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Der grüne Strahl

Der grüne Strahl

Titel: Der grüne Strahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sie doch nicht ganz ihre Bewunderung
     

    »Und Sie sind gekommen, meine Herren?…« (S. 59.)
     
    des harmonischen Profils derselben, dessen scharfe Linien sich vom leuchtenden Hintergrunde, geschmückt mit den, die Spitze der mittelsten Bodenerhebung bedeckenden Ruinen eines Dänenschlosses, um so deutlicher abhoben.
    »Das war einstmals der Stammsitz der Mac Douglas von Lorne, bemerkte Bruder Sam.
     

    Während die kleinen Mädchen und Knaben über den Sand kollern. (S. 67.)
     
    – Und für unsere Familie, fügte Bruder Sib hinzu, besitzt jenes Schloß ein besonderes Interesse, weil es durch die Campbell’s zerstört wurde, die es nach schonungslosem Massacre aller Insassen in Brand steckten!«
    Diese Großthat schien ganz vorzüglich den Beifall Patridges zu finden, der zur Ehre des Clans leise in die Hände klatschte.
    Als man an der Insel Kerrera vorüber war, lenkte der Wagen in eine schmale Straße mit leichten Bodenwellen ein, die nach dem Dorfe Glachan führte. Dort rollte er über den künstlichen Isthmus, der in Form einer engen Brücke eine beschränkte Wasserstraße überspannt und die Insel Seil mit dem Festlande in Verbindung setzt. Nach Zurücklassung des Wagens in einer romantischen Thalschlucht, erklomm die kleine Gesellschaft den ziemlich steilen Abhang eines Hügels und nahm dann auf hervorspringendem Felsenrande, ganz nahe dem Ufer, Platz.
    Diesmal konnte nichts die nach Westen gerichteten Blicke der Beobachter behindern, weder das Eiland Easdale, noch die kleine Insel Inish, welche beide aussehen, als wären sie in der Nähe von Seil gestrandet. Zwischen dem Vorgebirge Ardanalish auf der Insel Mull, einer der größten der Hebriden im Nordwesten, und der Insel Colonsay im Südwesten erglänzte eine breite, ununterbrochene Meeresfläche, in welcher die Sonnenscheibe nun bald ihr Feuer löschen sollte.
    Ganz in Gedanken verloren hielt sich Miß Campbell immer ein wenig vor den Andern. Einzelne Raubvögel, Adler oder Falken, belebten allein diese Einöde und zogen große Kreise über den »Dens«, d. i. eine Art gleich Trichtern in felsiger Wand ausgehöhlter Thäler.
    Nach astronomischer Berechnung mußte die Sonne zu dieser Jahreszeit und unter dieser Breite genau um sieben Uhr vierundfünfzig Minuten in der Richtung links vom Vorgebirge Ardanalish untergehen.
    Einige Wochen später wäre es unmöglich gewesen, ihr Versinken hinter der Kreislinie des Meeres zu beobachten, denn dann hätte die Insel Colonsay sie dem Blicke entzogen.
    An eben diesem Abende waren also Zeit und Oertlichkeit für Beobachtung jener Erscheinung ganz passend gewählt.
    Jetzt bewegte sich schon die Sonne in sehr schräger Richtung über den vollkommen wolkenlosen Himmel.
    Kaum vermochten die Augen den Glanz ihrer in flammendes Roth übergegangenen Scheibe auszuhalten, den das Wasser in langen glitzernden Lichtstreifen wiederspiegelte.
    Und doch hätten sich weder Miß Campbell noch ihre Oheime dazu vermögen können, die Lider nur für einen Augenblick zu schließen – nein, jetzt in der entscheidenden Minute unmöglich!
    Doch bevor das Tagesgestirn den Horizont mit seinem unteren Rande berührte, stieß Miß Campbell einen Schrei der Enttäuschung aus.
    Eben tauchte ein seines Wölkchen auf, dünn wie ein Federstrich, aber lang wie der Wimpel eines Kriegsschiffes. Es trennte die Sonnenscheibe in zwei ungleiche Theile und schien mit derselben zum Meere herabzusinken.
    Ein Windhauch, wenngleich ein noch so leichter, hätte hinreichen müssen, dasselbe zu vertreiben, zu zerstreuen!… Der Windhauch kam nicht!
    Und als von dem Sonnenrund nur noch ein ganz kleiner Kreisschnitt sichtbar war, da verdeckte diese Dunstwolke die Linie zwischen Himmel und Wasser.
    Der sich in diesem zarten Wölkchen verlierende letzte Grüne Strahl hatte das Auge der Beobachter nicht erreichen können.
Neuntes Capitel.
Plaudereien der Frau Beß.
    Die Rückkehr nach Oban ging schweigend von statten. Miß Campbell sprach nicht, die Brüder Melvill wagten nicht zu sprechen, obgleich es doch ihr Fehler gewiß nicht war, daß jener so unzeitmäßige Rauch oder Dampf gerade eine solche Stelle eingenommen hatte, in welcher derselbe den letzten Strahl der Sonne abfing. Uebrigens brauchte man ja deshalb nicht zu verzweifeln. Die schöne Jahreszeit währte mindestens noch sechs Wochen. Es hätte doch ein ganz besonderer Unstern über ihnen walten müssen, wenn sich während der Dauer des Frühherbstes kein einziger schöner Abend mit einem

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