsbeschluss aus dem Tribunatsbüro androhe. Es gibt zwar eigentlich kein Tribunatsbüro, aber das wissen sie nicht.
»Als ich hörte, dass der Vizekonsul den Posten des Tribunen wieder besetzt hat, war mir nicht klar, dass dies zur Belästigung von ehrlichen Leuten führen würde, die ihrer Arbeit nachgehen«, sagt ein ärgerlicher Glasermeister. Er regt sich auf, weil ich das familiäre Abendmahl unterbreche, um ihrem Sohn ein paar Fragen zu stellen.
»Ich habe nur wenige Fragen, dann bin ich wieder weg.«
Es ist das achte Haus, das ich aufsuche, bis jetzt ohne greifbares Ergebnis. Für Studenten, die angeblich lernen, scheinen die jungen Männer an der Innungshochschule aber bemerkenswert unaufmerksam zu sein. Allerdings kann ich das verstehen. Ich habe fast ein Jahr als Zauberlehrling studiert, und am Ende habe ich mich nur noch an den Weg zur nächsten Taverne erinnert.
Ich werde in einen eleganten Salon geführt, der sehr aufwendig möbliert ist. Das lässt mich vermuten, dass Glaser vielleicht doch kein so schlechter Beruf sein kann. Ich muss lange warten, und niemand bietet mir etwas zu trinken an.
So behandelt man keinen Gast. Selbst der Konsul würde mir ein Glas Wein anbieten, und der freut sich nie, wenn er mich sieht. Endlich taucht der Sohn des Glasers auf. Er heißt Ossinax, zählt etwa neunzehn Lenze und hat sein langes Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, wie die meisten Söhne der Unterschicht dieser Stadt. Mein eigenes Haar ist niemals geschnitten worden und hängt seit meiner Jugend in einem Zopf auf dem Rücken. Allerdings fallen mir in letzter Zeit immer mehr graue Strähnen auf.
»Ich bin froh, dass Ihr gekommen seid.« Seine Eröffnung überrascht mich.
»Tatsächlich?«
Er senkt ängstlich die Stimme, als fürchte er, dass sein Vater vor der Tür lauschen könnte. »Ich glaube wirklich nicht, dass Makri das Geld gestohlen hat.«
»Und warum nicht?«
»Weil ich sie einmal gebeten habe, für mich einen Viertelguran aufzubewahren. Sie hat ihn mir sofort zurückgegeben, als ich danach gefragt habe.«
»Warum war es denn überhaupt nötig, dass sie Euren Viertelguran aufbewahrte?«
»Das war nicht nötig. Dabei ging es um eine Wette mit einigen anderen Studenten. Wir wollten wissen, wie lange sie ihn behalten würde, ohne ihn zu stehlen. Aber dann hat sie ihn überhaupt nicht gestohlen. Wir waren alle sehr überrascht.«
»Verstehe.«
»Ich mag sie«, gesteht mir Ossinax. Er scheint ein bisschen niedergeschlagen. »Aber sie hat mich verprügelt, als sie von der Wette erfahren hat. Das habe ich jedoch nie jemandem
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