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Der grüne Strahl

Der grüne Strahl

Titel: Der grüne Strahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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peinigendsten Aufregung hasteten Miß Campbell’s Blicke auf diesem Boote in höchster Seenoth, das sie zuerst auf dem Wasser des Strudels entdeckt, und auf welches, Dank ihrer inständigen Bitte, der »Glengarry« jetzt zuhielt.
    Inzwischen gestaltete sich die Situation immer kritischer. Man konnte fürchten, daß der Dampfer nicht rechtzeitig sein Ziel erreichte. Er bewegte sich jetzt nur mit verminderter Geschwindigkeit, um jedenfalls einer ernstlicheren Beschädigung zu entgehen, und dennoch drohten die ihn von vorn packenden Wogen schon die Lichtöffnung des Maschinen-und Heizraumes zu überschäumen, wobei das Wasser unabwendbar die Kesselfeuer löschen mußte, eine Möglichkeit, welche inmitten dieser entsetzlichen Strömung hätte von den gefährlichsten Folgen sein müssen.
    Auf die Eisenstangen am Rande der Commandobrücke gestützt, achtete der Capitän darauf, in dem Canale nicht außer Cours zu kommen, und manövrirte mit Geschick, um das Schiff sich nicht in der Breite gegen die Strömung legen zu lassen.
    Der Schaluppe gelang es übrigens nicht, sich selbst aus dem Strudel ganz zu befreien. Zeitweilig verschwand sie vollkommen hinter einem riesenhaften Wogenschwalle; zeitweilig wieder schoß sie, von der concentrischen Strömung des Strudels erfaßt, dessen Schnelligkeit sich in gleichmäßigem Verhältnisse mit dem zunehmenden Umfange vergrößerte, mit der Geschwindigkeit eines Pfeiles oder richtiger eines am Ende einer Schleuder sich kreisförmig bewegenden Steines dahin.
    »Schneller, schneller!« drängte Miß Campbell, welche ihre ängstliche Ungeduld nicht zu bemeistern vermochte.
    Beim Anblick der sich überstürzenden, brodelnden Wasserberge ließen einzelne Passagiere jedoch schon dann und wann einen leisen Schrei des Schreckens ertönen. In Erwägung der auf ihm lastenden Verantwortlichkeit zögerte der Capitän, weiter in die enge Fahrstraße des Corryvrekan vorzudringen.
    Die Schaluppe und den »Glengarry« trennte inzwischen kaum noch die Entfernung einer halben Kabellänge, das heißt ein Zwischenraum von dreihundert Fuß, auch konnte man jetzt deutlich die beiden Unglücklichen erkennen, welche in jener ihrem Verderben entgegeneilten.
    Es war ein bejahrter Seemann und ein junger Mann, der Erstere im Hintertheile ausgestreckt liegend, während der Zweite sich mit den langen Riemen abquälte.
    In diesem Moment schnellte eine ungeheure Woge den Dampfer hoch empor und brachte ihn in recht bedrohliche Lage.
    In der That, der Capitän durfte nicht weiter in die Meerenge hineindampfen, und hatte allein Mühe genug, das Schiff durch langsame Drehung der Radschaufeln mit dem Bug gerade gegen die Wellen gerichtet zu halten.
    Plötzlich glitt das Boot, nachdem es einen Augenblick auf haushohem Wellenkamme getanzt, zur Seite und verschwand.
    An Bord ertönte nur ein Schrei, ein Aufschrei des Entsetzens!…
    War das gebrechliche Fahrzeug in den Abgrund geschleudert worden? Nein. Es stieg auf dem Rücken einer anderen Woge wieder empor, und eine erneute Anstrengung des Ruderers brachte es näher der Flanke des Dampfers.
    »Achtung! Aufgepaßt!« riefen einige am Vordertheil stehende Matrosen.
    Sie schwangen ein zu Ringen zusammengelegtes Seil und paßten den rechten Augenblick ab, dessen Ende hinaus zu schleudern.
    Da bemerkte der Capitän eine Fläche ruhigeren Wassers zwischen zwei brandenden Kämmen und ertheilte den Befehl, der Maschine Volldampf zu geben. Der »Glengarry« drängte sich schneller vorwärts und wagte sich kühn zwischen die beiden Inseln hinein, während die Schaluppe noch einige Faden näher an seine Seite heranschwankte.
    Da flog das Seil hinaus, wurde erfaßt und um den Fuß des Mastes geschlungen, dann erhielt der »Glengarry« Gegendampf, um schneller frei zu kommen, während die an seiner Seite liegende Schaluppe im Schlepptau mitlief.
    In diesem Momente ließ der junge Mann die Ruder los, packte seinen Begleiter mit kraftvollem Arme, und unter Mithilfe der Matrosen des Dampfers wurde jener alte Seemann an Bord gezogen. Von furchtbarem Wogenschlag getroffen, während Beide in die Meerenge getrieben worden waren, war ihm jede Möglichkeit geraubt worden, die Anstrengungen des jungen Mannes zu unterstützen, der damit auf seine eigenen Kräfte beschränkt war.
    Dieser sprang indeß auf das Deck des »Glengarry«. Er hatte seine ganze Kaltblütigkeit bewahrt, sein Gesicht erschien ruhig und sein Auftreten bewies, daß sein moralischer Muth ebenso natürlichen Ursprungs war,

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