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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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erzählt. Ich wollte sie nicht in Schwierigkeiten bringen.«
    Aus Ossinax’ Tonfall schließe ich, dass er vielleicht mehr als nur freundschaftliche Gefühle für Makri hegt. Das wäre auch nicht weiter verwunderlich. In einer Stadt, in der sich die Frauen beinah immer vollkommen verhüllen, scheint Makri nie genug anzuhaben. Sie ist mehr als einmal deswegen aus der Hochschule nach Hause geschickt worden.
    »Wer könnte das Geld denn noch genommen haben?«
    »Das weiß ich nicht. Da liefen viele Leute herum.«
    Doch jeder, an den er sich erinnert, steht auf meiner Liste, und ich habe sie alle überprüft.
    »Seid Ihr sicher, dass kein anderer Student da war?«
    »Ich kann mich jedenfalls an keinen erinnern.«
    »Und auch an keine Angestellten?«
    »Warum sollte ein Angestellter fünf Gurans stehlen?«
    »Man weiß nie, wer vielleicht dringend Geld brauchte.«
    Ossinax hat jedoch seines Wissens nach keine Angestellten der Hochschule auch nur in der Nähe des fraglichen Raums gesehen.
    »Professor Toarius war kurz vorher dort, aber er läuft oft in dem Gebäude herum.«
    »Wie viel früher?«
    »Etwa eine Stunde früher. Das war noch vor meinem Philosophiekurs. Er ist zusammen mit Barius über den Flur gegangen.«
    »Barius?«
    »Das ist Professor Toarius’ Sohn.«
    »Was wollte der denn da?«
    »Das weiß ich nicht. Er studiert an der Kaiserlichen Universität. Ich habe ihn zuvor nur einmal gesehen, als er seinen Vater besucht hat. Aber ich bin sicher, dass er es war.«
    Niemand hat bisher den Sohn des Professors erwähnt. Das ist wahrscheinlich nicht weiter verdächtig. Immerhin war das mehr als eine Stunde vor dem Diebstahl. Trotzdem macht es mich neugierig. Der Professor hat mir nicht gesagt, dass sein Sohn ihn an diesem Tag besucht hat. Andererseits hat Professor Toarius überhaupt nicht viel gesagt, bevor er wütend aus dem Zimmer stürmte. Ich frage Ossinax, ob er mir mehr über Barius erzählen kann, aber das kann er nicht. Es überrascht ihn, dass mich das überhaupt interessiert.
    »Die Familie ist sehr reich. Barius hat es nicht nötig, fünf Gurans zu stehlen.«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Ich hinterlasse ihm meine Adresse und bitte ihn, sich bei mir zu melden, wenn ihm etwas einfällt, was mich möglicherweise interessieren könnte.
    »Ihr wohnt in der Rächenden Axt? Ist das da, wo Makri arbeitet?«
    »Ja.«
    »Ist das ein gefährlicher Ort?«
    »Jeder Platz, an dem Makri arbeitet, ist potenziell gefährlich.«
    »Hat sie wirklich einen Orgk-Lord und seine ganze Familie niedergemetzelt, bevor sie aus den Gladiatorgruben geflohen ist?«
    »Das hat sie.«
    »Und hat sie auch einen Drachen in der Arena besiegt?«
    Offensichtlich hielt Makri es nicht für unter ihrer Würde, ein wenig an der Hochschule anzugeben.
    »Das hat sie wirklich getan«, erwidere ich. »Und sie hat mir auch geholfen, einen anderen, viel größeren zu besiegen«, füge ich hinzu. Ich möchte nicht, dass der junge Ossinax den Eindruck bekommt, dass nur Makri in der Lage wäre, Heldentaten im Kampf zu vollbringen. Wir haben zwar den Drachen nicht getötet, aber immerhin die Orgk-Krieger besiegt, die ihn begleiteten. Makri hatte den entscheidenden Anteil an dem Sieg, als sie sich durch die Reihen der Orgks gemäht und ihren Anführer getötet hat.
    Ich lasse einen nachdenklichen Ossinax zurück. Ein Diener führt mich unter den wachsamen Blicken seines Vaters hinaus. Draußen höre ich das Geräusch von Hämmern aus der Werkstatt hinter dem Haus. Ich blicke an der Fassade hoch.
    »Hübsche Fenster. Habt Ihr die alle selbst gemacht?« Der Glaser schließt nachdrücklich die Tür. Es ist heiß wie in der orgkischen Hölle. Ich trinke einen Schluck Wasser aus einem Brunnen und sehe mich nach einem Wassermelonenstand um. Irgendwie verspüre ich den Drang, Barius, dem Sohn von Professor Toarius, einen Besuch abzustatten. Nachdem ich zwei große Wassermelonen gegessen habe, verspüre ich diesen Drang immer noch. Also winke ich einem Landauer und lasse mich nach Thamlin kutschieren.

10. KAPITEL
    Es ist überraschend schwierig, Barius aufzutreiben. Er ist nicht an der Kaiserlichen Universität, und seit einigen Tagen hat ihn auch niemand dort gesehen. Ich trotte voller Unbehagen durch die hohen Marmorsäle, befrage Studenten und Angestellte, aber die Freunde des jungen Mannes haben ihn nicht gesehen, und die Professoren und Tutoren sind nicht allzu scharf darauf, einem Außenseiter Informationen zu geben, Tribun oder nicht. Als mir

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